DEB-Präsident Reindl: Bald Gespräch mit Cortina

Prag (dpa) - Fragen an den DEB-Präsidenten Franz Reindl nach dem letzten deutschen WM-Spiel gegen Österreich. Durch das 2:3 nach Penaltyschießen bleibt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zwar erstklassig, die Zukunft von Pat Cortina als Bundestrainer ist aber fraglich.

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Kein deutscher Sportler verliert gerne gegen Österreicher. Heute ist es das passiert, spielt das am Ende dieser WM überhaupt noch eine Rolle?

Reindl: Das spielt immer eine Rolle. Wir hätten gerne gewonnen. Heute hat uns der Punkt sehr geholfen. Das war das Notwendige, was man braucht, um sicher drinzubleiben. Das hat die Mannschaft erreicht. Aber der Tank war leer. Da war kein Diesel mehr zum Verbrennen. Die hat Mannschaft hat alles gegeben. Aber Österreich hat verdient gewonnen. Das muss man auch anerkennen.

Das Turnier hat holprig begonnen. Hatten sie irgendwann mal die Sorge, abzusteigen?

Reindl: Die Sorge hatte ich nicht, aber theoretisch ist so etwas immer möglich. Ich habe aber an die Mannschaft geglaubt. Da war eine gute Stimmung und ein guter Geist. Sie war auch sehr gut vorbereitet. Es hat halt nur etwas gebraucht, bis sie sich gefunden hat. Hut ab vor der Mannschaft. Auch das Trainerteam hat gut gearbeitet. Ich kann vor Pat Cortina nur den Hut ziehen. Er war sehr stark auch in einer Phase, in der die Mannschaft nicht so gut gespielt hat. Ich habe immer an die Mannschaft geglaubt.

Nach der WM 2011 in Bratislava sah es so aus, als habe das deutsche Eishockey einen großen Schritt nach vorne gemacht. Damals war man im Viertelfinale, hat die Russen und die Slowakei geschlagen, ein dramatisches Spiel gegen Finnland abgeliefert - man hat das Gefühl, als ginge es danach dramatisch bergab. Wie ist das zu erklären?

Reindl: Das ist so. Das hätte ich nicht besser ausdrücken können. Aber es ist dann viel passiert. Es sind viele Entscheidungen im sportlichen Bereich getroffen worden, die nicht okay waren.

Waren das verlorene Jahre für das deutsche Eishockey?

Reindl: Das würde ich nicht sagen. Denn man lernt ja auch daraus. Man kann den Fehler, den man einmal gemacht hat, nicht zweimal machen. Den Schwung der Heim-WM 2010 hat man bis 2011 mitgenommen. Aber dann hat es halt gestoppt. Seit 2012 ist die Stimmung um die Nationalmannschaft wieder schlechter gewesen. Jetzt hat sich das wieder positiv entwickelt. Diese WM war auf alle Fälle besser als die letzte.

Welche Entscheidungen waren nicht okay?

Reindl: Die Krupp-Ära zu beenden war ein Fehler ohne Not. Die Mannschaft war auf einem Top-Weg.

Uwe Krupp musste damals als Bundestrainer gehen, weil er Trainer in Köln wurde und eine Doppelfunktion eines Clubtrainers abgelehnt wurde. Wäre so etwas denn künftig wieder denkbar?

Reindl: Das hängt von vielen Dingen ab. Das wichtigste ist jetzt das Gespräch mit dem Pat. Darauf müssen wir dann aufbauen.

Der Vertrag mit Cortina läuft aus. Hat er eine Zukunft als Bundestrainer?

Reindl: Das sind Dinge, die ich jetzt nicht besprechen will. Ich habe immer gesagt, wir setzen uns nach der WM zusammen. Wir werden es vermutlich schon nächste Woche tun. Danach werden wir ein Statement abgeben.

Sie sind seit einem Jahr DEB-Präsident und haben kürzlich erst Reformen auf dem Weg gebracht, betonen zudem auch immer einen Neuanfang - gehört dazu nicht auch ein Neuanfang im sportlichen Bereich?

Reindl: Da ist schon was dran, klar. Aber dafür muss man erst die notwendige Gespräche führen.

Können sie sagen, was aus ihrer Sicht für Cortina und was gegen ihn spricht?

Reindl: Nein.

Weil sie es nicht können oder nicht wollen?

Reindl: Weil ich es nicht will. Es ist auch nicht fair. Man muss mit den Menschen ja selber sprechen.

Unabhängig von Pat Cortina: Müsste man einen zukünftigen Bundestrainer automatisch mit einem Zweijahresvertrag ausstatten? 2016 kann man wegen der folgenden Heim-WM ja nicht absteigen und wer auch immer künftig Bundestrainer ist, könnte ja in Ruhe auf die Heim-WM 2017 hinarbeiten...

Reindl: Das stimmt. Wir sehen mindestens einen Zweijahres-Rhythmus für unsere Entwicklung als wichtig an. Die WM in Russland 2016, die Olympia-Qualifikation 2016 und dann die Heim-WM 2017 - das sind die Meilensteine. In diesem Zeitraum brauchen wir ein Team für mindestens zwei Jahren. Da muss man sich jetzt entscheiden, mit wem man das machen will.

Es gab 22 WM-Absagen vor dem Turnier. Nicht alle Spieler waren verletzt. Wie erklären sie sich das?

Reindl: Man muss die Spieler emotional wieder mehr an das Nationalteam binden. Das ist in den letzten Jahren zu wenig geschehen.