RB Leipzig: Ein Aufsteiger als Klassenprimus
Leipzig (dpa) - Ein Aufsteiger als Primus. Was in Bundesliga und 2. Liga unmöglich wäre, ist in der 3. Liga Realität. Aufsteiger RasenBallsport Leipzig sorgte schon in der Sommerpause für einen Spitzenwert.
Während die chronisch knapp kalkulierende Konkurrenz auf ablösefreie und ausgeliehene Spieler setzen muss, investierte Leipzig mehr als eine Million Euro in neue Akteure - mehr als je ein Verein seit Einführung der bundesweiten 3. Liga im Jahr 2008/2009 zuvor.
Dabei machte Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick seine Ankündigungen wahr und holte vor allem junge Spieler nach Leipzig. „Wir gehen ganz bewusst einen anderen Weg, weil wir mit Nachhaltigkeit Spieler entwickeln wollen“, sagte Rangnick zu den bis auf Tobias Willers vom Relegationsgegner Sportfreunde Lotte eher unerfahrenen Neuzugängen. Mit den Deutschen Denis Thomalla und Joshua Kimmich sowie dem Griechen Christos Papadimitriou und dem Dänen Yussuf Poulsen kamen gleich vier aktuelle Junioren-Nationalspieler. Vor allem Poulsen und Kimmich, an denen auch zahlreiche höherklassige Vereine interessiert waren, gelten als Königs-Transfers.
Bereits 15 Trainer nennen RB Leipzig in einer dpa-Umfrage als Aufstiegsfavorit. Leipzigs Trainer Alexander Zorniger stapelt dagegen noch tief: „Wir wollen so schnell wie möglich in der dritten Liga ankommen und die Leistungsfähigkeit der Mannschaft weiterentwickeln.“ Er sieht Preußen Münster, den 1. FC Heidenheim und auch den Chemnitzer FC vorne.
In der Vorbereitung versuchte Zorniger, mit seiner Mannschaft mehr taktische Systeme einzustudieren und das Umfeld nach einer Saison, in der man ungeschlagen blieb, wieder an Niederlagen zu gewöhnen: „Es klingt verrückt, aber wir können auch Spiele verlieren“, sagte Zorniger. So unterlag Leipzig bereits in der Vorbereitung dem Schweizer Serienmeister FC Basel (2:3), dem dänischen Zweitligisten HB Køge (0:1) und zuletzt Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC (0:1).
Zorniger ist es wichtig, aus den knappen Niederlagen zu lernen: „Das schärft die Sinne. Wir müssen das einordnen und analysieren.“ Nach zwei verpatzten Aufstiegsversuchen aus der Regionalliga ist die sportliche Führung in Leipzig vorsichtiger geworden. Niemand spricht vom Ziel, sofort aufsteigen zu müssen.
Das Ziel bleibt mittelfristig aber die Bundesliga. Die Infrastruktur des durch den Getränkehersteller Red Bull mit rund 100 Millionen Euro geförderten Vereins ist längst erstklassig - wie auch die Leipziger WM-Arena. Um die Regeln im deutschen Profi-Fußball zu erfüllen - die eine Mehrheitsbeteiligung eines Investors eigentlich untersagen - wurden die Vereinsstatuten trotz der Investitionen des im Sport so umtriebigen Sponsors bereits geändert.
Auch die Fans in Leipzig und Umgebung nehmen den Club an. Rangnick ist „voller Hoffnung, dass wir mehr als 10 000 Fans im Schnitt im Stadion haben werden“. Die Vorfreude in der Messestadt ist riesengroß, sehen die Leipziger doch zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder Drittliga-Fußball. Und viele Fans hoffen insgeheim, dass es schon nächstes Jahr, nach 16 Jahren, wieder Zweitliga-Fußball sein wird.