Fehlstarter Skibbe - Geniestreich von Abdellaoue
Berlin (dpa) - Null Punkte mit Michael Skibbe, seit 100 Tagen kein Ligasieg mehr - doch den insgesamt neunten erfolglosen Versuch in Serie werteten die Hertha-Chefs kurzerhand als Hoffnungsschimmer.
„Das ist deutlich besser gewesen als zuletzt“, erklärte ein überraschend ruhig wirkender Manager Michael Preetz vor den TV-Kameras nach dem 0:1 des Berliner Fußball-Bundesligisten gegen Hannover 96. Die fünfte Heimpleite der Saison habe zwar die Lage weiter verschlechtert, gab der mit Hertha weiter sieglose Skibbe zu. „Dennoch habe ich Fortschritte gesehen“, betonte der neue Chefcoach.
In der Tat dominierte der Aufsteiger in der ersten Halbzeit die Niedersachsen wie bislang noch keinen Gegner in der kurzen Amtszeit Skibbes. Dennoch reichte in einem „schwachen Spiel auf unterem Bundesliganiveau“, wie Gästetrainer Mirko Slomka feststellte, den Hannoveranern ein Geniestreich von Mohammed Abdellaoue, um erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder drei Ligapunkte aus der Ferne zu entführen. Die Roten sind 2012 noch ungeschlagen. Der für 1,8 Millionen Euro von Manchester United geholte Mame Diouf bereitete gleich das Siegtor vor. „Dreimal zu Null - das war ein ordentlicher Start“, meinte Slomka. Den Auftritt in Berlin wertete er aber als „schwere Partie“.
„Es ist sehr schade, dass der Aufwand nicht wenigstens mit einem Unentschieden belohnt wurde“, meinte der 46 Jahre alte Skibbe. Er sei weit entfernt davon, „etwas schönzureden“. Eine Analyse des Jahres-Fehlstarts fällt allen Protagonisten schwer. Skibbe hatte sich seine Mission in der anspruchsvollen Hauptstadt als Nachfolger des beurlaubten Markus Babbel nach einer vielversprechenden Wintervorbereitung offenbar leichter vorgestellt.
Doch zu Verletzungen und Sperren von Kapitän Andre Mijatovic, Ex-Bayern-Verteidiger Christian Lell, Abwehrmann Christoph Janker und Spielmacher Raffael gesellten sich größere Mängel. Erst fehlte es an Konsequenz und Leidenschaft, gegen Hannover bei durchaus vorhandenen Torchancen an Abgeklärtheit. Junge Nachrücker wie Alfredo Morales (21) oder Sebastian Neumann (20) schlugen sich bei ihrem Startelf-Debüt wacker. Neumann leistete sich jedoch auch gleich eine Gelb-Rote Karte (75.).
Dazu erwiesen sich einige gute Eindrücke aus dem Trainingslager als trügerisch: Profis wie Ronny, Änis Ben-Hatira oder Tunay Torun fallen unter Wettkampfbedingungen wieder deutlich ab. So folgte vergebenen Möglichkeiten vor der Berliner Saison-Minuskulisse von 36 997 Zuschauern und dem Sonntagsschuss von Abdellaoue (68. Minute) kollektiver Frust. „Das führt natürlich nicht dazu, dass du noch mit breiter Brust spielst“, sagte Manager Preetz und wies so auf die Negativspirale hin, in der Hertha derzeit steckt.
Dass die Berliner nun am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach die Chance haben, bis auf einen Schritt an ein Cup-Endspiel im eigenen Stadion heranzukommen, scheint angesichts der erhöhten Abstiegsgefahr zur Nebensache zu werden. Eher ist Gladbach der Vorspielpartner für die nächste Ligapartie in Stuttgart. „Wir haben gegen Hannover das gezeigt, was man im Abstiegskampf braucht“, meinte Mittelfeldmann Peter Niemeyer und ergänzte trotzig: „Wenn man so weitermacht, kommt auch das Glück zurück.“