Winterspiele Deutsches Olympia-Ziel: Mehr als 19 Medaillen in Pyeongchang
Frankfurt/Main (dpa) - Die Rückkehr an die Spitze der einstigen Wintersport-Nation Nummer eins ist bei den XXIII. Olympischen Winterspielen vom 9. bis 25. Februar in Pyeongchang nicht zu erwarten.
Nach dem Absturz 2014 im Medaillenspiegel auf den sechsten Platz mit nur 19 Medaillen (8 Gold/6 Silber/5 Bronze) ist das Ziel des Deutschen Olympischen Sportbundes bescheiden. „Wir wollen zeigen, dass wir uns weiterentwickelt haben. Deshalb ist das Ergebnis von Sotschi das, an dem wir uns orientieren wollen“, erklärte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport des DOSB. „Wir wollen nach Möglichkeit die Zahl von 19 Medaillen, die wir dort gewonnen haben, übertreffen.“
2002 in Salt Lake City holten die deutschen Athleten auf Eis und Schnee 36 Edelplaketten, erreichten aber nur Rang zwei in der Medaillenwertung, weil Norwegen 13 und damit eine Goldene mehr als die Deutschen erkämpfte. Vier Jahre später in Turin reichten 29 Medaillen, darunter elf aus Gold, um am Ende auf Platz eins zu stehen. In Vancouver 2010 wurde das Niveau mit 30 Medaillen gehalten, bevor es den DOSB im russischen Sotschi kalt erwischte.
Die Leistungssportreform wird in Südkorea noch keinen Aufwind geben, da die neue Fördersystematik mit einer Potenzialanalysebewertung im Wintersport erst zum Olympiazyklus 2019 bis 2022 Wirkung entfalten kann. „Wir sind in einem laufenden Olympia-Zyklus, die Verbände haben nach den Analysen der Sotschi-Spiele ihre Konzepte in Richtung Pyeongchang aufgestellt“, sagte Schimmelpfennig. „Diese wollten wir nun auch in aller Ruhe konsequent durchziehen.“ Er sehe die „Effekte der Leistungssportreform“ für Pyeongchang noch nicht.
„Wir haben im vergangenen Jahr einen erfolgreichen Winter gehabt und können davon ausgehen, dass wir mit einer leistungsstarken Olympia-Mannschaft reisen werden“, sagte Schimmelpfennig, betonte aber: „Wer den Sport kennt, weiß aber, dass sich Ergebnisse nicht wiederholen.“
Nominiert werden die Olympia-Starter am 16. und 23. Januar. „Wir gehen von einer etwas größeren Mannschaft als in Sotschi aus, weil sich die Eishockey-Nationalmannschaft schon qualifiziert hat“, sagte Schimmelpfennig. Der DOSB plane mit 170 bis 180 Athleten; 2014 waren es 153. „Als Präsident wünsche ich mir erst einmal ein möglichst großes Team D und sichere und für unsere Athleten einmalige Spiele mit tollen Erlebnissen“, sagte DOSB-Chef Alfons Hörmann.
Angesichts der Krise um Nordkoreas Raketen- und Atomprogramm auf der Halbinsel werde die Lage aufmerksam beobachtet. „Grundsätzlich steht für den DOSB die Sicherheit für das gesamte Team Deutschland an oberster Stelle“, erklärte Hörmann. „Wir werden die Lage täglich weiter verfolgen.“
Bei einer Inspektionsreise im Oktober nach Pyeongchang konnte sich eine DOSB-Delegation ein Bild von den Vorbereitungen machen. „Die Sportstätten sind wirklich in einem guten Zustand“, berichtete Schimmelpfennig. Außerdem werde der Anspruch, ein Olympia der kurzen Wege zu bieten, erfüllt. „Vom Olympischen Dorf im Mountain Cluster können alle Wettkampfstätten, auch die im Coastal Cluster, in höchstens 45 Minuten erreicht werden“, sagte er.
Die Athleten werden in zwei Olympischen Dörfern in den Bergen und an der Küste untergebracht. „Die Bedingungen werden gut sein“, sagte Schimmelpfennig. „Es wird wieder recht spartanisch, aber eben olympisch spartanisch.“ Da man mit Athleten auch aus anderen Sportarten und anderen Ländern in dieser einmaligen Atmosphäre zusammen sein möchte, nehme man gerne in Kauf, „dass der Standard anders als in einem Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel“ sei.
Offen war 100 Tage vor Eröffnung der Winterspiele, ob in den beiden Dörfern auch russische Sportler einziehen werden. Die Untersuchung des Skandals bei den Sotschi-Spielen, wo der russische Gastgeber Doping seiner Athleten durch Sabotage im olympischen Analyselabor vertuschen wollte, ist noch nicht abgeschlossen.
die Arbeit der zwei Kommissionen des Internationalen Olympischen Komitees soll erst Ende November beendet werden. „Es wird zeitlich schon so langsam eng“, fürchtet Hörmann. Er hoffe, dass es nicht wieder „ähnliche Unsicherheiten und Irritationen“ wie vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro geben werde. „Das wäre kein guter Einstieg in die kommenden Olympischen und Paralympischen Spiele“, sagte der DOSB-Chef.