Zweite, bunte Liga: Was außer Effenberg noch los ist
Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Fußball Liga spricht gerne von der „besten zweiten Liga“ der Welt. Jedenfalls hat das Unterhaus der Bundesliga stets hohen Unterhaltungswert - und das nicht erst, nachdem der SC Paderborn Stefan Effenberg verpflichtet hat.
Was bei den 18 Clubs in dieser Saison bislang los war - auf und neben dem Platz:
VFL BOCHUM: Gertjan Verbeek arbeitet mit großem Erfolg beim Tabellenführer, erweist sich aber auch an der Ruhr als eigenwilliger Kauz. Richtig ausgerastet ist der Trainer, als ihm eine Boulevard-Zeitung unterstellte, er habe den Aufstieg als Ziel: „Ihr seid Arschlöcher!“
SC FREIBURG: Die Südbadener haben den Abstieg aus der Bundesliga gut weggesteckt und punkten nicht nur auf dem Platz: Der Film mit den bemerkenswerten Worten von Trainer Christian Streich zur Flüchtlingsproblematik ist ein Renner im Internet.
FC St. PAULI: Vor dem Spiel bei RB Leipzig Ende August hat der FC auf seiner Homepage das dem Red-Bull-Logo ähnelnde RB-Logo entfernt. Dort liest man seither schlicht Leipzig. Denn der Kiez-Club steht dem Kommerz äußerst kritisch gegenüber. „Wir behalten uns das Recht vor, in eigenen Publikationen unsere Sicht der Dinge kundzutun“, hieß es.
EINTRACHT BRAUNSCHWEIG: Der Skandalclub von einst ist längst seriös geworden. Manager Marc Arnold und Trainer Torsten Lieberknecht stehen für Kontinuität und Ruhe trotz des Bundesliga-Abstiegs 2014. Für Unterhaltungswert sorgt Lieberknecht während der Spiele dennoch. Der sonst so besonnene und bodenständige Pfälzer lebt am Spielfeldrand oft brüllend, hüpfend und trampelnd all seine Emotionen aus.
RB LEIPZIG: Nur ein Jahr bleibt Ralf Rangnick als Trainer bei RB im Amt, ab dem kommenden Sommer will er sich wieder ganz auf die Aufgabe als Sportdirektor konzentrieren. Aufkeimende Gerüchte, Ex-Borussia-Mönchengladbach-Trainer Lucien Favre solle dann sein Nachfolger werden, verwies Rangnick aber ins Reich der Fabel.
SPVGG GREUTHER FÜRTH: Von den drei bayerischen Zweitligisten geht es in Fürth am beschaulichsten zu, was auch mit dem starken Saisonstart zusammenhängt. Nach dem heftigen 0:5 zuletzt gegen Bochum ist es aber auch bei der SpVgg mit der Ruhe erstmal vorbei, Trainer Ruthenbeck übte danach etwa deutliche Kritik am Verhalten der eigenen Fans.
1. FC HEIDENHEIM: Die Mannschaft der Bodenständigen. Erfolgscoach Frank Schmidt und Kapitän Marc Schnatterer haben einen Vertrag bis 2020 - spielen auch im zweiten Jahr nach dem Aufstieg einen Klasse-Fußball. Negativ-Schlagzeilen überlässt das Team von der Ostalb lieber anderen Clubs.
SV SANDHAUSEN: Mit drei Punkten Abzug in die Spielzeit gestartet - und eines der Überraschungsteams. Nach dem 3:1 bei St. Pauli hatte Präsident Jürgen Machmeier Freudentränen in den Augen. Derzeit fehlt zum großen Glück nur die Unterschrift von Trainer Alois Schwartz zur Vertragsverlängerung.
1. FC KAISERSLAUTERN: Hat eine Trainerentlassung - Konrad Fünfstück kam für Kosta Runjaic - schon hinter sich. Der enorme Aderlass in der Sommerpause hat Spuren hinterlassen beim Traditionsclub. Und die Fans sind nach den verpassten Aufstiegen in den vergangenen drei Jahren etwas ungehalten.
1. FC NÜRNBERG: Der stolze „Club“ träumt weiter von der schnellen Bundesliga-Rückkehr. Nach turbulenten Monaten mit Führungsgerangel und Fan-Eklats samt einem Team-Rapport auf einem Autobahnparkplatz warfen die Franken zuletzt beide Vorstände und Fußball-Chef Wolf raus. Nach einem Millionen-Minus muss der FCN kräftig sparen.
FSV FRANKFURT: Nach dem „Schwarzen Freitag“ mit dem 0:4 gegen den FC Heidenheim ist klar: Das Team von Tomas Oral muss sich wieder mit dem Abstiegskampf beschäftigen. Der beklagt schon mal mangelnde Unterstützung der Zuschauer.
ARMINIA BIELEFELD: Meier macht's möglich: Aufsteiger Arminia rangiert mit nur einer Niederlage aus zehn Spielen im Mittelfeld. Jetzt geht's für Meier in die alte Heimat nach Düsseldorf, wo der Trainer große Erfolge feierte.
1. FC UNION BERLIN: Der Berliner Kult-Club mit den Aufstiegs-Ambitionen verpflichtete Anfang September Trainer Sascha Lewandowski für Norbert Düwel. Der Erfolg des Neuen ist bisher sehr übersichtlich: Union, am Samstag Gastgeber für den 1. FC St. Pauli, gewann erst zwei Spiele und rangiert auf Rang 13.
KARLSRUHER SC: Die Ankündigung von Trainer Markus Kauczinski, zum Saisonende zu gehen, muss der KSC erstmal verkraften. Dabei macht dem Club noch der in der Relegation so knapp verpasste Aufstieg und der Abgang von Profis wie Torjäger Rouwen Hennings zu schaffen.
SC PADERBORN 07: Präsident Finke ist immer für eine Überraschung gut: Jetzt soll der „Tiger“ die Fußballprovinz aufmischen. Und alle schauen nach Ostwestfalen. Am Freitag sitzt Stefan Effenberg dann erstmals auf der Trainerbank in der Benteler-Arena.
FORTUNA DÜSSELDORF: Die Mannschaft im Keller, der Vorstandsvorsitzende weg - bei der Jahreshauptversammlung am nächsten Mittwoch wird es in Düsseldorf hoch hergehen. Auch Trainer Frank Kramer muss sich nach sechs Punkten aus zehn Spielen der Kritik stellen.
TSV 1860 MÜNCHEN: Die Sechziger stehen durch ihr Vereinskonstrukt mit Investor Ismaik wie kein anderer Zweitligist für Chaos. Nach drei Trainern in der Vorsaison und dem Fast-Absturz in Liga drei gab es zuletzt schon wieder einen neuen Coach zu vermelden: Zweitliga-Rekordmann Möhlmann soll die „Löwen“ diesmal retten.
MSV DUISBURG: Nur fünf Punkte holte der Tabellenletzte und kassierte mit 23 Toren die meisten Gegentreffer. Die Bilanz von Trainer Gino Lettieri ist alles andere als gut. Dennoch hält Duisburgs Präsident Ingo Wald an ihm fest: „Bei uns gibt es keine Trainerdiskussion.“ Immerhin: Zuletzt gab es den ersten Sieg.