Bayer-Zauber verflogen: Effektiv statt spektakulär

Paderborn (dpa) - Der Zauber der spektakulären Leverkusener Sturm- und Drang-Zeit ist verflogen und einer erfolgreichen Fußball-Ökonomie gewichen. Auch das 3:0 des Werksclubs beim SC Paderborn war ein Produkt des neuen, glanzlosen Minimalismus.

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„Wir sind in einem Lernprozess. Viele Spiele haben wir leicht weggeben und verloren“, meinte Fußball-Nationalspieler Karim Bellarabi. „Daraus haben wir einiges mitnehmen können.“ Binnen elf Tagen sind dem Bundesligavierten vier Siege in drei Wettbewerben mit 7:0-Toren gelungen.

„Es ist nicht ganz einfach für eine junge Mannschaft, den Ansprüchen von Bayer 04, das oben mitspielen und in allen Wettbewerben dabei sein will, gerecht zu werden“, sagte Bayer-Coach Roger Schmidt. Der Anfang seiner Ära war noch fulminant. Gefeiert wurde sein bedingungsloser Totaloffensiv-Fußball mit 29 Toren in den ersten sechs Pflichtspielen.

Nun musste Schmidt zugeben, bei den abstiegsbedrohten Ostwestfalen „nicht unser bestes Fußballspiel“ gezeigt zu haben. Denn der deutliche Ausgang der Partie täuscht. Erst nach farblosen 73 Minuten gelang Kyriakos Papadopoulos das 1:0, dem Heung-Min Son zwei weitere Tore (84./90.+3) folgen ließ.

„Wir hatten schon Spiele mit vielen Chancen, die wir nicht gewonnen haben“, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. „Wie in den letzten Partien sind wird geduldig geblieben und haben dann zugeschlagen.“ Im Rennen um einen Platz in der Champions League habe sich nicht viel geändert: „Wir sind weiter dabei.“

Dass dies auch weiter im DFB-Pokal der Fall sein wird, ist dagegen nicht gewiss: Am 7./8. April ist Titelverteidiger Bayern München im Viertelfinale zu Gast in der BayArena. „Wenn man irgendwann mal Pokalsieger werden will, musst man die Bayern schlagen“, meinte Völler. „In München ist es schwierig, in Berlin auch. Wenn man eine kleine Chance hat, dann zu Hause. Schaun mer mal!“ Auch Bellarabi demonstrierte nach dem Los-Schock Gelassenheit: „Alles ist offen, gar nichts ist aussichtslos.“

Ähnlich optimistisch blickt Paderborns Chefcoach André Breitenreiter, dessen Team nach 14 Spielen mit nur einem Sieg auf dem Relegationsplatz 16 verharrt. „Jeder hat geglaubt, dass wir nach den drei Spielen gegen Bundesliga-Topmannschaften schon auf einem sicheren Abstiegsplatz stehen. Das ist nicht der Fall“, meinte er kämpferisch nach den Niederlagen gegen den FC Bayern (0:6), Mönchengladbach (0:2) und nun Bayer.

„Es gibt keine Garantien dafür, dass wir in den nächsten Spielen leichter punkten, aber ich schaue den nächsten Spielen positiv entgegen“, meinte Breitenreiter. Allerdings muss der SCP auch noch bei Borussia Dortmund und gegen den Tabellenzweiten VfL Wolfsburg antreten. „Wie wir auftreten macht Hoffnung. Wir lassen uns den Schneid nicht abkaufen, ackern und rackern“, sagte Paderborns Innenverteidiger Christian Strohdiek.