Nun gegen Frankreich EM-Lehrstunde für deutsche Basketballer gegen Litauen
Tel Aviv (dpa) - Nach der Lehrstunde gegen Angstgegner Litauen schalteten Dennis Schröder & Co. direkt in den Achtelfinal-Modus. Trotz des klar verpassten Gruppensiegs bei der EM wollen die deutschen Basketballer selbstbewusst zum K.o.-Duell mit Frankreich nach Istanbul starten.
„Es ist natürlich ärgerlich, dass wir den ersten Platz nicht bekommen haben“, sagte Schröder nach dem 72:89 gegen Mitfavorit Litauen in Tel Aviv. „Es ist aber auf jeden Fall ein Erfolg, dass wir nach Istanbul kommen. Wer dort härter spielt, wer jeden Ballbesitz besser spielt, wer in der Defense besser kämpft, hat die bessere Chancen - und das wollen wir sein.“
Bei der siebten Niederlage im siebten Turnierduell mit dem dreimaligen Europameister vom Baltikum bekam das junge Team von Bundestrainer Chris Fleming deutlich seine Grenzen aufgezeigt. Zum fünften Mal überzeugte Schröder mit 26 Punkten als bester deutscher Werfer, konnte während der entscheidenden Schwächephase in der zweiten Halbzeit aber auch keine Akzente setzen.
„Wir haben gegen einen absoluten Titelkandidaten verloren“, resümierte Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bunds. Ob er einen Knacks in der Mannschaft befürchte? „Quatsch! Die Jungs wollen in Istanbul noch ein bisschen länger bleiben, sie haben sich schon erkundigt, welche Kneipen es für ein nettes Essen gibt.“
Im Anschluss an die kräftezehrende fünfte Partie in sieben Tagen stand zunächst einmal Regeneration im Eisbad auf dem Programm. Um 5.30 Uhr am Donnerstag morgens geht es dann vom Teamhotel Richtung Flughafen, gegen 9.00 Uhr sollen alle vier Achtelfinalteilnehmer aus Tel Aviv gemeinsam nach Istanbul abheben.
Nach einem weiteren Ruhetag steht dann am Samstag das Duell mit Frankreich an. Die EM-Generalprobe gegen den derzeit schwächelnden EM-Dritten von 2015 war zuletzt in Berlin mit 79:85 verloren gegangen. „Wir haben noch eine Rechnung offen mit ihnen, in Istanbul kann alles passieren“, betonte Kapitän Robin Benzing. „Jetzt gibt's Do-or-Die-Spiele, wir müssen auf den Punkt da sein.“ Die Franzosen kassierten am Mittwoch in Helsinki eine 78:95-Klatsche gegen das ungeschlagene Slowenien und wurden nur Gruppendritter. Das deutsche Team kam auf Vorrunden-Platz zwei.
Vor allem Schröder erhielt seinem Team in einer glänzenden ersten Halbzeit lange Zeit noch die Chance auf den Gruppensieg. In knapp drei Minuten kurz vor der Pause traf der Aufbauspieler zwei Dreier, erzielte in diesem Zeitraum zwölf schnelle Punkte. Sein Alley-oop-Anspiel verwertete Youngster Isaiah Hartenstein per Dunk zum 43:42 - die erste und einzige deutsche Führung der Partie.
Angeführt von ihren beiden Größten, NBA-Center Jonas Valanciunas und Donatas Motiejunas, setzte sich Litauen in der zweiten Halbzeit immer weiter ab und bewies, dass es ein Titelanwärter ist. Mit einem 13:0-Lauf zog der Favorit bis auf 77:60 davon, das deutsche Team erzielte mehr als sieben Minuten lang keinen Punkt. Auch Schröder baute ab, lamentierte vergeblich über Schiedsrichterentscheidungen.
Nach der Partie bestätigte der 23-Jährige, dass er seinen Rucksack im Bus vergessen hatte. „Das passiert, es war mein eigener Fehler“, sagte Schröder. Beklaut fühle er sich aber nicht. Die ausgeschiedenen Israelis und Litauen waren im Teamhotel bestohlen worden, das bestätigten beide Verbände der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Die deutsche Delegation war davon nach eigenen Angaben nicht betroffen.