BBL-Abstiegskampf: Offene Briefe und bezahlte Busse
Frankfurt/Main (dpa) - Eigentlich könnten sie sich in Ludwigsburg beruhigt zurücklehnen. Elf Siege - das reichte in der Vergangenheit nahezu immer, um in der Basketball Bundesliga zu bleiben. Doch in diesem Jahr ist alles anders.
Drei Spieltage vor dem Saisonende muss fast noch die halbe Liga um den Klassenverbleib bangen, die Neckar Riesen Ludwigsburg liegen als 17. lediglich vier Punkte hinter dem Mitteldeutschen BC auf Rang elf zurück. „Die Lage in der Liga ist irre, muss man sagen. So eng war's noch nie, dieses Jahr werden vielleicht noch nicht mal 13 Siege reichen, um die Klasse zu halten. Das hat es noch nie gegeben“, sagte BBL-Präsident Thomas Braumann.
Vor dem Abstiegskrimi zwischen dem 17. Ludwigsburg (22:40) und dem 16. Braunschweig (24:38) am Samstagabend lassen beide Clubs daher nichts unversucht. Die gastgebenden Neckar Riesen wandten sich in einem Offenen Brief an ihre Fans, die Gäste aus Niedersachsen übernehmen die Reisekosten für ihre Anhänger, um auch in Ludwigsburg auf lautstarke Unterstützung zählen zu können.
Ein Sieg, und Braunschweig ist durch, da die Phantoms in allen erdenklichen Mehrfachvergleichen mit anderen Teams die Nase vorn hätten. Coach Kostas Flevarakis setzt im Schwabenland vor allem auf sein Spielmacher-Juwel Dennis Schröder. Obwohl noch nicht gerettet, gestatten die Braunschweiger dem 19-Jährigen, in der kommenden Woche zur prestigeträchtigen Nike Hoop Summit in die USA zu fliegen. Als Gegenleistung für sein Fehlen bei der Partie in Würzburg am 20. April erhoffen sich die Verantwortlichen in Ludwigsburg einen besonders engagierten Schröder.
„Ich bin immer sehr motiviert, aber die Vorfreude auf Portland gibt mir noch einen kleinen Push obendrauf“, sagte der wieselflinke Point Guard, zum besten deutschen Nachwuchsspieler und zum am stärksten verbesserten Profi der Liga gekürt, der „Braunschweiger Zeitung“. „Wir wollen Dennis mit vollen Kräften und zu hundert Prozent fokussiert in den verbleibenden Spielen“, begründete Sportdirektor Oliver Braun die nicht selbstverständliche Entscheidung, Schröder den Trip zum Treffen der besten Nachwuchs-Basketballer der Welt zu gestatten.
Ludwigsburgs Trainer John Patrick musste nach der Niederlage in Hagen am Mittwoch vor allem Aufbauarbeit leisten. Vier Tage nach dem glanzvollen Sieg gegen die Artland Dragons ging den Neckar Riesen die Puste aus, gegen Braunschweig werden die Ludwigsburger aber noch einmal alles mobilisieren. „Ihr für uns - Wir für Euch!“ - unter diesem Tenor wandten sich die Spieler am Donnerstag an ihre Fans, die Arena soll am Samstag brennen.
Eine Niederlage würde zwar noch nicht das endgültige Aus bedeuten, die Chancen für die Schwaben aber drastisch minimieren. Doch in dieser verrückten Saison käme auch eine Last-Minute-Rettung bei den zur Zeit ebenfalls noch nicht geretteten Fraport Skyliners Frankfurt am letzten Spieltag nicht überraschend. Schließlich wird auch in Weißenfels, Trier, Bremerhaven und Bayreuth noch gezittert.