Schalke feiert Defensivstrategen Di Matteo
Gelsenkirchen (dpa) - Nicht schön, aber erfolgreich. Der FC Schalke ist zurück auf Champions-League-Kurs - dank Defensivstratege Roberto Di Matteo. Mit dem 1:0 (1:0) über Borussia Mönchengladbach zog der Revierclub an dem bisherigen Dritten vom Niederrhein vorbei.
Kritische Nachfragen zur ihrer wenig attraktiven Mauertaktik konnten die Schalker angesichts des erfolgreichen Rückrundenstarts locker verschmerzen. „Vielleicht ist es kein großes Feuerwerk, das hier abgebrannt wird. Aber so lange wir gewinnen, ist alles gut“, kommentierte Weltmeister Benedikt Höwedes.
Trotz anhaltender Personalsorgen steht der Revierclub prächtig da. Das gilt als Verdienst von Di Matteo. Schon am Tag vor der Partie hatte Manager Horst Heldt die Arbeit des neuen Fußball-Lehrers in höchsten Tönen gelobt: „Es ist erstaunlich, was der Trainer für Wunder bewirkt.“
Bei seinem Amtsantritt Anfang Oktober versprach Di Matteo mehr Stabilität. Und er hielt Wort. Langsam aber sicher trägt seine Arbeit Früchte. Seit nunmehr fünf Partien ist der FC Schalke ungeschlagen. „Wir stehen unglaublich stabil, das ist ein Fundament“, befand Höwedes.
Die frühe Führung durch den ins Team rotierten Tranquillo Barnetta (10.) spielte den Schalkern in die Karten. Zwar bestimmte der Gegner das Spiel, brachte die starke königsblaue Defensive aber zu selten ins Wanken. „Manchmal ist es nicht wichtig, mehr Ballbesitz zu haben. Uns hat vorne die Power gefehlt“, klagte Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre. Ähnlich zerknirscht ließ Kapitän Tony Jantschke die Partie Revue passieren: „Ich habe schon oft hier auf Schalke gespielt. Aber so defensiv wie heute habe ich sie noch nie erlebt.“
Solche Aussagen empfindet Di Matteo als Lob. Schon in seiner Zeit beim FC Chelsea hatte er ein Faible für Safety-first-Strategien. Die großen Personalprobleme im Kader bestärkten ihn in seiner Denkweise. Schließlich fehlte auch gegen Mönchengladbach mehr als ein halbes Dutzend Profis. „Deshalb legen wir großen Wert auf Organisation“, sagte Di Matteo. Auch für Heldt ist diese Philosophie naheliegend: „Man darf nicht vergessen, dass bei uns viele Spieler fehlen, die eigentlich für Kreativität zuständig sind. Für Schalke ist es ein schöner Tag.“
Zur Freude des Managers werden die vielen Verletzten neuerdings gut vertreten. So schlüpfte Reservist Barnetta nicht nur wegen seines Siegtreffers in die Rolle eines Hauptdarstellers. Das dürfte seine Chance erhöhen, dass sein am Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird. Heldt war voll des Lobes: „Auf Schalke werden ja viele schnell abgeschrieben. Aber Tranquillo hatte nicht zum ersten Mal maßgeblichen Anteil am Sieg.“
Der Matchwinner hat vor den anstehenden Gesprächen über seine Zukunft allen Grund zur Zuversicht: „Mir persönlich tut es sehr gut, dass ich mal wieder zeigen konnte, was ich kann. Der Trainer hat mir die Chance gegeben und ich habe sein Vertrauen - glaube ich - ganz ordentlich zurückgezahlt.“
Dagegen trauerten die Gladbacher nach einem bisher perfekten Rückrundenstart der vertanen Chance nach, im Kampf um Europa weiter Boden gut zu machen. Doch bei allem Frust über die erste Niederlage im neuen Jahr sah Sportdirektor Max Eberl keinen Grund zur Beunruhigung: „Wir müssen unsere Ziele nicht jeden Tag korrigieren. Nach dem Sieg am Dienstag über Freiburg haben noch alle von der Champions League gesprochen.“