Nowitzkis Fingerzeig und Tunnelblick
Miami (dpa) - Dirk Nowitzki gibt Entwarnung, doch sein verletzter Finger bleibt Topthema des NBA-Finals: Mitspieler, Gegner, Fans und Journalisten rätseln, wie sehr der Superstar der Dallas Mavericks durch den Sehnenriss im Mittelfinger seiner linken Hand gegen die Miami Heat behindert wird.
Sogar Basketball-Bundestrainer Dirk Bauermann mischte sich aus der Ferne in die Diskussionen ein und dachte bereits an die EM im September in Litauen: „Wenn es das Knie oder der Fuß wären, müsste man sich größere Gedanken machen. So gehe ich aber davon aus, dass das seine Entscheidung, bei der EM zu spielen, nicht beeinträchtigt.“
Sechs bis acht Wochen muss der Finger ruhig gestellt werden. „Ich muss entweder mit einer Schiene spielen oder den Finger tappen, ich glaube aber nicht, dass das mich allzu sehr aus der Bahn werfen kann“, sagte Nowitzki vor der zweiten Partie am Donnerstag in Miami selbstbewusst. Nach der durchaus vermeidbaren 84:92-Niederlage zum Auftakt war der Würzburger um Normalität bemüht. Bereits am Mittwoch war dem 32-Jährigen die Verletzung, die er sich in einem Zweikampf mit Chris Bosh zugezogen hatte, kaum noch anzumerken. Die Fingerkuppe war getappt, das Gelenk durch eine Plastikschiene geschützt. „Es ist nicht meine Wurfhand“, sagte Nowitzki - und legte anschließend zum Beweis gleich eine Doppelschicht hin.
Zunächst trainierte er mit der Mannschaft und schob anschließend noch eine Extra-Einheit mit Holger Geschwindner nach. Sein Privatcoach und Mentor ist als Einziger aus Nowitzkis Umfeld bei den Finals dabei. Vater Jörg wäre auch gerne nach Amerika gekommen, hatte aber von seinem Sohn höchstpersönlich ein Einreiseverbot bekommen. „Er war 2006 in den Finals 2006 da und brachte kein Glück“, erklärte Nowitzki die strikte Maßnahme.
Deutschlands bester Basketballer will sich bei seiner Mission Titelpremiere von nichts und niemandem ablenken lassen. Für Familie oder Freunde hat er nach unnötigen Pleite im ersten Spiel gegen die Heat ohnehin kaum Zeit. Eine mögliche EM-Teilnahme hat er völlig ausgeblendet: „Das ist mir derzeit sowas von egal.“ Nowitzki steht unter Strom - und Dallas unter Druck. In den bisherigen 64 NBA-Endspielen sind 47 Mal die Teams Meister geworden, die Spiel eins der Serie gewonnen haben.
„Die Stimmung ist nicht toll, nach einer Niederlage ist man nie gut drauf. Aber das ist auch gut so. In den Playoffs ist nichts einfach, du musst für alles kämpfen und wir haben gesehen, dass wir einige Fehler gemacht haben“, sagte Nowitzki - und schloss sich dabei nicht aus. Zwar war er mit 27 Punkten bester Werfer der Partie, allerdings landeten nur sieben seiner 18 Versuche aus dem Feld im Korb. Eine insgesamt schwache Trefferquote der Mavericks, klare Nachteile bei den Rebounds und enttäuschende Leistungen von den Bank-Spielern taten ein Übriges.
Und jetzt ist der Superstar der Mavs auch noch verletzt. „Dirk ist keiner, der klagt. Und in dieser Phase der Saison setzt du sowieso nur aus, wenn du einen glatten Bruch hast“, sagte Mavericks-Trainer Rick Carlisle. Auch Mavs-Spielmacher Jason Terry hat grenzenloses Vertrauen in Nowitzki: „Dirk kann den Ball sogar mit geschlossenen Augen werfen oder ganz ohne Arme, wenn er muss.“