Derby-Sieger Braunschweig wieder dran - 96-Randale

Braunschweig (dpa) - „Derby-Sieger, Derby-Sieger“, sangen 20 000 glückselige Braunschweiger Fans nach dem 3:0 (2:0)-Sieg ihrer Eintracht gegen Hannover 96.

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Ausgelassen feierten die Zuschauer mit den Spielern die drei Punkte im Nachbarschafts-Duell und das eindrucksvolle Lebenszeichen im Existenzkampf der Fußball-Bundesliga. Den unterlegenen Hannoveranern riefen die Eintracht-Anhänger später höhnisch entgegen: „Absteiger, Absteiger!“

Frust und Zorn der enttäuschten 96-Anhänger entluden sich nach der Rückkehr der Mannschaft am Abend in Hannover. Vor dem eigenen Stadion forderten mehrere hundert Fans lautstark den Rücktritt von Clubchef Martin Kind und Sportdirektor Dirk Dufner. Dabei wurden Böller und Flaschen geworfen sowie eine Leuchtrakete gezündet. 96-Trainer Tayfun Korkut und Kapitän Lars Stindl sprachen mit den aufgebrachten Fans, die sich erst nach einer Stunde zurückzogen.

In Braunschweig war es vor, während und nach dem als Sicherheitsspiel eingestuften Derby ruhig geblieben. 3300 Polizisten hielten die verfeindeten Fan-Lager voneinander fern, die Eintracht-Fans jubelten mit ihren Profis. „Vielleicht schaffen wir den Sprung ins Glück am letzten Tag“, sagte Verteidiger Marcel Correia fröhlich grinsend: „Wir wissen, dass wir den großen Traum noch schaffen können.“ Durch Tore von Domi Kumbela (14. Minute), Havard Nielsen (21.) und Jan Hochscheidt (89.) verkürzte der Tabellenletzte am Sonntag den Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz auf zwei Zähler.

Vor 22 867 Zuschauern im ausverkauften Eintracht-Stadion war die Elf von Torsten Lieberknecht die emotionalere und effizientere Mannschaft gegen harmlose 96er, die zudem Andre Hoffmann (62.) wegen einer Frustattacke durch die Rote Karte verloren. „Das ist Enttäuschung pur“, berichtete Ron-Robert Zieler von der Stimmung in der 96-Kabine: „Der Stachel sitzt tief.“ Kein Wunder, denn die Situation wird immer bedrohlicher: Nach der vierten Niederlage in Serie ist Hannover nur noch zwei Punkte von Rang 16 entfernt.

Die Fans reagierten erbost, die Sportliche Leitung verärgert. „Es ist eine Katastrophe, wie wir das Derby verloren haben“, klagte Manager Dufner: „Das müssen wir erst einmal verarbeiten, die Köpfe frei kriegen und Vollgas geben.“ Zugleich stärkte er dem Trainer den Rücken: „Ich gehe zu 100 Prozent davon aus, dass Tayfun Korkut auch gegen den HSV auf der Bank sitzt.“

„Das waren wichtige drei Punkte in einem sehr emotionalen Spiel. Wir haben gezeigt, dass wir dranbleiben wollen wie die Kletten“, sagte Eintracht-Coach Lieberknecht im TV-Sender Sky zu der Tatsache, dass der Anschluss hergestellt ist. „Es ist ein wunderbarer Tag. Die Mannschaft ist mit dem Druck sehr gut umgegangen. Wir sind nach wie vor dabei“, frohlockte Manager Marc Arnold, nachdem der Neuling vor Wochen von vielen schon abgeschrieben worden war.

Erschreckend harmlos war hingegen den Auftritt der Gäste aus Hannover. Der Offensive konnte auch Didier Ya Konan bei seinem Startelf-Comeback nach langer Verletzungspause nicht die erhofften Impulse geben. Noch die beste Chance verzeichnete Szabolcs Huszti mit einem Pfostenschuss (72.).

Der ganze Frust der 96er entlud sich in einem Foul von Hoffmann, der Boland von hinten in die Beine trat, obwohl das Spiel längst unterbrochen war und dafür von Schiedsrichter Peter Gagelmann in die Kabine geschickt wurde. Er fehlt nun im nächsten Abstiegs-Derby gegen den Hamburger SV ebenso wie Szabolcs Huszti (Gelbsperre).

Der größte Teil der 2280 Gäste-Fans war mit 50 Bussen in die 70 Kilometer entfernte Nachbarstadt gefahren worden. Tickets werden nur gegen Ausweis-Vorlage im Bus verteilt. Nur einige Fans im Eintracht-Fanblock trübten die Freude, weil sie wiederholt Pyrotechnik zündeten. Im 96-Block blieb es hingegen ruhig - erst am Heimatstadion schlug der Frust in Ausschreitungen um.