FCN nach Relegations-K.o. vor schwierigem Umbruch
Nürnberg (dpa) - In tiefer Trauer verabschiedet sich der 1. FC Nürnberg nach dem geplatzten Traum von der Bundesligarückkehr in eine Sommerpause voller Ungewissheit.
Den finanziell angeschlagenen Franken droht nach dem Aus in den beiden Millionenspielen gegen Eintracht Frankfurt ein hoch komplizierter Umbruch. An eine Wiederholung ihrer herausragenden Zweitligasaison ist nach den ersten tränenreichen Momenten des verpassten Aufstiegs kaum zu denken.
„Wir haben am oberen Limit gespielt, wir haben viel rausgeholt in dieser Spielzeit. Jetzt ist auch entscheidend, wer bleibt dabei, wer bleibt nicht dabei, wer kommt dazu“, sagte Trainer René Weiler nach dem frustrierenden Saisonfinale und deutete einen schweren Spagat an. „Es wird keine Selbstverständlichkeit sein, dass man die Spielzeit einfach so wiederholt, aber wir werden alles daran setzen, um auch in der neuen Spielzeit wieder vorne mitspielen zu können.“
Weiler wandte sich in der Kabine noch einmal in einer kurzen Ansprache an seine Spieler und entließ sie dann in den Urlaub. Für den auch selbst umworbenen Coach stellt sich allerdings die Frage: Wen aus seiner aktuellen Mannschaft wird er Ende Juni zum Trainingsauftakt begrüßen?
Sebastian Kerk hat sich während seiner Ausleihe an den „Club“ für eine neue Chance bei Bundesligarückkehrer SC Freiburg empfohlen, Werder Bremen besitzt bei Niclas Füllkrug eine Rückholoption, und auch Guido Burgstaller hat auf sich aufmerksam gemacht. Der FCN ist aufgrund seiner Lizenzauflagen wie in den jüngsten millionenschweren Fällen Alessandro Schöpf (Schalke 04) und Niklas Stark (Hertha BSC) auf den Erlös aus Spielertransfers dringend angewiesen.
„Für die Substanz und Wirtschaftskraft des Vereins wäre der Sprung ein Segen gewesen“, betonte Sportvorstand Andreas Bornemann. „Einfach wird es sicher nicht mit diesen Gegebenheiten“, räumte Weiler ein. „Ich kenne eigentlich aber fast nur komplizierte Situationen als Trainer.“ Es sei nun am Verein „richtige Lösungen“ zu finden.
In den beiden Relegationsduellen mit der Eintracht scheiterte der FCN daran. Die aus der 2. Bundesliga gekannte Wucht der Stürmer Füllkrug und Burgstaller verpuffte einfach an der Defensive der Hessen, von dem oft gelobten rasanten Offensivspiel der Nürnberger war nicht zuletzt beim 0:1 am Montagabend nichts zu sehen.
„Die Spieler haben alles probiert, aber sie konnten sich einfach nicht durchsetzen. Punkt. Schluss. 180 Minuten haben wir es nicht geschafft, uns gegen die Abwehr und gegen die Gegenspieler durchzusetzen“, sagte Weiler und räumte das Scheitern damit offen ein. „Die beiden Spiele zusammen hat man die Substanz und Qualität der Frankfurter gesehen. Die Mannschaft hat alles in ihrer Kraft Stehende getan, um sich dem entgegenzustemmen“, erklärte Bornemann.
Erstmals steht er als einer der FCN-Hauptverantwortlichen in der Pflicht, einen möglichst erfolgreichen Kader zusammenzustellen. Die nach dem Abstieg 2014 unter dem damaligen Sportvorstand Martin Bader und Trainer Valérien Ismaël sündhaft teuer zusammengestellte Mannschaft erweist sich dabei noch immer als Hypothek. Kreative Lösungen sind bei dem verschuldeten Traditionsverein gefordert.
Immerhin erhielt Bornemann von Weiler deutliche Signale auf eine weitere gemeinsame Zukunft. „Ich gehe davon aus, dass ich auch in der neuen Spielzeit hier sein werde“, sagte der Schweizer, der dann wohl auch auf Lichtblicke wie Hanno Behrens wird weiter setzen können. „Es wird sicher nicht einfach, es kann kompliziert werden. Wir schauen, dass wir Lösungen finden für die komplizierte neue Saison.“