Neue Ära in Leverkusen mit Hyypiä und Lewandowski

Leverkusen (dpa) - Die neue Zeitrechnung begann verspätet. Zunächst hielt Sportchef Rudi Völler eine Kabinenansprache, dann trabten Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski gelassen auf das Areal neben der Leverkusener BayArena.

40 Minuten später als vorgesehen nahmen der ehemalige finnische Bayer-Abwehrchef Hyypiä und der bisherige U19-Trainer Lewandowski ihre Arbeit auf. Erklärtes gemeinsames Ziel: bis zum Bundesliga-Saisonfinale am 5. Mai in Nürnberg trotz sportlicher Talfahrt und der Negativserie von fünf Pflichtspielpleiten nacheinander noch die Europa League zu packen. „Wir müssen als Mannschaft eine Reaktion zeigen, wir sind in der Pflicht“, sagte der überraschend zurückgekehrte Michael Ballack. Das von ihm befürchtete Handicap: „Wir müssen uns finden. Und das braucht Zeit.“

Das sieht auch Hyypiä so: „Die Zeit ist knapp, und wir müssen jeden Tag nutzen, um der Mannschaft Selbstvertrauen zu geben und Sicherheit am Ball.“ In der Kürze der Zeit könne man nicht alles auf den Kopf stellen, befand auch Lewandowski: „Aber wir können viele Kleinigkeiten in unsere Richtung drehen.“

Zwei Tage nach Robin Dutts Beurlaubung herrschte eine locker-gelöste Atmosphäre unter den Bayer-Profis und ihren neuen Chefs. Auf dem Programm standen Dehnungsübungen, Spielzüge, eine leichte Laufmaßnahme, Torschuss-Übungen. Und als Ballack, der nach langer Verletzung alle Übungen absolvierte, in direkten Kontakt mit Hyypiä geriet, mussten beide sogar lachen.

Kein Zweifel, es herrscht Aufbruchstimmung. „Sami hat mehr Konzentration gefordert und dass vom Trainer bis zum Zeugwart alle an einem Strang ziehen“, schilderte der ehemalige Nationaltorhüter René Adler die von Hyypiä angemahnten Prämissen vor dem Auftritt am Sonntag beim Hamburger SV. „Damit haben wir heute angefangen. Und wir werden uns Sicherheit und Automatismen zurückholen“, fügte Adler an.

Hyypiä hielt sich anfangs noch zurück, war eher Beobachter denn Boss auf dem Rasen. Lewandowski übernahm die Verantwortung, ehe der 38-jährige Finne das Kommando an sich riss. Er unterbrach das Einstudieren der Spielzüge, rief seine früheren Mitspieler zu sich, erklärte geduldig, wie er sich das Ganze vorstellt.

Alle lauschten, auch, weil sie Hyypiä als Typ akzeptieren. „Sami hat viel mit uns gesprochen, den Kontakt hergestellt und seine Vorstellungen gut rübergebracht“, sagte Ballack. Der Neue auf der Bayer-Kommandobrücke sei ja schon wegen seiner imposanten Statur und der Körpergröße von 1,92 Metern „eine Respektsperson“, fügte Ballack hinzu. „Und er war schon als Spieler eine Persönlichkeit.“

Und diese Persönlichkeit macht Ballack Hoffnung. „Manchmal brauchst du Erfahrung. Michael kann eine große Rolle in den letzten sechs Begegnungen spielen“, sagte Hyypiä. Nach dieser Aussage ist es durchaus denkbar, dass der ehemalige Nationalmannschaftskapitän die verbleibenden sechs Saisonspiele zu seiner persönlichen Abschiedstournee mit Bayer gestalten kann.