1860 nach „Kampfpunkt“ vor Woche der Wahrheit
München (dpa) - Die größten Gewinner des Topspiels zwischen den gestoppten Seriensiegern des TSV 1860 München und dem FC St. Pauli saßen daheim vor dem Fernseher. In Fürth, Frankfurt, Düsseldorf und Paderborn war das 1:1 höchst willkommen im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga.
„Löwen“-Trainer Reiner Maurer ärgerte sich dagegen über „zwei verlorene Punkte“. Für Pauli-Coach André Schubert stand unter dem Strich ebenfalls „ein bitterer Punkt“. St. Pauli ist nach dem 24. Spieltag mit 47 Zählern Tabellenfünfter, 1860 bleibt mit 42 Punkten und einem Spiel weniger Sechster.
Die Münchner durften sich immerhin nach dem späten Ausgleichstor von Kevin Volland in der 88. Minute als moralische Sieger fühlen. „Das war ein Kampfpunkt“, erklärte 1860-Torhüter Gabor Kiraly: „Wir sind seit neun Spielen ungeschlagen, das ist eine Superserie.“
Die Hamburger Profis trotteten dagegen frustriert vom Rasen der Münchner Arena. „Das 1:1 fühlt sich an wie eine Niederlage“, sagte Florian Bruns, der die Gäste mit einem Foulelfmeter in der 33. Minute in Führung gebracht hatte. „Das war ein sehr freundliches Gastgeschenk“, rügte Maurer seinen Mittelfeldspieler Kai Bülow, der Pauli-Stürmer Petar Sliskovic ungeschickt im Strafraum umgegrätscht hatte.
Auch der Ausgleich entsprang einem groben individuellen Fehler. Der zögerlich agierende Mittelfeldspieler Patrick Funk ließ sich den Ball im eigenen Strafraum von Collin Benjamin abjagen, der Volland bediente. Der „Löwen“-Stürmer behielt die Ruhe und schoss den Ball mit links ins lange Eck. „Andere Spieler hätten da Panik bei so einer Aktion. Kevin hat das gut gemacht, ein Supertor“, lobte Kiraly den zehnfachen Saisontorschützen. „Der Punkt war sehr wichtig“, meinte Volland, haderte aber ebenfalls: „Es wäre mehr drin gewesen.“
In der Tat: In einem sehenswerten Zweitligaspiel vor 31 600 Zuschauern diktierte 1860 vor der Pause das Geschehen, vergaß aber das Toreschießen oder hatte Pech wie beim Pfostenschuss von Abwehrspieler Antonio Rukavina (14.). „Irgendwie hat die letzte Konsequenz in unserem Spiel gefehlt“, rügte Maurer. Er lobte aber die Moral seines Team, das sich am Ende mit dem 1:1 belohnte.
Von einem entscheidenden Rückschlag im Aufstiegskampf wollten die „Löwen“ nichts wissen, auch wenn sie erstmals in der Rückrunde nicht als Sieger vom Platz gingen. „Wer weiß, was der Punkt am Ende noch wert sein kann. Man kann nicht dauernd Riesenschritte machen“, erklärte Sportchef Florian Hinterberger. „Das Unentschieden bringt uns nicht weiter, aber es wirft uns auch nicht zurück“, betonte auch Vereinspräsident Dieter Schneider.
Den Weg weisen dürfte die anstehende „Englische Woche“ mit der Partie am Samstag beim FSV Frankfurt, dem Nachholspiel in Aue (14. März) sowie dem Heim-Derby weitere drei Tage später gegen Spitzenreiter Greuther Fürth. „Wir sollten auf die positiven Dinge aufbauen und nicht nur auf die Tabelle schauen“, empfahl Kiraly.