BVB hofft auf die Wende — mit Peter Bosz

Der Club spricht dem Trainer nach dem schmeichelhaften 1:1 in Leverkusen das Vertrauen aus. Der Platzverweis von Wendell bringt Bayer aus der Spur.

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Leverkusen. Anfang März dieses Jahres musste Roger Schmidt als Trainer von Bayer Leverkusen nach einem 2:6 bei Borussia Dortmund seinen Stuhl räumen. Ein Schicksal, dass seinem Dortmunder Kollegen Peter Bosz nach dem Spiel in Leverkusen am Samstag erspart blieb. „Wir wollen mit Peter Bosz die Wende schaffen“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Ein Treue-Bekenntnis, das mangels Handlungsspielraum eher zwangsläufig als überzeugend daherkam. Denn einerseits hatten die Schwarz-Gelben ja immerhin ein 1:1 (0:1) erreicht, und andererseits hätte der Zeitpunkt einer Trennung drei Tage vor der Reise zum Champions-League-Spiel bei Real Madrid (Mittwoch, 20.45 Uhr) wenig Sinn ergeben.

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Marcel Schmelzer, BVB-Kapitän

In Madrid geht es lediglich noch um Schadensbegrenzung, im Fernduell mit Apoel Nikosia soll der Abschied aus der Königsklasse durch die Qualifikation für die Europa League zumindest abgefedert werden. Im Duell mit Apoel Nikosia wohlgemerkt — einer überalterten Durchschnitts-Mannschaft von der Insel Zypern. „Wir werden die Partie in Madrid jetzt nutzen, um einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Für uns ist es wichtig, bei Real gut aufzutreten und um die Punkte zu kämpfen. Heute haben unsere Moral und unser Wille für einen Punkt gereicht“, sagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer.

In der Pressekonferenz kam Peter Bosz der Wahrheit deutlich näher. „Wir haben Mentalität gezeigt, doch mit der ersten Hälfte bin ich nicht zufrieden. Da haben wir keinen richtigen Fußball gezeigt. Unser Torwart hat uns gerettet und die Rote Karte gegen Leverkusen dann geholfen“, sagte der Niederländer.

Es war die Wende für den BVB in diesem bis dahin einseitigen Duell. Leverkusens brasilianischer Verteidiger Wendell stieg zu hart gegen Gonzalo Castro ein und wurde dafür nach Videobeweis in der 41. Minute vom Platz gestellt. „Wendell sitzt sehr traurig in der Kabine, denn bis zu seiner Szene hatten wir dominiert“, sagte Leverkusens Trainer Heiko Herrlich, und Kevin Volland erklärte: „Wir haben 40 Minuten überragend gespielt. Bei elf gegen elf wäre es auch in der zweiten Hälfte nur eine Frage der Zeit gewesen, bis wir das 2:0 erzielt hätten.“

Kein Widerspruch — es war ein Klassenunterschied, den die 30 210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena vor der Pause zu sehen bekamen. Die „Werkself“ war dem BVB in allen Belangen turmhoch überlegen. Mit Spielfreude, läuferischer Klasse und Sicherheit am Ball wurden viele Chancen kreiert. Vorwerfen lassen müssen sich die Leverkusener lediglich, dass nur Kevin Volland eine davon in der 31. Minute zum 1:0 verwerten konnte. „Von daher fühlt sich dieser Punkt nicht gut an“, sagte Herrlich.

Erst Wendells Platzverweis ermöglichte dem taumelnden sowie durch die zwei frühen Verletzungen von Philipp und Castro zusätzlich gebeutelten BVB ein Spiel auf Augenhöhe. Doch was ihm mit einem Mann mehr gegen die nun tief stehende „Werkszehn“ einfiel, zeigt die große Verunsicherung in dieser Mannschaft. Trotz 73 Prozent Ballbesitz lag das Schussverhältnis bei 9:15. In der 72. Minute hatte Volland selbst in Unterzahl frei vor Torwart Roman Bürki das 2:0 auf dem Fuß. Im Gegenzug gelang Andrey Yarmolenko Dortmunds schmeichelhaftes 1:1.

„Leverkusen ist ein gutes Team, das auch mit zehn Mann sehr gefährlich ist. Deshalb können wir mit dem Auswärtspunkt zufrieden sein“, diktierte Marcel Schmelzer. Ein Satz, der belegt, wie niedrig die Ansprüche inzwischen sind — schließlich gelang in den vergangenen elf Pflichtspielen nur im DFB-Pokal bei Drittligist 1. FC Magdeburg ein Sieg. Dass Club-Boss Watzke und Sportdirektor Zorc mit dem Punkt in Leverkusen ebenfalls zufrieden sind, ist deshalb unwahrscheinlich. Zumal es ohne Wendells Platzverweis wohl kaum zu einem Remis gereicht hätte.