WM-Sieg über Zbik: Sturm lässt Kritiker verstummen
Köln (dpa) - Als „Hassduell“ war die Box-WM der einstigen Stall- und Trainingsgefährten Felix Sturm und Sebastian Zbik vermarktet worden. Dann ging es Freitagnacht in Köln ganz friedlich zu. Zu eindeutig verlief der Kampf.
Nach der Lektion im Ring gab sich Zbik kleinlaut. Keine Kampfansagen mehr - nur noch Lobeshymnen stimmte er auf seinen verhassten Gegner an. „Ich muss respektvoll und neidlos anerkennen, dass Felix mich klar besiegt hat“, sagte ein gezeichneter Sebastian Zbik nach der Aufgabe-Niederlage gegen Weltmeister Sturm. Wochenlang hatten sich Titelverteidiger und Herausforderer mit Schimpftiraden überzogen. Im Ring hatte dann nur noch einer das Sagen: Felix Sturm, der den von der WBA kreierten Titel Superchampion mit dem technischen K.o. in der zehnten Runde zum zwölften Mal verteidigte. „Heute hat man den Unterschied gesehen zwischen einem Weltmeister und einem Superchampion“, brachte es Ex-Weltmeisterin Regina Halmich auf den Punkt.
Denn der frühere WBC-Titelträger Zbik hatte vor 13 000 Zuschauern in der Lanxess Arena zwar stark begonnen - aber ebenso stark nachgelassen. Hatte er in den Anfangsrunden noch ganze Schlagkombinationen ins Ziel gebracht, dominierte Sturm das deutsche WM-Duell von der vierten Runde an beinahe nach Belieben. Sein linker Jab schlug immer wieder im Gesicht des 30 Jahre alten Neubrandenburgers ein, der sichtlich nach Luft schnappte.
„Meine Beine sind schwach geworden. Warum mir die Kraft gefehlt hat, weiß ich nicht“, sagte Zbik. Vielleicht weil Weltmeister Sturm pausenlos nach vorne marschierte und ihm keine Ruhepause gönnte. Nach der sechsten Runde fragte Trainer Artur Grigorian seinen Schützling zum ersten Mal, ob er noch weitermachen könne. Drei Runden später kapitulierten sie. „Wir haben uns heute für die Gesundheit entschieden“, meinte Zbik. Letztlich war wohl der Druck zu groß für ihn.
Die zweite Niederlage in Serie könnte das Karriere-Ende für Zbik bedeuten. „Jetzt konzentrier ich mich auf mein Studium. Ich krieg nur jetzt kein Bafög mehr dank Felix“, meinte der Sportmanagement-Student Zbik nach dem vielleicht letzten Zahltag seiner Boxerlaufbahn. Auch wenn sein Promoter, Universum-Chef Waldemar Kluch, ankündigte: „Wir lassen ihn jetzt nicht fallen. Wir müssen ihn wieder aufbauen.“ Auch Sturms Trainer Fritz Sdunek, lange Jahre Verantwortlicher in Zbiks Ecke, meinte: „Er muss jetzt noch nicht aufhören.“
Sturms Aussichten sind dagegen glänzend. Der 33 Jahre alte Leverkusener muss sich zwar bis zum 30. September dem unbesiegten Pflichtherausforderer Gennadi Golowkin aus Kasachstan stellen. Nach der Demonstration der Stärke vom Freitag jedoch gilt Sturm wieder als Favorit - zuvor war dem Superchampion unterstellt worden, vor dem regulären WBA-Weltmeister aus dem Stall der Klitschko-Brüder davonzulaufen.
„Golowkin war ein hervorragender Amateur, aber das zählt bei den Profis nicht“, sagte Sturm. „Er hat bisher nicht die großen Namen geboxt.“ Zu acht bis zehn Kämpfen will Sturm noch in den Ring steigen. Jetzt, da er als selbstständiger Unternehmer im Programm von Sat.1 boxt, wo Freitagnacht allerdings lediglich 3,98 Millionen Zuschauer (Marktanteil 16,9 Prozent) einschalteten, lohnt es sich richtig für ihn. „Es ist ein Alles-oder-Nichts-Sport für mich geworden“, sagte Sturm. Der Druck scheint ihm gut zu tun.