Neustart mit Nowitzki - Reicht die Zeit?
Bamberg (dpa) - Dirk Nowitzki ist wieder für Deutschland am Ball, doch die langersehnte Rückkehr des Basketball-Superstars wird nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen.
Vielmehr warten auf den 33-Jährigen und seine Mannschaftskollegen zwei arbeitsintensive Wochen, in denen es um Abstimmung, Eingewöhnung und eine komplett neue Hierarchie für die anstehende EM geht. Auch Basketball-Bundestrainer Dirk Bauermann sieht die Integration von Nowitzki und dessen NBA-Kollegen Chris Kaman als große Herausforderung: „Es gibt ein paar Fragezeichen: Wie gut erholt ist Dirk? In welchem Zustand stößt Chris zum Team? Wie reagieren die jungen Spieler darauf, auf einmal mit einem der besten Spieler der Welt zusammenspielen zu dürfen?“
Nowitzki selbst ließ anklingen, dass seine dreiwöchige Pause nach NBA-Titel und Party-Marathon natürlich viel zu kurz war, er sich dennoch auf einem guten Weg sehe. Gut gelaunt stieß der Würzburger zum Team in Bamberg, wo von Freitag bis Sonntag der traditionsreiche Supercup auf dem Programm steht.
Während das „German Wunderkind“ seine Mavericks noch am 12. Juni in Miami zum Titel führte, bestritt Kaman sein bislang letztes Pflichtspiel für die Los Angeles Clippers am 6. April. Danach absolvierte der 2,13 Meter große Center Einzeltraining in der Basketball-Halle auf seinem Grundstück. „Ich fühle mich ganz gut. Wir haben bei der EM eine gute Chance, mal sehen, wie schnell wir zusammenwachsen“, kündigte der vor drei Jahren eingebürgerte Kaman an.
Sechs Spiele in zehn Tagen bleiben der deutschen Auswahl, sich auf die Anwesenheit der beiden Ausnahmespieler einzustellen. „Wir haben natürlich schon in der bisherigen Vorbereitung unsere Spielsysteme an den beiden orientiert“, erklärte Bauermann, der für Nowitzki und Kaman noch zwei Akteure aus dem EM-Kader streichen muss. Schwierigkeiten erwartet er dadurch nicht. „Die hat es früher nicht gegeben und die sehe ich auch dieses mal nicht. Jeder weiß, welche Chance es für uns ist, dass Dirk und Chris dabei sind“, sagte Bauermann mit Blick auf die EM in Litauen (31. August bis 18. September).
Spielmacher Steffen Hamann sieht das genauso. „Dirk sagt nicht viel auf den Feld. Aber wenn er was sagt, dann das Richtige im richtigen Moment. Er lässt einfach lieber Taten statt Worte sprechen. Keine Frage: Er ist der Leader“, sagte Hamann im Interview mit dem „Nordbayerischen Kurier“.
Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass Nowitzki letztmals das Nationaltrikot übergestreift hat. Bei den Olympischen Spielen von Peking setzte es am 18. August 2008 gegen die USA eine verheerende 57:106-Klatsche. Die Begeisterung für Olympia nahm dem NBA-Champion diese Enttäuschung aber nicht. „Olympia war ein einmaliges Erlebnis. Ich möchte zusammen mit Chris versuchen, den jungen Spielern auch die Möglichkeit zu geben, einmal diese Erfahrung zu machen“, sagte der 33-Jährige, der bislang 127 Länderspiele absolviert hat.
Am Freitag kommt zum Auftakt des Supercups gegen Belgien endlich das 128. hinzu. Die Euphorie um Nowitzki ist riesengroß, für die Nationalmannschaft bedeutet des Comeback ihres Ausnahmespielers mitten in der Vorbereitung aber einen kompletten Neustart - einen mit großen Chancen, aber auch Risiken.