Dominguez ist stärker als je zuvor
Der spanische Verteidiger in Diensten von Borussia Mönchengladbach hat seine Schwächen abgelegt und agiert nun äußerst souverän.
Mönchengladbach. In Paderborn war’s. Da wurde Sportdirektor Max Eberl auf Korsettstangen angesprochen, die bislang von der Rotation bei Borussia ausgenommen sind. Es ging um Tony Jantschke, Martin Stranzl, Christoph Kramer und Granit Xhaka.
Doch Eberl fehlte ein Name. Wäre er Lucien Favre, hätte er vermutlich gesagt: „Vergessen Sie mir Dominguez nicht!“ Aber Eberl ist nicht Favre, und so sprach er eben vom „Alvaro Dominguez, der sich momentan in einer überragenden Form befindet“.
In den Augen vieler ist der Spanier, der 2012 als Nachfolger des zum FC Bayern abgewanderten Dante von Atletico Madrid nach Mönchengladbach gekommen war, in diesen Wochen endgültig aus dem Schatten seines prominenten Vorgängers getreten. „Ich denke, ich habe immer gut gearbeitet. Aber natürlich, wenn die Mannschaft gut spielt und gewinnt, wirkt auch die Leistung des Einzelnen besser“, sagt Dominguez selbst.
Als er vor zwei Jahren kam, war Dantes Schatten groß. Und die Ablösesumme von acht Millionen Euro ließ ihn noch einmal wachsen.
Ein Transfer dieser Größenordnung weckte die Erwartung, dieser Dominguez müsse ad hoc den Weggang des Brasilianers kompensieren können. Zumal er ja als zweifacher Europa-League-Gewinner kam, als gestandener Profi aus der Primera Division. Doch Dominguez brauchte Zeit, sich an die im Vergleich zu Spanien vielleicht technisch nicht so versierte, dafür aber physisch anspruchsvollere und vor allem ausgeglichene Bundesliga zu gewöhnen. Er spielte oft durchschnittlich, selten auffällig gut. Über Monate. „Die erste Zeit war ein bisschen schwierig. Aber ich habe gelernt, ich bin jung und muss immer weiter dazulernen“, sagt Dominguez heute.
Er hat gelernt. Auf dem Platz, wo er mittlerweile ein Selbstverständnis in Zweikämpfen ausstrahlt, das den Nebenleuten gut tut. Sein Aufbauspiel ist sicherer, sein Stellungsspiel besser. Egal, ob er nun innen oder links spielt. „Wenn die Mannschaft als Ganzes gut nach hinten arbeitet, ist es für die Abwehrspieler einfach“, sagt er. Doch auch neben dem Platz ist er nicht untätig. Er steht seinem Auslandsaufenthalt offen gegenüber, ist aufgeschlossen und hungrig nach Erfahrungen.
Sein Deutsch ist nach knapp zwei Jahren viel besser als das von ausländischen Profis, die ein Jahrzehnt in Deutschland verbringen. Das bringt den früheren Sport- und Wirtschaftswissenschaften-Student jeden Tag weiter. „Klar ist es einfacher, wenn du dich mit dem Trainer und den Mitspielern verständigen kannst und du alles verstehst“, sagt der 25-Jährige.
Sein Aufschwung bei Borussia ist auch in der Heimat nicht verborgen geblieben. „In Spanien sehen sie auch die Tabelle, und sie sehen, dass wir auf Rang zwei liegen. Das pusht Borussias Namen — und meinen auch“, sagt Dominguez. Geht seine Entwicklung so weiter, rückt vielleicht auch der Traum von Nationalmannschaft näher. „Ich muss im Verein gute Leistungen bringen, dann kommt das andere vielleicht. Ich mache mir keinen Druck. Ich spiele hier in Mönchengladbach, ich bin glücklich, und das ist gut“, sagt er. Vor allem für Borussia.