Schalke Bayern-Nachbar - Tür für Farfan nicht zu
Doha (dpa) - Platz an Platz mit den Bayern trainieren die Schalker in Katar. Eine Kampfansage an den Herbstmeister gibt es nicht, Horst Heldt erklärt die Champions League zum Saisonziel. Im Fall Farfan ist für den Sportchef das letzte Wort nicht gesprochen.
Mit sehnsüchtigem Blick auf die kickenden Kollegen drehte Jefferson Farfan beim Schalker Trainingsauftakt im sonnigen Emirat Katar einsam seine Laufrunden. Der Fußball-Nationalspieler aus Peru muss nach seiner Knieverletzung in Doha zunächst noch allein für sein Bundesliga-Comeback arbeiten und schwitzen - dabei könnte es sein letztes Trainingslager mit den Königsblauen sein.
Die Zeichen stehen eher auf Trennung, nachdem die Schalker zu Jahresbeginn ihr Vertragsangebot zurückgezogen haben. Zugleich wurden überzogene Forderungen des 27-jährigen Offensivspielers publik. Für Sportvorstand Horst Heldt ist ein ablösefreier Wechsel von Farfan am Saisonende dennoch keineswegs fix. „Im Fußball kann viel passieren. Die Tür ist nach wie vor nicht zu, sondern offen“, erklärte Heldt zum Auftakt des Schalker Wintercamps am Persischen Golf.
Während Farfan um den Platz trabte, bemühte sich Heldt am Rande, die öffentlichen Wogen zu glätten. „Es ist vollkommen legitim, dass Jeff unser Angebot gegenprüft. Es ist sein letzter großer Vertrag. Er macht sich Gedanken. Unser Angebot zurückzuziehen, war auch legitim. Das heißt nicht, hier ist Streit und es ist alles vorbei“, schilderte Heldt und ergänzte: „Wir haben dem Berater signalisiert, dass wir nach wie vor gesprächsbereit sind.“ Farfan ist damit am Zug - er muss seine Forderungen reduzieren oder einen anderen Verein finden.
Harmonischer, aber auch mit offenem Ausgang gestaltet sich die Personalie Raúl. Der Vertrag des im Juni 35 Jahre alt werdenden Spaniers läuft im Sommer aus. „Sowohl Raúl als auch wir empfinden das anstehende Gespräch nicht als schwierig. Raúl ist ein Gentleman, ein Weltklassespieler“, bemerkte Heldt. Neben Gehalt, Vertragslaufzeit und der sportlichen Perspektive dürfte bei dem Publikumsliebling auch die mit ihm in Düsseldorf lebende Familie eine nicht unwichtige Rolle spielen. Vom „Wohlfühlfaktor“ sprach Heldt: „Raúl wird gewisse Vorstellungen haben.“
Das sportliche Zauberwort für den Tabellendritten für die zweite Saisonhälfte heißt Champions League. Denn auch wenn die Schalker in Katar direkt neben dem FC Bayern trainieren, eine Kampfansage an den Herbstmeister vermied Heldt trotz nur drei Punkten Rückstand: „Wer da mit wem um die Meisterschaft spielt, interessiert uns nicht. Wir wollen die gute Ausgangsposition festigen und unseren Platz halten.“ Der Blick richtet sich mehr auf die Verfolger: „Das Feld ist sehr eng zusammen. Nach hinten haben wir uns ein kleines Polster geschaffen.“
Trainer Huub Stevens will in der Vorbereitungswoche in Katar mit zwei Testspielen die Grundlagen für ein Erfolg in Bundesliga und Europa League legen. Heldt bescheinigte dem Holländer, der in der Hinrunde für Ralf Rangnick eingesprungen war, „einen sensationell guten Job“ zu machen.
Stevens plant - zumindest für die Rückrunde - auch mit Farfan, der nach seinem Innenbandanriss im Knie Mitte November möglichst schon zum Start am 21. Januar gegen den VfB Stuttgart fit sein soll. „Seine Qualitäten sind enorm wichtig für die Mannschaft“, betonte Stevens. Integriert werden soll in Doha auch der Nigerianer Chinedu Obasi, den Schalke zunächst bis Saisonende von Hoffenheim ausgeliehen hat. Trotz einiger Baustellen wie Farfan und Raúl gab sich Heldt am ersten Arbeitstag am Persischen Golf entspannt: „Ich sehe nicht, dass wir Probleme im Gepäck haben. Im Gegenteil, es ist alles in Ordnung.“