Nach Rostocks Hilfspaket: Jena plant für Liga vier
Jena (dpa) - Rainer Zipfel hat die Entscheidung der Rostocker Bürgerschaft pro Hansa nur noch mit einem gequälten Lächeln zur Kenntnis genommen.
„Wir tun wohl gut daran, es endlich anzunehmen.“ Der Präsident von Fußball-Drittligist FC Carl Zeiss Jena war trotz des sportlichen Abstieg lange zuversichtlich, dass am Stichtag 1. Juni noch einem anderen Kontrahenten die Lizenz verwehrt bleibt und der Thüringer Traditionsclub als erster Nachrücker die Klasse hält. Jetzt ist es Realität und Zipfel spricht es endlich aus: „Ab jetzt planen wir für Liga vier.“
Doch die Regionalliga-Planungen gestalten sich schwierig. „Wie viele Zuschauer kommen denn da? Keiner kann es mir sagen“, beschreibt Zipfel nur eine von vielen Unsicherheiten. Auch die Sponsorenaquise ist nicht einfach. Und wie bei jedem Abstieg steht auch der personelle Umbruch bevor. Aus dem aktuellen Kader hat niemand mehr Vertrag. Auch Trainer Petrik Sander hat sich noch nicht zu einem weiteren Engagement geäußert.
„Wir lassen uns jetzt nicht wie die Sau durchs Dorf jagen, nur um irgendwen zu verpflichten - mit Geld, das wir nicht haben. Das bereuen wir später nur“, mahnt Jenas Vereinsboss an. Stattdessen erinnert man sich lieber an die eigenen Talente. A-Junioren wie Marius Grösch, Tino Schmidt und Sebastian Fries erhalten künftig ihre Chance in der Ersten. Man will wieder weg von teuren Legionärsverträgen, die zuletzt nur der klammen Kasse schmerzten, nicht aber den sportlichen Erfolg brachten.
Mangelnde Kontinuität im Kader und auf der Trainerbank war Jenas Verhängnis der vergangenen Jahre. Neuverpflichtungen erwiesen sich zumeist als Fehleinkäufe. Selbst bundesligaerfahrene Routiniers wie Jan Simak oder Alexander Voigt enttäuschten. Nach Wochen der Erfolglosigkeit trennte man sich im November von Trainer Heiko Weber - zu spät wohl. Unter Nachfolger Petrik Sander stellte sich der Erfolg zwar ein Stück weit wieder ein - unter ihm holte die Mannschaft immerhin 28 Punkte in 22 Spielen. Am Ende aber fehlten Jena sechs Zähler zum rettenden Ufer. „Wir müssen die Fehler in Ruhe analysieren“, sagt Zipfel.
Vorher steht noch ein letztes Pflichtspiel an: das Finale im Landespokal am kommenden Mittwoch. Ein Sieg gegen den ZFC Meuselwitz soll den Einzug in den DFB-Pokal und damit wichtige Zusatzeinnahmen für die Liga ohne Fernsehgelder bescheren. „Es geht hierbei auch um Anstand - und letztlich um jeden Spieler selbst. Am Ende stehen sie dann wieder vor unserer Tür, selbst wenn es für die Hälfte des Geldes ist“, betont Zipfel.