Bayern Fanclub UK vs BVB Supporters UK

London (dpa) - Nathan Gee ist in diesen Tagen ein gefragter Mann. Der 30-Jährige ist Präsident des Bayern Munich Fanclub UK und Manager des „Octoberfest Pub“ in West-London. Die Antworten in seinem 15. Interview kann er schon runterrattern.

„Schwarz-Gelb hat bei uns am Samstag Hausverbot. Also jeder, der irgendwie Dortmund-Shirts oder -Schals trägt“, sagte der Schotte. Stattdessen versammeln sich alle seiner 244 Fanclub-Kollegen vor Riesenleinwänden - bei Schweinshaxen, Weißwurst, 86 deutsche Biersorten und einer Schlagerparty zum Ende. „Das wird ein Festival des Biers und des Fußballs. Aber ich bin natürlich ein bisschen traurig, dass ich nicht im Stadion bin“, sagte Gee.

Matthew Gerrard vom The BVB Supporters Club UK dagegen hat ein Ticket für Wembley. „Ich hatte sooo ein Glück. Ich könnte die Karte für 4000 Euro auf dem Schwarzmarkt verkaufen, aber das würde ich niemals tun“, sagt der 37-Jährige aus Broadstairs (Kent) an der Südostküste Englands. „Ich habe live gesehen, wie Dortmund 'The Meisterschale' gewann, war beim DFB-Pokal-Triumph gegen Bayern in Berlin und nun will ich sie die Champions League gewinnen sehen.“

Der IT-Experte ist Gründungsmitglied der seit 2009 bestehenden BVB Supporters mit 75 „Members“. Das BVB-Mekka im Vereinigten Königreich liegt in Schottland: Die Edinburgh Borussen zählen 450 Mitglieder, „The Brauhaus“ in der Altstadt zeigt alle BVB-Spiele. Zudem ist man eng verbunden mit dem Planet Dortmund Fan Club in Glasgow.

Aber wie wird man als Brite oder insbesondere als Engländer bloß ein Hardcore-Anhänger einer deutschen Mannschaft? Der eingefleischte Bayern-Anhänger Gee berichtet: „Ich bin Bayern-Fan seit meiner Kindheit. Ich habe sehr FC-Bayern-verrückte deutsche Verwandte aus Hessen und ich habe mich denen einfach angeschlossen.“

Dortmund-Fan Gerrard, nicht verwandt mit FC-Liverpool-Star Steven Gerrard, berichtet: „Wir hatten mit unserer Truppe Tickets für die WM 2006 - für Brasilien gegen Japan - zufällig in Dortmund. Und die Leute da waren so freundlich, dass wir entschieden haben, wir müssen zurückkommen und ein Dortmund-Spiel angucken. Es ist so ein geiler Club. Inzwischen reisen wir zu vier oder fünf Spielen pro Saison.“

Für Lewis Ambrose (18), einen Londoner Geschichtsstudenten, der hinter dem Twitter-Account @DortmundUK steckt, war das Dasein als BVB-Supporter in England nicht immer leicht: „Als ich vor einigen Jahren mein Dortmund-Shirt auf der Straße trug, haben mich die Leute amüsiert angeguckt und gerätselt, was es mit diesem Schwarz-Gelb auf sich hat. Und nun lieben viele Engländer Dortmund. Jeder liebt im Moment den deutschen Fußball. Die englischen Medien stehen besonders auf Jürgen Klopp.“ Kürzlich schrieb der englische Fußball-Journalist und langjährige Bayern-Anhänger Kit Holden im „Tagesspiegel“, er sei in England urplötzlich „vom Außenseiter zum Hipster“ geworden.

Beim Angebot organisierter Events haben Bayern-Fans am Wochenende in London die größere Auswahl. Neben dem „Octoberfest Pub“ lädt auch das längst ausverkaufte „Bavarian Beerhouse“ zum FCB-Mitfiebern - Dortmunder sind dort aber zumindest nicht ausgesperrt. Auch in der Kölsch-Kneipe „Zeitgeist“, Heimat der Exil-FC-Köln-Fans, im „Yager“ oder in der „Bierschenke“ sind eher gemischte Feten zu erwarten. Für ein geplantes Borussen-Public-Viewing in London gab es von der UEFA keine Genehmigung. „Wir tauchen die Stadt trotzdem in Schwarz-Gelb. Vielleicht vom Trafalgar Square aus“, kündigt Matthew Gerrard an.

Und welches Ergebnis tippen die UK-Fanclubs? „Wir gewinnen 3:1“, sagt Nathan Gee mit der verinnerlichten „Mia san Mia“-Mentalität. Er liebäugelt schon mit einem Flug zur Siegerparade nach München. Gerrard tippt auf „2:1 für Dortmund. Ich habe die Vorhersehung, dass Marco Reus mit einem Freistoß den Siegtreffer schießt.“ Und: „Die neutralen Fußball-Zuschauer in England fiebern mit Dortmund mit“, ist er sich sicher. Hassen die BVB Supporters UK denn die Bayern? „Nein, hassen ist ein starkes Wort. Wir hassen nur Schalke 04.“