Aufsteiger Halle gibt Drittliga-Debüt

Halle (dpa) - Die Anspannung steigt mit jeder Stunde. 20 Jahre war der Hallesche FC in der Versenkung verschwunden. Am Samstag folgt endlich die Rückkehr auf anspruchsvolle Fußballbühne. Die dritte Liga startet in die neue Saison und der HFC gibt sein Comeback im Profibereich.

Das Umfeld ist noch glückselig vom Aufstieg und zuversichtlich angesichts der sportlichen Herausforderung. Es soll nicht beim kurzen Abstecher nach oben bleiben. Die Hallenser hatten sich im Mai in einem Herzschlagfinale am letzten Spieltag zum Meister der Regionalliga Nord gekrönt. Im Aufstiegsrennen setzte sich der Club dabei überraschend gegen die als übermächtig geltend angetretenen Holstein Kiel und RB Leipzig durch - zwei „durchaus drittligareife Teams“, wie Halles Trainer Sven Köhler betont. Er vertraut auch zukünftig der Aufstiegself - lediglich fünf Neuzugänge vermeldete der HFC. Von der Qualität seines 20 Mann kleinen Kaders ist Köhler fest überzeugt: „Wir haben das Zeug, uns in dieser Liga festzusetzen.“

Die wenigen Neuen haben sich gut eingefunden. Nils Pichinot und Pierre Dominik Becken gelten gar als Gewinner der Vorbereitung, in der die Saalestädter alle Spiele gewannen. Selbst gegen höherklassige Teams wie Zweitligist Erzgebirge Aue und Tschechiens Erstligist FK Teplice überzeugte die Köhler-Elf. Pichinot und Becken empfahlen sich gegenüber der Konkurrenz - und schafften für den Saisonauftakt am Samstag damit den Sprung in die Startformation.

Schon das erste Spiel wird für Halle vor heimischer Kulisse zur Bewährungsprobe - mit Kickers Offenbach ist gleich ein Aufstiegsaspirant zu Gast. Es folgen auswärts Zweitligaabsteiger Karlsruhe und der Vorjahres-Fünfte FC Rot-Weiß Erfurt. Der Liganeuling hat wahrlich kein leichtes Auftaktprogramm erwischt, weiß auch HFC-Kapitän Maik Wagefeld. „Wir tun gut daran, unsere Punkte gegen den Abstieg schnell zu sammeln“, erklärt er. Nichts anderes als „die Mission Klassenerhalt“ könne das Ziel sein.

1992 spielte der Club zuletzt in bezahlten Kreisen. Nach der Wiedervereinigung hatte man sich für die gesamtdeutsche 2. Bundesliga qualifiziert - und war nach einem Jahr dort direkt wieder abgestiegen. Seitdem dümpelte der Traditionsclub durchs Fußball-Niemandsland, plagte sich zudem mit wirtschaftlichen Turbulenzen. Regionalliga, Oberliga, selbst Verbandsliga waren trister Alltag der letzten Jahre. Entsprechend überschwänglich feierten Verein und Fans im Mai den Aufstieg in die dritte Spielklasse.

Der Hallesche FC ist der erste Vertreter Sachsen-Anhalts in der höchsten Liga des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Auf ihn warten nun weite Wege. Anstatt „nach nebenan“ zu Meuselwitz und Leipzig geht es jetzt an die Ränder der Republik, nach Aachen, Rostock oder Unterhaching.

Der Unterstützung des Umfelds können sich Spieler und Verantwortliche dabei zu jeder Zeit sicher sein. Die Anhänger sind noch euphorisch gestimmt vom neuen Stadion und dem Aufstieg. 1678 Dauerkarten wurden an den Mann gebracht - das ist Vereinsrekord. Für den Auftakt gegen Offenbach rechnen die Verantwortlichen mit 10 000 Zuschauern.