2:1 gegen den VfB „Perfekter Moment“: Frankfurt feiert Last-Second-Traumtor
Frankfurt/Main (dpa) - Dieses Tor wird Sébastien Haller wohl für den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen. Ein Seitfallzieher ist beim Fußball immer ein spektakulärer Moment. Aber ein Seitfallzieher, der in der letzten Sekunde des Spiels das entscheidende Tor bringt?
Frankfurt/Main (dpa) - Dieses Tor wird Sébastien Haller wohl für den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen. Ein Seitfallzieher ist beim Fußball immer ein spektakulärer Moment. Aber ein Seitfallzieher, der in der letzten Sekunde des Spiels das entscheidende Tor bringt?
Und das an einem Tag, an dem die eigene Mannschaft in Unterzahl spielt und seit mehr als fünf Monaten auf diesen Heimsieg wartet? „Das“, sagte Haller hinterher, „ist ein perfekter Moment.“ Durch ihn gewann Eintracht Frankfurt mit 2:1 (1:0) gegen den VfB Stuttgart und feierte endlich den ersten Heimsieg in dieser Bundesliga-Saison.
Nach diesem perfekten Moment riss sich Haller das Trikot vom Leib. Torwart Lukas Hradecky sprintete zum Jubeln einmal über das ganze Spielfeld. Und Frankfurts Trainer Niko Kovac hielt sich fassungslos beide Hände vor das Gesicht. „Das ist wie Weihnachten und Ostern an einem Tag“, sagte der 45-Jährige in einem ZDF-Interview. Nur zwei von elf Heimspielen hatte seine Mannschaft zuvor in diesem Kalenderjahr gewonnen. Zuletzt beim 3:1 gegen den FC Augsburg am 22. April.
Hallers „super-super-super-schönes Tor“ (Marc Stendera) war für die Eintracht auch deshalb so wichtig, weil es zumindest vorerst Vieles überlagert: Die Kritik an der ideenlosen Spielweise dieses Teams. Und die Zweifel an der Einkaufspolitik. „Der erste Heimsieg muss her. Sonst kippt die Stimmung“, hatte Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel zuvor in seiner Kolumne für die „Frankfurter Neue Presse“ geschrieben. So viel zur Bedeutung des Sieges.
Haller, ein U21-Nationalspieler Frankreichs, ist der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Sieben Millionen Euro überwies die Eintracht im Sommer für ihn an den FC Utrecht. Der 23-Jährige ist das Paradebeispiel einer neuen Frankfurter Transferstrategie, die grob zusammengefasst so funktionieren soll: Für viel Geld einkaufen, für noch viel mehr Geld irgendwann einmal verkaufen. Der Verein beklagt sich nicht über die Exzesse auf dem internationalen Transfermarkt. Er hofft vielmehr, in ein, zwei Jahren davon profitieren zu können.
„Wir haben in Sébastien investiert, weil wir der Meinung sind, dass er ein außerordentlich guter und talentierter Stürmer ist“, sagte Kovac am Samstag. Bis zu seinem Traumtor gegen Stuttgart steckte der junge Franzose aber eher in einem Dilemma.
Von einem Rekordeinkauf erwartet der Fan, dass er sofort einschlägt. Mit seinen 23 Jahren muss sich Haller aber immer noch an das Tempo und die Härte der neuen Liga gewöhnen. Bislang wirkte er im Frankfurter Spiel noch häufig wie ein Fremdkörper. Trotzdem schimmert bei ihm jedesmal durch, welches Potenzial die Eintracht in ihm sieht. Haller ist groß und wuchtig, er setzt seinen Körper geschickt ein. Von ihm kann sich der Verein auf lange Sicht tatsächlich mehr versprechen als von manch anderem Frankfurter Transfer.
Denn die Zweifel sind mit dem ersten Heimsieg der Saison nicht vom Tisch: Wie viel Strategie steckt tatsächlich in der neuen Einkaufspolitik? Die Eintracht hat einige junge, talentierte Offensivkräfte geholt - und ihnen dann kurz vor dem Ende der Transferfrist die Bundesliga-Rückkehrer Ante Rebic und Kevin-Prince Boateng vor die Nase gesetzt. Die Eintracht hat viel Geld in die Verstärkung von Abwehr und Angriff investiert, aber die großen spielerischen Probleme im Mittelfeld noch nicht lösen können.
Auch beim Sieg gegen Stuttgart stimmte nur das Ergebnis. Das 1:0 durch Rebic fiel aus dem Nichts (42.). Nach dem 1:1 durch Simon Terodde (61.) und der Roten Karte für Simon Falette (64.) war der VfB kurz davor, dieses Spiel zu drehen. „Mein Tor war eine Riesen-Erleichterung für mich und die Mannschaft“, sagte Haller am Ende. „Ich hoffe, es löst die Verkrampfung bei uns.“