„Rivale“ BVB reizt Bayern - Hoeneß will „Bombe“
Doha (dpa) - Testspielsieg, Transferoffensive, Kampfansagen - der „echte Rivale“ Borussia Dortmund stachelt den Branchenführer Bayern München noch mehr an.
„Einmal darf eine deutsche Meisterschaft am FC Bayern vorübergehen, aber kein zweites Mal“, erklärte Sportdirektor Christian Nerlinger zum Abschluss des Trainingslagers in Katar. Aus der Heimat sendete Uli Hoeneß ein weiteres Angriffssignal: Er will im Sommer einen Innenverteidiger und eine „Bombe“ im Sturm holen.
Mit dem Millionen-Transfer von Jungstar Marco Reus hat der amtierende Champion BVB die Angriffslust beim Herbstmeister noch verstärkt. In Doha gab Trainer Jupp Heynckes mit seiner Mannschaft richtig Gas. Dank zweier Tore des Trainingslager-Gewinners Ivica Olic, der nach wenigen Minuten für den leicht angeschlagenen Torjäger Mario Gomez (Fuß) eingewechselt wurde, gelang beim 2:1 (1:0)-Sieg im Härtetest gegen den ägyptischen Serienmeister Al-Ahly Kairo am Samstagabend in Al-Rayyan auch die Einstimmung auf die Rückrunde.
„Ich habe in meiner Laufbahn als Spieler und Trainer noch nie so eine optimale Vorbereitung absolviert. Hier stimmt einfach alles“, bilanzierte der 66-jährige am Sonntag und schwärmte auch von seinen Spielern: „Es macht einfach Spaß, mit der Truppe zu trainieren und zusammen zu sein. Es herrscht eine große Harmonie in der Mannschaft.“
Das Nachsehen im Werben um Jung-Nationalspieler Reus hat den Ehrgeiz der Münchner zusätzlich angestachelt. Nerlinger heizte die Kraftprobe mit dem BVB an. „Ich freue mich drauf. Weil es gibt nichts Schöneres für unsere Spieler und für uns alle, als einen echten Rivalen zu haben.“ Die Zeiten der Dortmunder Tiefstapelei sind für Nerlinger nach der 17,1 Millionen Euro teuren Verpflichtung des auch von den Bayern umworbenen Reus Vergangenheit. „Sie haben es in den letzten Jahren sehr erfolgreich mit ihrem Understatement verstanden, die Dinge zu verfolgen. Das ist mit diesem Transfer vorbei, das ist schon ein neuer Schritt. Da wächst schon ein großer Titelrivale, auf den ich mich sehr freue“, stichelte Bayerns Sportdirektor.
Auch Hoeneß reagierte angriffslustig. Der Präsident warf in der „Süddeutschen Zeitung“ die Frage auf, ob die Borussen „einen neuen Geldesel entdeckt“ hätten. Der 60-Jährige kündigte eine Transferoffensive an. Statt eines offensiven Mittelfeldspielers wie Reus sieht Hoeneß jedoch Bedarf in der Innenverteidigung und im Sturm. „Unser größtes Problem ist doch: Was machen wir, wenn sich Mario Gomez verletzt? Da werden wir eine richtige Bombe brauchen, einen, der immer spielen kann, in Barcelona oder in Manchester.“
Nerlinger bremste Hoeneß. Die personellen Gedankenspiele des Präsidenten kämen „verfrüht“, sagte der Sportdirektor. „Jetzt von einem Innenverteidiger zu sprechen, den man verpflichtet, ist nicht angebracht, weil Daniel van Buyten eine sehr solide, gute Hinrunde gespielt hat und für mich auch das Kapitel Breno noch nicht zugeschlagen ist.“ Die Verträge beider Innendecker laufen aus.
Heynckes will seine Überlegungen für nöchste Saison demnächst intern beraten. Für die Rückrunde sieht er den Herbstmeister gut aufgestellt, auch vorne. „Wenn wir nicht der Meinung wären, dass wir einen Ausfall von Mario Gomez kompensieren könnten, hätten wir natürlich im Winter auf dem Transfermarkt noch zugelangt.“ Er habe „keine Bedenken“, dass notfalls Olic für Gomez „einspringen“ könnte.
Auch Nerlinger stellt das vorhandene Personal in den Vordergrund aktueller Überlegungen. Das Interesse von Arjen Robben an einer Vertragsverlängerung über 2013 hinaus beschied er positiv: „Wir setzen auch in der Zukunft total auf Arjen Robben.“ Der Holländer vergab zwei Großchancen gegen Kairo. „kommt aber immer besser in Fahrt“, sagte Heynckes. Auch Bastian Schweinsteiger übernimmt nach seinem Schlüsselbeinbruch wieder die Chefrolle im Mittelfeld. „Er hat die Scheu abgelegt“, so Heynckes. Die große Titeljagd kann beginnen.