Stürmernot beim HSV - Zittern um Olic
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV blickt in den Abgrund. Und dann gehen dem akut abstiegsgefährdeten Bundesliga-Dino vor dem Relegationsrückspiel beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC am Montag auch noch die Stürmer aus.
Vor allem um die Fitness von Ivica Olic müssen die Norddeutschen bangen, auch wenn der Kroate am Sonntag beim Abschlusstraining mitmischte. Seit Wochen plagen den 35 Jahre alten Kroaten Rückenschmerzen, am Freitag erlitt er nach der Spritze durch einen Spezialisten einen allergischen Schock. Mit dem Hubschrauber kam der Notarzt, mit Blaulicht wurde Olic ins Krankenhaus gebracht und eine Nacht überwacht.
„Die ersten 20 Minuten bei meinem Anfall waren schlimm. Der Schock im ersten Augenblick war riesengroß“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Herzrasen und Unwohlsein wurden von einem Wirkstoff ausgelöst, den er nicht vertrug. Wer Olic kennt, der weiß, dass er alles versuchen wird, um beim großen Finale im ausverkauften Wildpark dabei zu sein. Neben ihm fehlte am Samstag auch Ivo Ilicevic beim lockeren Fußball-Tennis-Turnier, am Sonntag trainierte er bis kurz vor Schluss mit. Der Torschütze zum 1:1-Endstand im Hinspiel laboriert an Adduktorenbeschwerden und soll noch Schmerzen haben. „Bei beiden ist unklar, ob sie spielen können“, sagte Trainer Bruno Labbadia nach der Einheit vor dem Abflug des Bundesligisten Richtung Baden.
Der Coach führte ein langes Gespräch mit dem ebenfalls angeschlagenen Torjäger Pierre-Michel Lasogga, der im Vorjahr den HSV mit seinem Tor zum 1:1 in Fürth gerettet hatte. Der Coach setzt weiterhin auf seine müden Stammspieler, Maximilian Beister traut er noch keine 90 Minuten zu: „Es ist nicht so einfach, er war ein Jahr lang verletzt“.
Eine Alternative ist nach den Sperren von Heiko Westermann und Gojko Kacar Bankdrücker Rafael van der Vaart. „Jeder ist eine Option, so viel Auswahl haben wir ja nicht“, betonte Labbadia, der den Niederländer am Sonntag in der Stammelf üben ließ. So könnte der Kapitän ein letztes Mal für die Hanseaten neben Marcelo Diaz vor der Abwehr auflaufen. Denn Petr Jiracek ist noch nicht fit.
Ein Strohhalm für die HSV-Anhänger ist die Relegationsgeschichte von Dennis Diekmeier: Schon 2009 und 2010 mit dem 1. FC Nürnberg und dann 2014 mit dem HSV glückte ihm das Nachsitzen um die Liga-Zugehörigkeit. „Jetzt will ich mit aller Macht zum vierten Mal in der Relegation erfolgreich sein“, sagte der 25 Jahre alte Rechtsverteidiger.
Wenn der KSC, dem der gesperrte Dominic Peitz fehlt, erneut so erfrischend aufspielt und das Liga-Urgestein nach 52 Jahren absteigt, scheinen im Hintergrund wenigstens die Weichen gestellt. Wie die „BamS“ berichtete, soll ein dritter Investor mit einem Kredit von 2,5 Millionen Euro beim klammen HSV einsteigen. Die Finanzspritze soll später in einen einprozentigen Anteil an der Fußball-AG umgewandelt werden.
Zusätzlich wurde mit den Banken verhandelt, um Zahlungsfristen für Kredite zu verlängern. Damit käme der HSV der Forderung der Deutschen Fußball-Liga für die Lizenz in Liga 2 nach, bis Mittwoch eine Zehn-Millionen-Euro-Lücke zu schließen. Der Verein wollte dies am Sonntag nicht bestätigen.
Die Badener wollen auch im Rückspiel ein unbequemer Gegner sein. „Wir wollen das Spiel zu Hause gewinnen, werden auf Sieg spielen und auf kein Ergebnis zocken“, sagte Trainer Markus Kauczinski am Samstag. Dabei würde dem Zweitligisten bereits ein 0:0 reichen, um die Rückkehr ins Oberhaus nach sechs Jahren perfekt zu machen. „Wir wollen hier einen genauso beherzten Auftritt hinlegen wie in Hamburg. Mit den eigenen Zuschauern im Rücken werden wir sicher noch einmal eine Schippe drauflegen können.“