Serbien und Co. erinnern an früheren Glanz
Ljubljana (dpa) - „Srbija“ (Serbien), „Hrvatska“ (Kroatien) und vor allem „Mi, Slovenci“ (Wir, Slowenen): Nicht nur mit den Gesängen ihrer frenetischen Fans bestimmen die früheren jugoslawischen Staaten den Ton bei der Basketball-EM.
Da Titelverteidiger Spanien sowie Mitfavorit Frankreich kräftig schwächeln und Großmächte wie Griechenland oder Russland längst gescheitert sind, hofft das bislang dominierende Trio vor den Viertelfinals auf den lange ersehnten Coup. „Der Showdown mit Tony Parker wird Slowenien ins Paradies und den Kampf um Medaillen oder zu einer harten Landung auf dem Boden der Realität führen“, formulierte der TV-Sender RTV die Optionen mit Blick auf das Duell von Gastgeber Slowenien mit Frankreich am Mittwoch.
Noch heute ist der ehemalige Vielvölkerstaat Jugoslawien mit fünf Titeln hinter der Sowjetunion zweiterfolgreichste Nation der Euro-Geschichte. Doch der basketballerische Glanz am Balkan ist inzwischen längst verblasst: Seit dem WM-Coup des damaligen Bunds Serbien und Montenegro vor elf Jahren unter Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic gab es nur noch einmal EM-Silber für Serbien, Kroatien wartet seit 18 Jahren auf Edelmetall und Slowenien scheiterte fünfmal nacheinander in der K.o.-Runde.
„Die Erwartungen sind enorm, jeder träumt von der ersten EM-Medaille. Der Hype war unglaublich, zu Beginn des Turniers waren wir deshalb etwas nervös“, berichtete der ehemalige Bamberger Bostjan Nachbar, dessen Team in der Stozice Arena von rund 10 000 Anhängern angepeitscht wird. „Die Nervosität haben wir inzwischen abgelegt, es ist eine unglaubliche Erfahrung.“ Im Heim-Turnier bezwang Slowenien bislang Spanien, Griechenland und Italien, leistete sich zum Abschluss der Zwischenrunde gegen Finnland einen verschmerzbaren Ausrutscher.
Noch stärker als der nördliche Nachbar präsentiert sich bislang die Überraschungsmannschaft Kroatiens, die mit sieben Erfolgen nacheinander auftrumpfte und als Gruppensieger in die Runde der besten Acht einzog. „Wir sind schon so lange nicht mehr über das Viertelfinale hinausgekommen“, sagte Coach Jasmin Repesa vor der machbaren Aufgabe gegen die Ukraine am Donnerstag. „Wir sind fest entschlossen, es dieses Mal zu schaffen.“
Wie Kroatien und Slowenien setzt auch Serbien auf eine Mischung aus physischer Spielweise unter dem Korb sowie schnellen Aufbauspielern und profitiert als mit Abstand jüngste Auswahl des Turniers von der Erfahrung des Trainer-Routiniers Dusan Ivkovic. „Sie haben ein sehr starkes Team, ein sehr junges zwar, aber schon mit viel Erfahrung“, lobte Spaniens NBA-Center Marc Gasol und verspricht für das Viertelfinale am Mittwoch „ein spaßiges Spiel, eine Herausforderung.“
Die stolze Tradition treibe auch die junge Generation in allen drei Ländern wieder an, begründet die jugoslawische Basketball- Legende Petar Skansi den Aufschwung in Ljubljana und vollführt mehr als 20 Jahre nach dem Zerfall ein sportliches Gedankenexperiment: „Wenn sie alle wieder in einem Team spielen würden? Sie würden mit Sicherheit Europameister werden, daran gibt es keinen Zweifel.“