VfB greift durch: Marica fliegt aus Kader

Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart greift im Kampf um den Klassenerhalt knallhart durch. Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga hat Ciprian Marica mit sofortiger Wirkung vom Mannschaftstraining ausgeschlossen.

Der 25 Jahre alte rumänische Nationalspieler gehört auch nicht mehr zum Kader.

Der Stürmer habe seine persönlichen Interessen nicht denen der Mannschaft untergeordnet, erklärte Manager Fredi Bobic. Bobic betonte ausdrücklich, es sei keine Suspendierung. Trotzdem sei es „nur hypothetisch, dass er nochmals spielt“.

Mindestens zwei Spiele fällt Stürmer Pawel Pogrebnjak aus. Der russische Nationalspieler zog sich im Training einen Rippenbruch zu. „Er ist unglücklich gefallen“, sagte Trainer Bruno Labbadia. Pogrebnjak fehlt nun auf jeden Fall beim Hinspiel in der Europa-League bei Benfica Lissabon und beim Tabellenzweiten Bayer Leverkusen.

Trainer Bruno Labbadia versicherte, es handle sich bei MArica „um kein Bauernopfer“. Es solle damit im Abstiegskampf auch kein Signal an andere Spieler gesendet werden. In ausführlichen Gesprächen habe es von Marica kaum Entgegenkommen gegeben. „Das ist so nicht akzeptabel.“ Er und Bobic hätten mit dem Spieler jeweils über eine Stunde geredet. „Wir haben versucht, ihm eine Tür aufzumachen“, versicherte Labbadia. Die gemeinsam getroffene Entscheidung sei Marica vor dem Training mitgeteilt worden, noch ehe die Mannschaft darüber informiert worden sei.

Das Interview des als kompliziert geltenden Marica mit einer rumänischen Zeitung sei aber nicht der Grund der disziplinarischen Maßnahme gewesen. Vor gut einer Woche hatte er in der „Gazeta Sporturilor“ unverhohlen seinen Wechsel gefordert. Es sei besser, wenn der VfB und er „im Sommer eine Lösung“ fänden. Er sei als zweiter Stürmer mit Defensivaufgaben verschenkt.

Die beiden VfB-Verantwortlichen sehen keine Chance mehr, sich mit Marica auf eine gemeinsame Linie zu verständigen. „Der Verein und die Mannschaft stehen immer über dem Einzelinteresse“, erklärte Labbadia. Bobic meinte: „Der Verein steht im Vordergrund, nicht der einzelne Spieler.“ Beide betonten, in der aktuellen bedrohlichen Lage seien absolute Geschlossenheit und Zusammenhalt der Mannschaft unabdingbar.

Wegen der juristisch schwierigen Situation darf Marica individuell weiter trainieren. Bobic sagte, eine Versetzung in die in der 3. Liga spielende zweite Mannschaft sei ebenso wenig möglich wie ein Ausschluss vom Trainingsbetrieb. „Man muss inzwischen fast schon Jura studieren“, wies Labbadia auf die komplizierte Rechtslage hin.

Marica hat bei den Schwaben noch einen Vertrag bis Saisonende 2012. Vor knapp vier Jahren war er mit 8,5 Millionen Euro die teuerste Verpflichtung in der Vereinsgeschichte. Allerdings konnte er nie die hohen Erwartungen erfüllen. Für viele Fans war er deshalb ein Buhmann. Mit der Suspendierung könnten als Nebeneffekt die zunehmend kritischer reagierenden Zuschauer etwas beruhigt werden.