Trotz Schäfer-Patzer: FCN verscheucht Abstiegssorgen

Augsburg (dpa) - Der Unglücksrabe des Abends versuchte sich am Ende als Entertainer. „Zumindest bin ich in jedem Jahresrückblick vertreten“, meinte Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer zu seinem groben Aussetzer, der den Franken fast Punkte beim FC Augsburg gekostet hätte.

In Tollpatsch-Manier hatte der 34-Jährige beim 2:1 (1:1)-Erfolg den zwischenzeitlichen Ausgleich verschuldet - „das war mein erstes Bundesligator“, äußerte er voller Selbstironie.

Letztlich war's egal. Die Nürnberger schafften trotzdem den zweiten Sieg unter ihrem neuen Trainer Michael Wiesinger - und können nun ziemlich entspannt den restlichen neun Saisonspielen in der Fußball-Bundesliga entgegenblicken. Nach einem kleinen Durchhänger und der jüngsten Serie von vier Remis haben sich die Franken mit dem Derbysieg wohl ihrer letzten kleinen Abstiegssorgen entledigt: Zehn Punkte Vorsprung sind es jetzt schon auf den Relegationsplatz.

„Wir sind klar näher an unsere 40-Punkte-Zielmarke herangerückt“, betonte Mittelfeldprofi Markus Feulner. Selbst Augsburgs Manager Stefan Reuter musste eingestehen, dass sich der FCN wohl aus dem überschaubaren Feld derer verabschiedet hat, die noch gegen den Abstieg kämpfen. „Ich kann mir bei dem Vorsprung, den Nürnberg jetzt hat, nicht vorstellen, dass die noch mal da unten reingeraten“, meinte Reuter.

Bis auf vier Zähler hätte der erstarkte FCA seinerseits mit einem Erfolg an Nürnberg heranrücken können - doch daraus wurde nichts. Mit enormem Einsatz und einer starken physischen Vorstellung zermürbten die FCN-Kicker die Schwaben. „Ich habe noch nie erlebt, dass ich als Linksverteidiger 90 Minuten von meinem Gegenspieler bewacht werde“, kommentierte Matthias Ostrzolek. Vom ersten Rückschlag der Rückrunde werde man sich aber nicht umhauen lassen, versicherte Reuter. „Es war klar, dass schwierige Phasen kommen. Das Entscheidende wird sein, dass wir das Geschehene abhaken und weitermachen.“

Wie das innerhalb von kürzester Zeit funktioniert, können sich die Augsburger am besten bei einem Videostudium des Derbys anschauen: Nach dem kurios-unglücklichen Ausgleichstor lenkten die Nürnberger das Spiel mit einer bemerkenswerten Jetzt-erst-Recht-Mentalität wieder in ihre Richtung. Hauptverantwortlich dafür war Schäfer, dem beim 1:1 nach einem harmlosen Kopfball von Tobias Werner (36. Minute) noch der Ball aus den Händen geflutscht und ins Tor gekullert war.

In der Kabine entschuldigte sich Schäfer zur Pause vor versammelter Mannschaft und sprach den Kollegen prompt wieder neuen Mut zu. „Raphael hat bewiesen, dass er ein echter Führungsspieler ist. Er hat seinen Fehler sofort weggesteckt und ist positiv vorangegangen“, lobte Trainer Michael Wiesinger. Mit Erfolg: Alexander Esswein (54.) brachte die Nürnberger nach Hiroshi Kiyotake (21.) zum zweiten Mal in Führung, das 2:1 hatte bis zum Ende Bestand.

„Die Mannschaft hat mir den Arsch gerettet“, erkannte Schäfer - und reagierte humoristisch auf die Meldung, dass die Deutsche Fußball Liga sein Eigentor offiziell als Werners Treffer verbucht habe: „Da sieht man, dass die Liga vielleicht nicht ganz so viel Ahnung hat.“