Angefressener Hertha-Coach Dardai wehrt sich gegen Torlos-Kritik: „Totaler Quatsch“

Berlin (dpa) — Der Frust nagt an Pal Dardai. Die lauten Pfiffe der eigenen Fans und die heftige Kritik nach vier torlosen Spielen seines Teams haben dem Hertha-Trainer kräftig zugesetzt.

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Am Tag nach dem jüngsten 0:0 des Berliner Fußball-Bundesligisten gegen den harmlosen SC Freiburg platzte es aus Dardai heraus: „Das Spiel muss man nicht schlechtreden. Ich lasse meine Spieler nicht unsicher machen, nicht vom Publikum und nicht von den Journalisten“, sagte der aufgebrachte Ungar auf dem Trainingsplatz. Seine Spieler würden selbst spüren, dass sie derzeit keine Tore machen: „Aber sie müssen positiv bleiben. Es ist großer Quatsch, ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen.“

Unmittelbar nach der Partie vor nur 38 625 Zuschauern hatte Dardai noch von der verpassten Chance gesprochen, „die Blockade zu lösen“. Hertha sind in der Rückrunde nur vier Treffer gelungen, im eigenen Stadion warten die Berliner 2018 weiter auf einen Sieg. Doch die Reaktionen darauf hält der Chefcoach für völlig überzogen: „Wir haben 30 Tore geschossen in dieser Saison. Ich verstehe die Vorwürfe nicht. Ich lasse mir nicht alles kaputtreden.“

In der Tabelle habe es keinen Rückschlag gegeben, hob Dardai hervor. Im Gegenteil: Mit 32 Punkten steht Hertha auf Rang elf und baute den Abstand auf den Abstiegs-Relegationsplatz auf sieben Zähler aus. „Wir müssen realistisch bleiben und so schnell wie möglich 40 Punkte sammeln“, meinte Defensivspieler Fabian Lustenberger. Die falschen Erwartungshaltungen haben Profis und die Sportliche Leitung schon seit längerer Zeit angeprangert.

Der siebte und sechste Platz zum Abschluss der beiden jüngsten Spielzeiten seien „mit Abstand das Maximum“, das Hertha erreichen könne, wiederholte der aufgebrachte Dardai am Sonntag nochmals. Dass sein Team mit acht Punkten nach dem Jahreswechsel fast schon traditionell schwächelt, wollte der Trainer so nicht stehenlassen und verwies auf neue Stärken: „Ich würde nicht so negativ sein, wir haben in der Rückrunde die wenigsten Tore kassiert. Das spricht für den Teamgeist. Defensiv zu stehen, ist ein Charakter der Mannschaft.“ Zudem habe sich das Team in Drucksituationen weiterentwickelt.

Die Pfiffen und die Unzufriedenheit der Zuschauer müsse man akzeptieren, bemerkte der Trainer trotzig: „Das ist die Fankultur bei uns. Es ist natürlich nicht schön, dass die eigenen Anhänger in der Endphase unsere Spieler unsicher machen.“ Er werde mit dem Team so weiterarbeiten wie bisher: „Es gibt überhaupt keine Hektik. Ich weiß: Es ist langweilig für alle.“ Doch „irgendwann wird der Punkt kommen“, an dem seine Spieler die Tore wieder machen werden.

Hoffnung gibt das Startelf-Comeback von Mitchell Weiser nach fast zwei Monaten Verletzungspause und Formkrise: „Er hat gut gespielt“, lobte Dardai. U21-Europameister Weiser sorgte zusammen mit dem Österreicher Valentino Lazaro für die gefährlichsten Szenen im Berliner Spiel. „Wir brauchen seine Momente“, betonte Dardai.