Borussia Mönchengladbach Gladbach besteht Stresstest in München nicht
Mönchengladbach ist beim 0:2 in München überfordert. Auch weil die Bayern den Schlendrian schon wieder abgelegt haben.
München. War es der Reisestress? Das Fehlen einiger Leistungsträger? Die notorische Auswärtsschwäche? Oder doch einfach nur die enorme Stärke des Gegners? Borussia Mönchengladbach rang nach der ernüchternden 0:2-Niederlage bei Bayern München nach Erklärungen. „Wir waren viel zu passiv, haben die Bayern spielen lassen. Für einen Sieg kamen wir nicht infrage“, sagte Gäste-Trainer André Schubert völlig zu Recht. Manager Max Eberl sprach von einem Lerneffekt für die Fohlen-Elf, die drei Tage nach dem Erfolg bei Celtic Glasgow gegen ein internationales Schwergewicht an Grenzen stieß: „Wir haben noch nicht das Niveau, zweimal hintereinander Champions League zu spielen.“
Das klang vorher ein bisschen anders. Stürmer André Hahn, Torschütze beim 2:0-Erfolg in Glasgow, versprach, auf Sieg zu spielen. Der umjubelte Auswärts-Erfolg bei den international zweitklassigen, aber heimstarken Schotten hatte Mut gemacht. Und war Gladbach nicht wirklich eine Art „Angstgegner“ der Bayern? Immerhin hatten die Borussen vom Niederrhein als einziges Bundesliga-Team in den vergangenen zwei Jahren gegen das in Deutschland übermächtige Star-Ensemble nicht verloren (zwei Siege, zwei Remis).
Doch Angst verbreiteten am Samstag in der Münchener Arena nur die Gastgeber. Insbesondere vor der Pause war Gladbach hoffnungslos unterlegen, hetzte Ball und Gegenspielern hinterher und konnte sich glücklich schätzen, dass bis zur Halbzeit nur Arturo Vidal (16.) und Douglas Costa (31.) getroffen hatten. Schubert verwies auf das verletzungsbedingte Fehlen von Raffael, Thorgan Hazard, Andreas Christensen und Ibrahima Traoré, der sich im Abschlusstraining eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte.
Der Gladbacher Trainer bemängelte aber auch, wie so oft nach Auswärtsspielen, das schwache Zweikampf-Verhalten. Nach nur einem Remis und drei Niederlagen auf fremden Plätzen rangiert sein Team folgerichtig im Mittelfeld. Wie gut, dass nun drei Heimspiele folgen: Morgen gegen den VfB Stuttgart im Pokal, am Freitag gegen Frankfurt in der Bundesliga und am 1. November gegen Celtic in der Champions League.
In München lag zur Pause ein Debakel in der Luft, und man kann nur darüber spekulieren, warum das Wahrscheinliche dann doch nicht eintraf: Schubert hatte mit der Hereinnahme von Tony Jantschke für Jonas Hofmann für mehr Stabilität gesorgt. Die Bayern nahmen aber auch sichtlich Tempo heraus. Hahn unterstrich den wachsenden Mut der Gäste zwar noch einmal mit einem Pfostentreffer (71.), doch in ernste Gefahr vermochten die Fohlen die Bayern nicht zu bringen.
Carlo Ancelotti, Bayern-Trainer
Nationaltorhüter Manuel Neuer sprach von der besten Saisonleistung: „Es war wichtig, dass wir nicht nachlassen und den Gladbachern zeigen, dass hier nichts zu holen ist.“ Der Schlendrian ist nach zwei Unentschieden gegen Köln (1:1) und in Frankfurt (2:2) wieder raus beim Serienmeister.
Gegen Gladbach bewies Trainer Carlo Ancelotti, dass er neben der Mannschaftsführung eben auch die taktischen Feinheiten drauf hat. Mit hoch aufrückenden Mittelfeldspielern erstickten die Bayern das Aufbauspiel der Borussia, deren erzwungene lange Bälle zur leichten Beute wurden. „Die erste Halbzeit war perfekt“, lautete Ancelottis Urteil.
Angesichts der Münchner Übermacht konnte sogar der Torjubel von Douglas Costa zu einem großen Thema werden. Der Brasilianer sprintete nach seinem ersten Saisontor zur Tribüne, wo er sich ein Handy schnappte und mit zwei Kumpels ein Selfie knipste. Für manche war das ein Unding. Ancelotti dagegen bemerkte lächelnd: „Das nächste Mal kann er mir Bescheid sagen, dann machen wir ein Foto zusammen.“