Streich wettert gegen Schiedsrichter - Fandel kontert
Freiburg (dpa) - Der Existenzkampf in der Fußball-Bundesliga treibt Christian Streich sogar zum Ende seiner Enthaltsamkeit. Monate lebte der Trainer des abstiegsbedrohten SC Freiburg in puncto öffentlicher Schiedsrichterschelte abstinent.
Doch nach dem 0:1 gegen Borussia Dortmund legte sich der für seine emotionalen Ausbrüche berüchtigte 48-Jährige mal wieder mit einer ganzen Schar von Vertretern der oft gescholtenen Zunft an.
„Wir sind die Deppen. Wenn einige Herren persönliche Probleme mit mir haben, müssen sie mir das sagen“, zürnte Streich angesichts der seiner Ansicht nach überhandnehmenden Fehlentscheidungen gegen seine Mannschaft. „Wenn es mit mir zu tun hat, sollen sie es sagen, dann muss es jemand anderes machen“, meinte Streich. Er schloss in der ersten Erregung auch persönliche Konsequenzen nicht aus.
Streich brachte in der 500. Bundesligapartie der Breisgauer vor allem das rotverdächtige Foul von Sokratis an Freiburgs Stürmer Philipp Zulechner (43.) aus der Fassung. Schon sieben Minuten zuvor hatte Vladimir Darida den griechischen Innenverteidiger im Strafraum an der Hand getroffen. Auch hier blieb ein Pfiff aus - vertretbar.
„Das ist katastrophal, was da passiert“, klagte Streich, der eine Verschwörung witterte und vergaß, dass auch seine Mannschaft in dieser Saison das ein oder andere Mal bei strittigen Entscheidungen glimpflich davongekommen war. „Ich kann mir nur erklären, dass es eine persönliche Geschichte ist, anders ist das nicht mehr erklärbar.“ Da seine Mannschaft brav sei, könne er sich bestimmte Entscheidungen nur mit seiner Person erklären.
„Es geht nicht, dass die Mannschaft alle paar Wochen dermaßen bestraft wird“, regte sich Streich auf und nahm diese 13. Niederlage des Tabellenvorletzten extrem persönlich. „Irgendwann hast du keine Lust mehr, das mitanschauen zu müssen.“
Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel wies die Kritik entschieden zurück. „Ich kann diese Gedanken und absurden Verschwörungstheorien von Herrn Streich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Deshalb ist es besser, sich nicht weiter dazu zu äußern“, ließ der Vorsitzende der Schiedsrichter-Kommission im Deutschen Fußball-Bund der Nachrichtenagentur dpa am Montag mitteilen.
Die Frage lautet nun: Wie reagieren die Schiedsrichter in den kommenden Wochen auf den verbalen Rundumschlag des Breisgauer Trainers? Lassen sie sich von der heftigen Kritik einschüchtern? Oder werden Peter Gagelmann & Co. noch rigoroser durchgreifen, um eine Beeinflussung auszuschließen?
Streich und die Schiedsrichter - eine Beziehung mit Vorgeschichte. Letztmals musste der heißblütige Coach im September 2013 eine Geldstrafe an den Deutschen Fußball-Bund berappen. Streich hatte sich damals beim 3:3 gegen 1899 Hoffenheim „mehrfach unsportlich gegenüber dem Schiedsrichterteam und Offiziellen des Gastgebers geäußert und verhalten.“ Seitdem hatte er sich zumindest öffentlich in Richtung der Referees weitgehend einen Maulkorb verpasst.
Jürgen Klopp brachte durchaus Verständnis für seinen zerknirschten Kontrahenten auf. „In der Summe fühlen sich viele Dinge manchmal so an“, meinte der Dortmunder Coach, für dessen Team Sebastian Kehl (58.) mit einer Bogenlampe das Tor des Tages erzielt hatte. „Wer solche Spiele gewinnt, wird Meister“, meinte Klopp scherzend mit Blick auf den enteilten FC Bayern. „Aber das geht ja nicht.“