1. Köln Horns verlängerter Vertrag ist Kölns einzige gute Tat
Gegen Gladbach verspielt auch Trainer Peter Stöger mit einer eigenartigen Einwechslung die Chance auf mehr.
Köln. Wie der Matchplan der Hausherren aussehen sollte, konnte Kölns Mittelfeldspieler Marco Höger besser erklären, als mit bloßem Auge zu erkennen gewesen war: „Wir wollten in der eigenen Hälfte kompakt stehen und immer wieder Nadelstiche nach vorn setzen“, erläuterte er die Taktik. „Aber wir waren zu hektisch nach vorn, haben den Ball zu schnell weggeben. Wir wissen, dass wir es besser können.“ Dass dieses Rezept bei der 2:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach nicht zum Erfolg führte, hängt durchaus mit der spielerischen Qualität des Gegners zusammen, die Borussia-Trainer Dieter Hecking zusammenfasste: „Es ist schon wahnsinnig schwer gegen uns zu spielen, wenn die Passmaschinerie einmal anläuft.“
Tatsächlich lief die Ballzirkulation 80 Minuten lang dermaßen auf Hochtouren, dass aus Kölnern, die kompakt stehen wollten, ein „FC ballbesitzlos“ wurde. Die Zahlen sprechen Bände: Bei den Fehlpässen (83/89) liegen beide Teams auf Augenhöhe, aber während bei den Gladbachern der Ball 633 Mal erfolgreich gespielt wurde, gelang dasselbe Kunststück dem Stöger-Team nur 157 Mal. Was diese Niederlage dennoch zu einer ärgerlichen macht, ist die Tatsache, dass der FC drei Tore aus Situationen kassierte, die die Defensive üblicherweise selbst in jedem Trainingsspielchen lächelnd aus der Welt schafft. Quasi eine verdiente Niederlage dank unverdienter Tore. Ein gutes Beispiel dafür ist der Gladbacher Treffer zum 1:0, als Thorgan Hazard einen Eckball von der rechten Seite in den Kölner Strafraum zirkelte und Borussias Zwei-Meter-Mann Jannik Vestergaard mit Anlauf zum Kopfball aufsteigen konnte, ohne von Frederik Sörensen unterwegs geblockt oder gestört zu werden (13.).
Die erstaunlich passiven Kölner bekamen die Euro-Flatter. „Am Ende werden sich die Mannschaften durchsetzen, die am stabilsten sind“, sagte Kölns Trainer Peter Stöger gewohnt nüchtern mit Blick auf den Kampf um Europa. Und dass dieses Momentum derzeit gegen den FC spricht, gab der Österreicher selbst zu. Denn „Gladbach war die bessere und reifere Mannschaft“.
Sollten die Kölner die erste Europacup-Teilnahme nach 25 Jahren verpassen, könnte der 8. April der Tag gewesen sein, an dem etwas kippte. Denn eigentlich war alles bereitet für einen großen FC-Tag: Stöger stellte mit dem 130. Liga-Spiel in Serie den Rekord des legendären Hennes Weisweiler ein. Und als der FC vor dem Spiel die Vertragsverlängerung mit dem umworbenen Olympia-Torhüter Timo Horn bis 2022 bekannt gab, herrschte Feierstimmung. Umso größer die Ernüchterung.
„Es wird extrem schwierig, sich da oben zu halten“, konstatierte der im Fokus von Bundestrainer Joachim Löw stehende Horn, der mit seinem Treuebekenntnis auch die Hoffnung auf die Bühne Europacup verknüpft hatte: „Umso bitterer ist es, dass wir nicht wenigstens einen Punkt mitgenommen haben.“ Ob er eine Ausstiegsklausel hat, wollte Horn nicht verraten. Und tat es dann irgendwie doch. „Es kommt ja sowieso irgendwann raus. Aber nicht von mir“, sagte er mit einem Schmunzeln.
Bitter war auch, dass Stöger ausgerechnet an seinem Rekord-Tag eine Mitschuld an der 47. Niederlage im 86. Bundesliga-Derby trug. Gerade als die Kölner nach dem zweiten Ausgleich durch Torjäger Anthony Modeste (58.) Oberwasser bekamen, setzte der Erfolgs-Trainer mit der Einwechslung von Innenverteidiger Dominic Maroh für den ersten Torschützen Christian Clemens (18.) das falsche Signal. „Ich wollte mehr Stabilität in unser Spiel bringen“, erklärte er später zerknirscht: „Das wäre die Idee gewesen.“ Die Freude über seinen Rekord war ihm vergangen. „Wenn ich jetzt sage, das bedeutet mir nichts, heißt es: Der ist nicht ganz dicht“, meinte er. „Aber Vergleiche mit Weisweiler sind hanebüchen. Er hat nahezu alles gewonnen. Diese beiden Namen passen in einem Satz nicht zusammen.“ kup/rs/dpa