Personalnot BVB mit alten Sorgen ins neue Jahr
Marbella (dpa) - Selbst die wärmende Sonne über Andalusien konnte Thomas Tuchel nicht aufheitern. Von der Aufbruchstimmung, die der BVB-Trainer beim Abflug in das Trainingslager an der Costa del Sol verspürt hatte, schien Stunden vor der Rückreise in das winterliche Dortmund nur wenig geblieben.
Seine Hoffnungen, ohne die zuletzt chronische Personalnot aus der Winterpause zu kommen, erwiesen sich als Wunschdenken. „Es wäre vermessen zu sagen, alles wird gut“, klagte Tuchel, „wir haben zu viele Verletzungen, zu oft sind es die gleichen Spieler.“
Zum Leidwesen des Fußball-Lehrers begann das neue Jahr mit altbekannten Problemen. Beim 3:0 im Test über Standard Lüttich am Donnerstagabend fehlten gleich acht angeschlagene Profis. Zudem musste Abwehrchef Sokratis verletzt ausgewechselt werden. Tuchel machte aus seinem Frust keinen Hehl: „Dass wir aus diesem großen Kader schon wieder mit allen A-Jugendlichen spielen mussten, hätte ich bis vor ein paar Tagen nicht für möglich gehalten.“
Vor allem der neuerliche Rückschlag bei Marco Reus stimmte Tuchel nachdenklich. Der Nationalspieler fehlt seit dem 4:1 über Eindhoven am vergangenen Samstag wegen muskulärer Probleme beim Mannschaftstraining. „Er war stabil wie nie, hatte mit die besten Ausdauerwerte. Die Probleme kamen aus dem Nichts“, kommentierte der BVB-Coach. Die Sehnenzerrung im Hüftbeuger von Ousmane Dembélé, die den Einsatz des Franzosen beim Bundesliga-Jahresauftakt am 21. Januar bei Werder Bremen gefährden, trübte die Stimmung zusätzlich.
Noch besteht Hoffnung, dass einige Schlüsselspieler bis zum Spiel in Bremen wieder fit werden. Zumindest Reus und Sokratis sollen in der kommenden Woche wieder das Training aufnehmen. Tuchel übte sich in Zweckoptimismus: „Wir dürfen nicht hadern, sondern müssen die stärken, die uns zur Verfügung stehen.“
Dennoch wird es für den Coach unter diesen Voraussetzungen schwieriger, seiner Mannschaft zu der in den vergangenen Monaten vermissten Konstanz zu verhelfen. Ungeachtet der anhaltenden Personalnöte gab Hans-Joachim Watzke die Richtung vor. „Ich erwarte nach einer halbjährigen Phase des Umbruchs von allen Beteiligten, dass wir uns direkt für die Champions League qualifizieren“, sagte der BVB-Geschäftsführer der „Bild“ (Freitag).
Noch kurz vor der Abfahrt zum Flughafen nach Malaga schaffte Tuchel zumindest in einer Frage Klarheit: „Marcel Schmelzer ist und bleibt unserer Kapitän.“ Damit beendete er Medienspekulationen, dass Reus neuer Spielführer des Revierclubs werden könnte. Zu diesen Gerüchten hatte Tuchel mit seiner Ankündigung, sich in dieser Frage erst kurz vor dem Bremen-Spiel festlegen zu wollen, jedoch selbst beigetragen. „Das Thema war bei uns intern viel kleiner, als es außen gespielt wurde“, kommentierte er. „Wir sind uns alle einig, dass Schmelle bisher einen Top-Kapitän gegeben hat und weiter geben wird.“