Gladbach wie ein Absteiger, Frontzeck macht weiter
Freiburg (dpa) - Bei Borussia Mönchengladbach sieht vieles nach dem dritten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga aus. Der Tabellenletzte präsentierte sich bei der 0:3 (0:2)- Niederlage beim SC Freiburg so angeschlagen, als hätte er den Glauben an seine Rettung zum ersten Mal selbst verloren.
Die Mannschaft gab sich nach dem Freiburger Führungstreffer durch Papiss Demba Cissé (19.) praktisch auf. Präsident Rolf Königs verließ nach den weiteren Toren von Oliver Barth (41.) und Cissé (59.) frustriert das Stadion. Und die Gladbacher Fans zeigten eine besondere Form des Protests: Sie sahen dem erschreckend harmlosen Spiel ihres Teams schweigend zu.
Nur die sportliche Leitung der Borussia bleibt nach der vierten Niederlage in Serie bei ihrer standhaften Linie. Für Trainer Michael Frontzeck ist ein Rücktritt nach wie vor „keine Option“. Und ein Rauswurf des 46-Jährigen kommt für den Club zumindest bis zum letzten Hinrunden-Spiel gegen den Hamburger SV nicht infrage. „Natürlich wird es jetzt nicht ruhiger. Wir müssen da jetzt im Sturm stehen“, sagte Sportdirektor Max Eberl. Die Nachfrage nach einer möglichen Ablösung Frontzecks beantwortete er mit einem „Nein“.
Dabei gehen dem mittlerweile sogar von Vereinslegenden wie Berti Vogts kritisierten Tandem langsam die Argumente aus. Das 0:3 von Freiburg war aus Gladbacher Sicht ein Spiegelbild dieser bislang so verkorksten Saison. Eine Viertelstunde lang spielte die Mannschaft mutig und entschlossen und hätte durch Juan Arango (6.) und Mohamadou Idrissou (16.) sogar in Führung gehen können. „Bei uns fällt das Tor nicht, und im Gegenzug kriegen wir dann das 1:0“, haderte Frontzeck. Danach kam von seinem Team abgesehen von einer durch Freiburgs Heiko Butscher unfreiwillig eingeleiteten Großchance (32.) nichts mehr.
Das immense Verletzungspech hat die Borussen auch nicht verschont. „Es ist eine Ausnahmesituation, ohne acht Spieler anreisen zu müssen und dann zur Halbzeit wieder zwei auszuwechseln“, meinte der Trainer. Verteidiger Roel Brouwers hatte gerade erst seinen Muskelfaserriss auskuriert, da bekam er in der 21. Minute einen Schuss von Yacine Abdessadki an den Kopf. Kurz vor der Pause musste er das Spielfeld mit Verdacht auf Gehirnerschütterung verlassen.
Doch allein mit Pech und Personalsorgen lässt sich eine Horror- Bilanz von nur 10 Punkten, aber 45 Gegentoren in 16 Spielen nicht erklären. „Wir sind in einer beschissenen Situation. Wir müssen jetzt am Freitag gegen Hamburg gewinnen und die Punkte holen, die wir vor vier Wochen versprochen haben“, meinte Eberl.
Stürmer Idrissou dürfte spätestens nach diesem Spiel klar geworden sein, dass er sich vor der Saison bei seinem Wechsel von Freiburg nach Mönchengladbach völlig verkalkuliert hat. Im Frühjahr hatte er seinen damaligen Teamkollegen beim SC noch ins Gesicht gesagt, keine Lust mehr zu haben, „mit euch Absteigern zusammen zu spielen“. Jetzt ist sein neuer Verein Tabellenletzter und sein alter Fünfter.
„Auf, auf, auf in die Champions League“, sangen die Freiburger Fans nach dem sechsten Heimsieg der Saison. „Wir haben uns am Anfang sehr schwergetan, wurden nach dem 1:0 aber noch selbstbewusster, als wir es ohnehin schon waren“, sagte Trainer Robin Dutt. Die Gladbacher Krise erinnerte ihn an eine eigene Negativserie zu Beginn des Jahres. „Unser Vorstand hat vorgemacht, wie man mit solchen Situationen umgeht“, meinte er in Richtung der Gäste. „Wir haben es geschafft.“