EM-Quali für DBB-Team in Gefahr - Pleiß fliegt in die USA

Oberhausen (dpa) - Noch eine halbe Stunde nach der 71:75-Niederlage der deutschen Basketballer gegen das Oranje-Team saß Tibor Pleißauf der Tribüne der inzwischen fast leeren König-Pilsener-Arena in Oberhausen und unterhielt sich.

Foto: dpa

Nach dem so ernüchternden Auftritt gegen die Niederlande suchte der Center erst einmal den Weg zu Freunden und Bekannten. Zu besprechen gab es in der Tat einiges für den 26-Jährigen: Die erste Niederlage in der EM-Qualifikation, durch die die Teilnahme an der Europameisterschaft 2017 ernsthaft in Gefahr gerät. Die eigene schwache Leistung mit mickrigen zwei Punkten und nicht einmal 15 Minuten Einsatzzeit. Und natürlich die eigene Zukunft, die nach der Vertragsauflösung bei den Philadelphia 76ers weiter ungewiss ist.

Wie sich herausstellte, waren es seine Abschiedsworte für diesen Sommer. Am Donnerstag teilte sein Management mit, dass Pleiß „umgehend“ in die USA fliegen werde, um sich in den Trainingscamps von zwei NBA-Clubs „noch in dieser Woche“ für einen neuen Vertrag zu empfehlen. „Ich gebe zu, es gibt bessere Zeitpunkte, das Team zu verlassen“, sagte Pleiß. „Aber ich kann leider viele wichtige Dinge, die meine Zukunft anbelangen, nicht beeinflussen.“ Um welche beiden Teams es sich handelt, blieb zunächst unklar.

Am Mittwochabend hatte Pleiß die Diskussionen um seine Zukunft nicht als Entschuldigung für seine schwache Leistung gegen die Niederlande gelten lassen wollen. „Wenn ich mir da zu viele Gedanken drüber machen würde, wäre ich nicht hier“, sagte der frühere Bamberger. „Es ist auch nicht der erste Sommer, wo man Entscheidungen treffen muss. Ich werde schon einen Club finden“, sagte Pleiß mit einem Schmunzeln, das bereits andeutete, dass die Verhandlungen hinter den Kulissen schon deutlich weiter fortgeschritten waren.

Interessant waren auch die Aussagen, die der 2,18-Meter-Mann zu seiner eigenen Leistung und der relativ kurzen Einsatzzeit traf. „Ich fühle mich gut“, sagte er angesprochen auf die nur etwas mehr als 14 Minuten, die er gegen die Niederländer auf dem Parkett stand. „Das war die Entscheidung des Coaches“, meinte er kurz und knapp.

Die Tatsache, dass er fast die komplette zweite Halbzeit von außen mit ansehen musste, wie sich seine Mannschaftskollegen gegen athletisch starke, aber spielerisch keineswegs übermächtige Holländer verloren, hatte Pleiß gewurmt. „Ich hätte meinem Team gerne noch weiter geholfen, aber wenn das die Entscheidung ist, dann akzeptiere ich das.“

Nun wird er der deutschen Mannschaft in den verbleibenden drei Partien in Dänemark am Samstag, gegen Österreich (14.9.) und in den Niederlanden (17.9.) gar nicht mehr unterstützen können. „Wir bedauern es sehr, dass Tibor der Mannschaft in einer schwierigen Situation nicht mehr zur Verfügung steht, aber wir wussten auch, dass eine solche Situation eintreten kann“, sagte DBB-Vizepräsident Armin Andres. „Wir werden jetzt das Beste daraus machen.“

Ob Bundestrainer Chris Fleming einen Spieler nachnominiert, ist noch nicht entschieden. Der Nationalcoach hatte seine Mannschaft nach der schwachen Leistung gegen die Niederlande für mangelnde Konstanz kritisiert. Die Unruhe durch die Entwicklung rund um Pleiß wird ihm deshalb gar nicht gefallen.