Spielerwechsel Sechs Gründe: Warum Mats Hummels zu Bayern München geht
Offiziell ist noch nichts, doch die Indizien weisen nur in eine Richtung: Mats Hummels wird Borussia Dortmund verlassen und zum FC Bayern München. Warum?
Erstens: Die Spekulationen über einen Wechsel hat Mats Hummels recht geschickt selbst losgetreten, indem er zunächst ganz allgemein über seine Zukunftspläne sprach. Er hat einen guten Zeitpunkt gewählt: Die Saison ist gelaufen, das Pokalfinale am 21. Mai gegen Bayern München noch weit weg. Wenn der Wechsel in den nächsten Tagen offiziell wird, ist die Brisanz bis dahin raus.
Zweitens: Wer hat Bayern München erstmals in Zusammenhang mit Mats Hummels genannt? Hermann Hummels, der Vater der Nationalspielers, der jahrelang in der Jugendabteilung für die Bayern gearbeitet hat und inzwischen der Berater seines Sohnes ist. Unbedacht hat er das sicher nicht getan, dahinter steckt Kalkül. Zunächst war von einem Wechsel ins Ausland die Rede, dann kamen die Bayern ins Spiel.
Drittens: Ähnlich geschickt hat Hummels die Argumente platziert, die einen Wechsel verständlich erscheinen lassen sollen: München ist der Lebensmittelpunkt des Spielers, dort ist er geboren, dort wohnen die Eltern, die Freundin stammt aus der Nähe. So werden die BVB-Fans langsam mit der Vorstellung vertraut gemacht, dass ein „Schwatz-Gelber“ im Sommer ein „Roter“ wird.
Viertens: Kein böses Wort ist einem der BVB-Verantwortlichen zu Bayern München über die Lippen gekommen — seltsam, oder? Bei den Abwerbungen von Mario Götze oder Robert Lewandowski klang das noch ganz anders. Jetzt spricht Geschäftsführer „Aki“ Watzke ganz locker darüber, dass er die Überlegungen von Hummels verstehen und sich vorstellen kann, dass der zu den Bayern tendiert. Um dann beiläufig zu erwähnen, dass Hummels dem BVB viel wert sei und ein anderer Verein tief in die Tasche greifen müsse, um den Abschiedsschmerz zu lindern. Und schwupp — schon geistert eine Ablöse von 30 Millionen Euro durch den Raum…
Fünftens: So wohl sich Hummels in Dortmund fühlt — das Gen der ewigen BVB-Ikone trägt er nicht in sich. Er ist ein nachdenklicher, intelligenter Typ, der seine Karriere gut analysiert und genau weiß: Wenn nicht jetzt, dann nie mehr. Als deutscher Nationalspieler zum FC Bayern zu gehen, der so gut dasteht wie nie, ist eine Verlockung, der man nicht widerstehen kann. Im Interview mit dem „Kicker“ hat Manuel Neuer sehr gut beschrieben, was der FC Bayern aus einem sehr guten Spieler machen kann: Einen noch besseren, der dabei noch nationale und internationale Titel gewinnt. Und viel Geld verdient: Mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr.
Sechstens: Auf keiner anderen Position haben die Bayern so viel Handlungsbedarf wie auf der des Innenverteidigers. Holger Badstuber bleibt der Verletzungs-Pechvogel, Serdar Tasci wurde nur als Übergangs-Alternative verpflichtet und der verletzungsanfällige Mehdi Benatia hat die Erwartungen vor allem in dieser Saison nicht erfüllt. Bis zur Rückkehr von Jerome Boateng bilden mit Youngster Yoshua Kimmich und Javi Martinez zwei Spieler die Innenverteidigung, die im zentralen Mittelfeld mindestens ebenso wertvoll wären.
Die Prognose: In Kürze wird der Transfer öffentlich gemacht, die beiden Top-Clubs wickeln das Geschäft seriös, professionell und ohne Nebengeräusche ab. Für Mats Hummels wird das Pokalfinale gegen die Bayern zur großen Abschiedsgala. Die Borussen kassieren genug Geld, um die Lücken zu schließen und einen ihrer Kreativkünstler — wohl eher Henrikh Mkhitaryan als Ilkay Gündogan — langfristig zu binden. Eine andere Variante: Im Zuge des Hummels-Transfers holt der BVB den verlorenen Sohn zurück, der ihn München nicht glücklich geworden ist. Mario Götze zurück nach Dortmund — das ist keine abwegige Vorstellung.