1. FC Köln Stöger ist trotz Kurs Abstieg offenbar unantastbar

Köln verliert 0:3 gegen starke Hoffenheimer und fragt sich jetzt, woraus sich jetzt noch die Hoffnung ergeben könnte, am Ende der Saison nicht abzusteigen.

Kölns Trainer Peter Stöger verfolgt die Partie gegen Hoffenheim an der Seitenlinie.

Foto: Marius Becker

Köln. Matthias Lehmann wollte über Einstellung nicht reden, man stand als Fragesteller in Gefahr, den kleinen Mittelfeldsechser rund zehn Minuten nach dem Abpfiff und einer 0:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim aber mal so richtig zu nerven. „Wie sich das anfühlt? Was denken sie denn?", raunzte der Routinier, der erst vor wenigen Tagen seinen Vertrag verlängert hat beim Fußball-Erstligisten 1. FC Köln. Und nun langsam aber immer sicherer davon ausgehen muss, dass er in Bälde sein Tagewerk im Fußball-Unterhaus verrichten muss. Fünf Mal ist der FC in seiner Geschichte abgestiegen, mit nun zwei mickrigen Punkten nach elf Spielen droht zunehmend ärger ein sechster Fußball-Gau.

Dass angesichts dieser katastrophalen Bilanz dennoch nicht am Trainer gezweifelt wird und nicht ein einziger Fan-Ruf gegen Stöger platziert wurde, mag in diesen wilden Fußball-Zeiten überraschen, ist aber weniger erstaunlich, wenn man das Kölner Innenleben kennt: Der Kader ist eng mit dem Österreicher verbandelt, Kölns Spieler, so hat Stöger noch vor wenigen Wochen unserer Zeitung gesagt, seien ein „ziemlich sensibler Haufen“. Und gerade erst hat Vizepräsident Toni Schumacher von dieser engen Bindung gesprochen und attestiert, dass man besser nicht mit der Axt dazwischen schlagen sollte. „Das gehört sich nicht“, befand Schumacher.

Eine Trainerdiskussion wird also auch in den kommenden zwei Wochen in Köln nicht geführt. Kölns Torwart Timo Horn befand zwar, dass man nach dem 0:2-Zwischenstand „erstmals das Gefühl hatte, dass wir uns ein bisschen aufgeben“, wollte das aber mit Stöger nicht in Verbindung bringen: „Wir setzen auf dem Platz nicht um, was er uns vorher richtig mitgegeben hat. Das liegt hier sicher zu allerletzt am Trainer.“ Stöger selbst war bezüglich seiner weiteren Amtsführung ebenfalls positiv gestimmt. „Die Stimmung gegen mich fühle ich gar nicht, weil ich mittendrin bin im Club. Wir sind im Austausch. Das ist keine zweigeteilte Geschichte. Es wird nichts Überraschendes passieren.“

Nur ein kleiner Raum für Klartext blieb. Torwart Timo Horn fand das alles „viel zu wenig“, Der genervte Lehmann setzte gar ganz hoch an: „Mit so einer Leistung wird es schwer, überhaupt nochmal zu gewinnen. Das war die schlechteste Heimleistung seit der vergangenen Saison gegen Gladbach. Und das ist ein richtiger Nackenschlag.“

Es lag am Sonntag vor 49200 Zuschauern viel am Gastgeber, sehr viel aber auch am Gegner. Die TSG Hoffenheim zelebrierte trotz des absolvierten Europapokalabends am vergangenen Donnerstag einen perfekten Auswärtsauftritt mit Ballsicherheit, Frische - und von hoher Qualität. Dabei bewies Julian Nagelsmann, dass er einen breiter und besser besetzten Kader hat als sein Gegenüber: Während beim FC Spieler wie Salih Özcan oder Simon Zoller nach dem Sieg gegen Borrisow am vergangenen Donnerstag einen physisch schlechten Eindruck machten, tauschte Nagelsmann vier Spieler munter durch und sprang mit dieser Personal-Mischung von Rang zehn auf Platz fünf. Um es klar zu sagen: Hoffenheim machte den Eindruck eines Spitzenteams der Liga, an dem sich der FC nicht mehr orientieren kann. Nagelsmann hatte immerhin einige nette Worte übrig für die Gastgeber: „Ich wünsche Köln ein bisschen mehr Spielglück. Ich habe viele Spiele von Ihnen gesehen, und oft waren sie besser, als es von außen dargestellt wurde.“

Köln begegnete dem Treffer von Dennis Geiger (9.), dem Elfmetertor von Sandro Wagner und dessen feinem Abschluss zum 0:3 in der 80. Minute mit drei ernsthaften Chancen: Bittencourt schoss nach einem erstaunlichen Solo neben das Tor (12.), Osako traf nur den Pfosten (41.) und Jojic scheiterte aus kürzester Entfernung im Konter an Torwart Oliver Baumann. Klingt besser, als es war, vor allem, weil Hoffenheim bei 22:13 Torschüssen noch weit öfter selbst hätte treffen können. Vor allem die spielerische Überlegenheit im Mittelfeld ließ sich fein zelebrieren, weil Köln jede Menge Platz ließ. „Es gibt keine zwei Meinungen über den verdienten Sieger“, sagte dann auch Stöger, dessen Galgenhumor („Zwei Punkte aus elf Spielen schafft jeder Trainer und auch jede Mannschaft“) dann doch noch mit Hoffnung garniert wurde. „In zwei Wochen haben wir wieder drei Jungs dabei. Cordoba, Pizarro und Risse kommen zurück, und ich glaube, dass uns das helfen wird.“ Mit zwei, drei Siegen, so Stöger weiter, könne man zurückkommen. „Das ist alles noch im Bereich des Möglichen. Es ist nichts aussichtslos. Uns wird die Pause gut tun.“

Tatsächlich ist die Prognose für den FC aber extrem schlecht. Ginge man davon aus, dass es etwa 38 Punkte für die Rettung brauchen wird, müsste Köln theoretisch zwölf Siege in 23 Spielen einfahren, also mehr als nun jedes zweite Spiel in der Liga gewinnen. Der Glaube daran, dass das gelingen kann, hat am Sonntag keinerlei Nahrung erhalten. Fragen Sie mal Matthias Lehmann. Aber Vorsicht!