Bayer droht nach 2:3-Spektakel gegen AS Rom das Aus
Rom (dpa) - In die Enttäuschung über den bitteren K.o. in einem erneut verrückten Spiel mischten sich bei Bayer Leverkusen schnell Zuversicht und Stolz auf die eigenen Comeback-Qualitäten.
„Trotz allem war es fantastisch, was meine Mannschaft heute gezeigt hat“, lobte Trainer Roger Schmidt sein Team nach der 2:3 (0:2)-Niederlage in der Champions League bei AS Rom, bei der sein Team wieder einmal einen Zwei-Tore-Rückstand aufholte und am Ende doch mit leeren Händen dastand. Sportdirektor Rudi Völler meinte trotz der nun deutlich schlechteren Ausgangssituation für den Fußball-Bundesligisten für den Einzug ins Achtelfinale: „Die zweite Halbzeit macht uns Mut.“
Denn nach der Pause zeigte die Werkself gegen den Dritten der Serie A wieder einmal ihr offensivstarkes Gesicht und bewies große Moral. „Wir haben uns gesagt, dass wir die Köpfe nicht hängenlassen dürfen“, meinte Mittelfeldspieler Kevin Kampl zum klaren 0:2 zur Pause. „Wir sind diese Saison schon oft genug zurückgekommen.“ Und tatsächlich brachten Admir Mehmedi (45. Minute) und Javier „Chicharito“ Hernández (51.) Bayer nach der katastrophalen ersten Hälfte zurück ins Spiel.
Nach den ersten 45 Minuten konnte Bayer froh sein, durch die von der Roma schnell und konsequent herausgespielten Treffer durch Mohamed Salah (2.) und den Ex-Bundesligaprofi Edin Dzeko (29.) nur mit 0:2 zurückzuliegen. „Solche Fehler dürfen nicht passieren. Du darfst dem Gegner nicht die Gelegenheit geben, dass er dich so auskontert“, schimpfte Völler, der das Team aber auch für seine „sensationelle Moral“ nach der Pause lobte.
Viele dürften sich nach dem Ausgleich von Bayer an das 4:4 im Hinspiel erinnert haben, als Rom den frühen Rückstand wettmachte. Doch diesmal sorgte eine unübersichtliche Szene im Strafraum der Leverkusener für die Entscheidung. Kapitän Ömer Toprak sah nach einem Foul an Salah die Rote Karte wegen einer Notbremse, Roms Miralem Pjanic verwandelte den Foulstrafstoß zum 3:2-Siegtreffer (80.). „Bitter, dass wir am Ende noch den Elfmeter bekommen haben“, sagte Torhüter Bernd Leno im TV-Sender Sky.
Bayer bewies gegen Rom wieder einmal, warum die Fans der Leverkusener derzeit ein gutes Nervenkostüm brauchen und knüpfte an die furiosen Auftritte beim 4:4 im Hinspiel und dem 4:3 über den VfB Stuttgart in der Bundesliga an. „Zum verrückt werden“, titelte der „Corriere dello Sport“ am Donnerstag nach der spektakulären Partie, während die „Gazzetta dello Sport“ einen „Thriller mit gutem Ende“ gesehen hatte. „Nicht zu fassen! Die Geister aus dem Hinspiel leben noch“, meinte das Blatt.
Trotz großer Moral und furioser Aufholjagd sind Bayers Chancen auf den Einzug in die K.o.-Runde erst einmal geschrumpft. Die Werkself liegt nur noch auf Rang drei der Gruppe E, einen Zähler hinter Rom. „Wir hätten uns eine bessere Ausgangsposition erarbeiten können, das ist trotz der guten Leistung nicht gelungen“, urteilte Schmidt. „Aber wir geben natürlich nicht auf.“ Völler fasste die Situation so zusammen: „Jetzt müssen wir in Borissow gewinnen und dann hoffen, dass wir gegen Barcelona noch eine Chance haben.“
Ausgerechnet im so wichtigen Spiel gegen die Weißrussen muss Coach Schmidt auf die gesperrten Toprak und Kyriakos Papadopoulos verzichten. „Wir sind natürlich extrem unter Druck“, gab Völler zu. Danach könnte es für Bayer gegen Titelverteidiger FC Barcelona, den Leverkusen im Hinspiel (1:2) am Rande eines Punktverlustes hatte, im Dezember in der BayArena zur entscheidenden Partie kommen. „Die kleine Chance gibt es immer noch, vor allem, wenn wir es so gut machen wie in der zweiten Halbzeit“, meinte Völler.