Skibbe: Akribischer Arbeiter mit Dreitagebart

Berlin (dpa) - Nur noch der Dreitagebart erinnert an den früher oft knurrig wirkenden Michael Skibbe. Der Fußball-Lehrer hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt: Gelöst und souverän tritt der 46-Jährige auf, der als neuer Cheftrainer Hertha BSC zum Klassenverbleib in der Bundesliga führen soll.

„Ich weiß, dass ich meinen Job beherrsche“, hatte der selbstbewusste Skibbe einmal über sich selbst gesagt. 275 Tage nach seiner Entlassung bei Eintracht Frankfurt sitzt Skibbe nun wieder auf dem Chefsessel eines deutschen Erstligisten. Es ist seine vierte Station als Trainer in der Beletage des deutschen Fußballs. Zuvor hatte er bei Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen sowie bei Galatasaray Istanbul in der Türkei gearbeitet. Bei den Hessen war er nach dem 2:1-Sieg gegen St. Pauli Ende März dieses Jahres entlassen worden - am Ende der Saison stieg die Eintracht ab.

Genau das soll er bei Hertha verhindern. Der Hauptstadtclub setzt auf den akribischen Arbeiter Skibbe, der zudem mit seiner ruhigen Ausstrahlung die Chaos-Tage in Berlin nach der unrühmlichen Entlassung des bisherigen Trainers Markus Babbel beenden soll.

Dass Skibbe Trainer-Qualitäten besitzt, bewies er bereits bei seiner ersten Station in der Bundesliga. In der Saison 1998/99 belegte er mit Borussia Dortmund Platz vier. Das rief den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf den Plan, der den Fußball-Lehrer nach seiner Entlassung in Dortmund im Jahr 2000 an sich band.

Er arbeitete zunächst als Nachwuchskoordinator und war verantwortlich für die Talentförderung. Genau darauf setzt auch Hertha: Skibbe soll den guten und erfolgreichen eigenen Nachwuchs des Hauptstadtclubs weiter fördern und verstärkt in die Profimannschaft integrieren. „Der Verein und die Stadt haben ein enormes Potenzial“, sagte Skibbe zu seiner neuen Aufgabe.

Beim DFB war Skibbe unter dem damaligen Teamchef Rudi Völler zudem die Nummer zwei bei der A-Nationalmannschaft. Bei der WM in Japan und Südkorea im Jahr 2002 war er für die Trainingsabläufe und -inhalte verantwortlich. Und das mit Erfolg: Am Ende stand der Einzug ins Finale gegen Brasilien und Platz zwei zu Buche. „Ich hatte von seiner Dortmunder Zeit nur gehört, dass er sehr verkrampft gewesen sei, doch er ist ein sehr lockerer Typ“, sagte der jetzige DFB-Manager Oliver Bierhoff über den vierfachen Familienvater.

Der gebürtige Gelsenkirchener Skibbe, der als Profi des FC Schalke 04 insgesamt 15 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga absolvierte, musste seine sportliche Karriere bereits mit 22 Jahren wegen zweier Kreuzbandrisse im Knie beenden. Zuletzt stand er beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor unter Vertrag, ehe Hertha rund 250 000 Euro zahlte, um ihn aus seinem laufenden Kontrakt herauszukaufen.