Flughafen Heathrow: Nadelöhr für die Spiele
London (dpa) - Auch die Mitarbeiter des größten europäischen Flughafens trainieren für Olympia: In einer zweistündigen Übung musste das Personal am Terminal 5 in London Heathrow kürzlich insgesamt 3000 Koffer in zwei Stunden abfertigen.
Zudem wurde ein Zusatzterminal vorgestellt - der Flughafen rüstet sich derzeit für die größte Herausforderung in seiner Geschichte. Denn für rund 80 Prozent aller Besucher, Sportler, Journalisten und anderer Beteiligter wird Heathrow zum Tor zu den Olympischen Sommerspielen 2012 im Königreich.
Besonders der 13. August könnte zur Belastungsprobe für den Flughafen werden. Voraussichtlich 137 800 Menschen und 200 000 Gepäckstücke werden am Tag nach der Abschlussfeier die Abfertigung passieren. Das sind 30 000 Passagiere und 50 000 Gepäckstücke mehr, als Heathrow sonst im Durchschnitt täglich zu bewältigen hat. Um mit den Massen fertig zu werden, hat der Flughafen ein zusätzliches Terminal mit 31 Check-In-Schaltern eingerichtet. Für die geplanten drei Tage Betrieb investierte man insgesamt mehr als 20 Millionen Pfund (knapp 28 Millionen Euro).
Doch scheint Heathrow schon vor Beginn der Sommerspiele seine Belastungsgrenze erreicht zu haben. Die Schlangen an der Passkontrolle sind lang, Einreisende aus Nicht-EU-Ländern müssen bis zu drei Stunden Wartezeit in Kauf nehmen. Während der Spiele sollen 16 mobile Teams zum Einsatz kommen, besonders um in diesem Bereich zu helfen. Mark Owen, Chef der britischen Grenzkontrollbehörde UK Border Force, versicherte, dass die Grenzer bestens vorbereitet seien auf den Besucher-Ansturm. „Wir wollen, dass Heathrow die beste Seite Londons repräsentiert.“
Der Flughafen kämpft schon seit Jahren gegen sein schlechtes Image. Im Februar hatten bereits zehn Zentimeter Schnee ausgereicht, um einen Großteil des Flughafens lahmzulegen. In Rankings landet Heathrow meist dann auf Platz 1, wenn es um Verspätungen geht. Auch chaotische Zustände bei der Gepäckausgabe am neuen Terminal 5 im Jahr 2008 brachten Negativschlagzeilen.
Selbst von Premierminister David Cameron gab es kürzlich Kritik. Es müsse mehr gegen die langen Warteschlangen an der Grenzkontrolle für Einreisende aus Nicht-EU-Staaten getan werden, sagte der Premier vor dem britischen Parlament. Er sei immer noch „nicht zufrieden“ mit der Länge der Warteschlangen, auch wenn für die Zeit der Olympischen Spiele zusätzliche Mitarbeiter für die Passkontrolle eingestellt werden sollen.
Dass auch Einreisende aus EU-Ländern mittlerweile bis zu einer Stunde an der Passkontrolle stehen, ist nicht zuletzt Folge der Sparpolitik der Regierung. Bis 2015 sollen 25 Prozent der Grenz-Kontrolleure entlassen werden. „Für die Zeit der Spiele holen sie einen Teil der Leute, die sie vorher entlassen haben, kurzzeitig wieder zurück“, erklärt Lucy Moreton, Generalsekretärin der Immigration Service Union, einer Gewerkschaft der britischen Zollangestellten. „Dazu kommen noch ein paar Leute aus anderen Bereichen, die meist nicht richtig auf den Job vorbereitet werden. Nach den Spielen müssen die meisten dann wieder gehen.“