Interessantes Experiment: Basketball-EM in vier Ländern

Berlin (dpa) - Eigentlich sollte die am Samstag beginnende Basketball-EM in der Ukraine stattfinden. Doch wegen der dortigen instabilen politischen Situation wurde dem osteuropäischen Land das Turnier vom Kontinentalverband wieder entzogen.

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Weil in der Kürze der Zeit kein einzelner Ersatzkandidat zu finden war, entschied sich die FIBA Europe für ein Experiment: Erstmals findet das Kontinental-Event in vier Ländern statt. Neben Berlin, wo die deutsche Mannschaft um Superstar Dirk Nowitzki spielt, sind Riga, Zagreb und Montpellier Austragungsorte der Gruppenphase. Die K.o.-Runde findet dann ab dem 12. September im französischen Lille statt. Ein Überblick über die Vorbereitungen und Stimmungen in den EM-Städten.

RIGA: Die Hauptstadt fiebert der zweiten Basketball-EM in Lettland nach 1937 entgegen. Überall in der rund 650 000 Einwohner zählenden Ostsee-Metropole verweisen großflächige Plakate und Flaggen an den Hauptstraßen und Brücken auf das Turnier. Wo in der Sowjetzeit einst eine sechs Meter große Lenin-Statue stand, zählt in Riga jetzt eine Countdown-Uhr die noch verbleibenden Stunden bis zum ersten Korbwurf der lettischen Nationalmannschaft. Riga erwartet rund 70 000 Fans, die meisten davon aus den beiden Nachbarländern und Gruppengegnern Estland und Litauen. In der Stadt werden die Spiele in einer großen Fanzone übertragen.

MONTPELLIER: Im Zentrum des Interesses stehen in Montpellier die Spiele der französischen Nationalmannschaft. „Les Bleus“ gehen als großer Favorit ins Turnier und werden von einer großen Euphorie ihrer Anhänger getragen. Das bekam die deutsche Mannschaft bereits bei der klaren Testspielniederlage in Straßburg zu spüren. Im Zentrum der südfranzösische Stadt mit rund 270 000 Einwohnern ist für die Fans ein Areal im Zeichen des Basketballs eingerichtet worden. Dort können Anhänger der Teams vor der grandiosen Kulisse der historischen l'Opéra Comédie auch selbst spielen. Auch hier gibt es ein Public Viewing, zudem sind Konzerte geplant.

ZAGREB: In der kroatischen Hauptstadt findet an diesem Donnerstag quasi der EM-Auftakt statt. In einer großen lokalen Eröffnungsfeier stimmen sich die Kroaten auf der Turnier ein. Auf dem zentralen Ban-Jelacić-Platz wird auch der kroatische Premierminister Zoran Milanović anwesend sein. Danach gibt es ein Gratiskonzert des populären kroatischen Künstlers Prljavo Kazaliste. Die Tickets für das erste Spiel der Kroaten gegen Nachbar Slowenien waren sofort vergriffen. Insgesamt sind bereits 55 000 Karten für die 15 200 Fans fassende Arena verkauft. Angetrieben von den heißblütigen Fans wollen die Kroaten bei der EM eine gute Rolle spielen.

BERLIN: Die Arena am Ostbahnhof hat sich für die erste EM-Vorrunde in Deutschland seit 22 Jahren herausgeputzt. Rund um die Halle, in der sonst ALBA Berlin seine Heimspiel austrägt, ist ein große Fan-Zone eingerichtet, in der die Partien auch auf einer Leinwand übertragen werden. Die fünf Gruppenspiele von Dirk Nowitzki und Co. sind längst ausverkauft. Zudem gingen viele Tickets an türkische Anhänger, deren Mannschaft ebenfalls in Berlin spielt. Das Duell des Gastgebers gegen die Türkei am 8. September steht deshalb auch aus Sicherheitsgründen besonders im Fokus. Zuletzt gab es in der Euroleague beim Spiel ALBA gegen Galatasaray Ausschreitungen.

LILLE: Die nordfranzösische Stadt ist Austragungsstätte der K.o.-Phase. Im 27 000 Zuschauer fassenden Stade Pierre-Mauroy trägt normal der Fußball-Club OSC Lille seine Heimspiele aus. Die Organisatoren erwarten vor allem bei den Spielen von Topfavorit Frankreich Basketball-Feste in der Arena. Was für eine Stimmung im Stadion herrschen kann, wurde beim Davis-Cup-Finale im Tennis zwischen Frankreich und der Schweiz im vergangenen Jahr deutlich. Der französische Verband übernimmt ein wenige die Vorreiterrolle bei der Organisation. In Lille soll sich der Aufwand des FFBB mit der Titelverteidigung von Tony Parker und Co. auszahlen.