Krawalle überschatten Spiele - Dynamo schon Herbstmeister
Leipzig (dpa) - 20 Verletzte in Osnabrück, Überfall auf eine Fan-Kneipe in Chemnitz: Teils schwere Krawalle haben am 16. Spieltag der 3. Liga den Fußball in den Hintergrund gedrängt.
Schon am Freitagabend war die Situation nach dem Spiel des VfL Osnabrück gegen den Halleschen FC (2:0) eskaliert, als etwa 50 VfL-Chaoten Polizisten und Anhänger des HFC angriffen. Zuvor hatten Hallenser im Stadion eine VfL-Fahne entwendet und die daraufhin einschreitende Polizei attackiert. „Es gab Ausschreitungen, die wir in dieser Dimension lange nicht erlebt haben“, sagte Polizeisprecher Alexander Meyer der „Neue Osnabrücker Zeitung“.
Insgesamt nahm die Polizei Personalien von 327 Personen auf, gegen die nun Anzeige gestellt werden soll. Der Fahnendieb wurde noch im Stadion ermittelt und festgenommen. Bereits kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit hatten HFC-Anhänger in ihrem Block massiv Pyrotechnik gezündet.
Keine Festnahmen, dafür hässliche Szenen vor einer Fan-Kneipe gab es vor dem Derby zwischen dem Chemnitzer FC und Erzgebirge Aue. Wenige Stunden vor Anpfiff attackierte eine Gruppe von Aue-Anhängern die Kneipe „A la Pub“, die als Treff der CFC-Fans gilt. An der Polizei ging das offenbar vorbei. „Ich kann keine Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Spiel bestätigen. Soviel ich weiß, gab es keine Festnahmen“, sagte eine Polizeisprecherin dem MDR. Das Derby gewann Aue mit 2:1.
Sportlich enteilt Dynamo Dresden immer mehr und krönte sich schon nach dem 16. Spieltag zum bislang frühesten Herbstmeister der Drittliga-Geschichte. Und das, obwohl der Spitzenreiter am Freitag beim SV Wehen Wiesbaden nur zu einem 1:1 gekommen war. Doch auch die Konkurrenz patzte. Preußen Münster verlor beim 1. FC Magdeburg mit 0:3, die SG Sonnenhof Großaspach unterlag bei Holstein Kiel mit 1:3. Kurz vor dem Amtsantritt des neuen Trainers Tommy Stipic verloren die Stuttgarter Kickers 1:4 gegen den FSV Mainz 05 II und rutschten auf einen Abstiegsplatz.
Der Tabellenzweite Münster liegt nun elf Punkte hinter Dresden, nachdem die Serie von zehn Spielen ohne Niederlage in Magdeburg gerissen war. Christian Beck, Lars Fuchs und Marius Sowislo trafen für den starken Neuling. Münsters Trainer war jedenfalls bedient. „Beck hat ja nicht sein erstes Tor erzielt. Wir wussten um seine Gefährlichkeit, konnten ihn aber nicht bremsen“, sagte Trainer Ralf Loose.
In Kiel lief Rafael Czichos zu großer Form auf. Der Holstein-Verteidiger schoss Großaspach mit seinen drei Toren im Alleingang ab. Damit verpasste der überraschend starke Provinzclub den Sprung auf Platz zwei. „Das ist natürlich ein besonderer Tag. Ich habe noch nie einen Doppelpack gemacht, jetzt mache ich drei“, sagte Czichos, der auch noch ein viertes Mal traf: Diesmal aber ins eigene Tor.
Immer schlimmer wird die Krise bei den Stuttgarter Kickers. Zwei Tage vor dem ersten Arbeitstag des neuen Trainers Stipic zeigte die Mannschaft ein desolates Bild. „Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, dass Spiele in unserer Situation reine Kopfsache sind“, sagte Stürmer Gerrit Müller. Bereits nach 62 Sekunden gerieten die Kickers in Rückstand, erholten sich davon nicht mehr. Damit dürfte für die Kickers endgültig der Abstiegskampf begonnen haben.