Sandhausens Ende mit Ansage: „Abstieg auch eine Chance“
Sandhausen (dpa) - Der Abstieg des Tabellenvorletzten SV Sandhausen wurde zwar erst durch den Sieg von Dynamo Dresden am Freitag gegen Paderborn besiegelt. Doch bereits davor hatte sich abgezeichnet, dass das erste Zweitliga-Abenteuer der Clubgeschichte schon nach einem Jahr vorbei sein würde.
Entsprechend gefasst reagierte die Führung des künftigen Fußball-Drittligisten. „Ein Abstieg bietet auch eine Chance“, hatte Präsident Jürgen Machmeier schon vor der Nachricht aus Dresden gesagt.
Allerdings müssen die Nordbadener nun gewaltige wirtschaftliche Probleme lösen, denn dem Verein stehen künftig rund 5,5 Millionen Euro weniger als in Liga zwei zur Verfügung. Und noch fehlt ein siebenstelliger Betrag, um die Drittliga-Lizenz zu erhalten. „Wir werden die Bedingungen erfüllen“, erklärte Machmeier und kündigte an, die Strukturen in der Kurpfalz zu verbessern und die sportliche Leitung auf mehrere Schultern zu verteilen.
Nicht mehr dazugehören wird Trainer Hans-Jürgen Boysen, der seinen Abschied im Abstiegsfall schon vor dem wertlosen 3:1 (1:1) am Samstag gegen den FC Ingolstadt 04 ankündigt hatte. Die Tore für Sandhausen erzielten vor nur noch 2850 Zuschauern im Hardtwaldstadion Nicky Adler (7.) und zweimal Andrew Wooten (58., 83.), Gäste-Profi Christian Eigler hatte zwischendurch ausgeglichen (26.).
Boysens Vertrag hätte sich nur bei einem Klassenverbleib verlängert. Der 55-Jährige löste im November Gerd Dais ab, der die Mannschaft vor zwei Jahren vor dem Abstieg in die Regionalliga bewahrt und mit dem Aufstieg des Provinzclubs in die Zweite Bundesliga eine kleine Sensation vollbracht hatte.
Doch nach einem guten Saisonstart, der den SVS zwischenzeitlich sogar auf den dritten Platz führte, ging es im Herbst steil bergab. Boysen sorgte nach seinem Einstieg zwar für einen kleinen Aufschwung, doch die vielen Ausfälle konnte auch er nicht kompensieren. „Die Verletztenmisere hat sich wie ein roter Faden durch die Saison gezogen“, erklärte Geschäftsführer Otmar Schork und sieht darin den Hauptgrund für das Scheitern.
Das könnte nur dann noch verhindert werden, wenn der finanziell gebeutelte VfR Aalen keine Lizenz mehr erhalten würde. „Man wünscht keinem Konkurrenten etwas Schlechtes. Deshalb spekuliere ich nicht“, meinte Machmeier. „Wir sind abgestiegen und planen für die 3. Liga.“
Schork musste sich derweil die Kritik gefallen lassen, er habe den Kader falsch zusammengestellt. Von 14 Neuzugängen waren nur Timo Achenbach und Wooten Verstärkungen. „Wir sind auf dem Markt an unsere Grenzen gestoßen“, wehrte sich Schork. Als Anfang April der Kapitän und beste Torschütze Frank Löning für den Rest der Saison ausfiel, war das ein weiterer Schock für das Team, in dem 13 Spieler Verträge über die Saison hinaus haben. Dieses Gerüst soll nun mit jungen Spielern aus der dritten Liga und der Regionalliga ergänzt werden.