BVB nach Last-Minute-Sieg gegen Málaga im Halbfinale

Dortmund (dpa) - Was für ein Finish! Borussia Dortmund darf nach einer historischen Aufholjagd und einem dramatischen Last-Minute-Sieg weiter vom ganz großen Champions-League-Coup träumen.

„Ganz großer Abend, den werd' ich nie vergessen. Wir waren alle ganz kurz vorm Herzinfarkt“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem 3:2 (1:1) im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Málaga.

Dank zwei Toren in der Nachspielzeit feierte der Revierclub doch noch einen weiteren internationalen Festtag und zog erstmals seit 1997 und 1998 wieder in das Halbfinale der Königsklasse ein. Wie schon beim 0:0 im Hinspiel erwies sich die von 65 829 Zuschauern im ausverkauften und bebenden Dortmunder Stadion umjubelte Borussia am Ende als die bessere und vor allem glücklichere Mannschaft.

Nach Toren von Robert Lewandowski (40. Minute), Marco Reus (90.+1) und Felipe Santana (90.+3) kann das Team von Trainer Jürgen Klopp nach einem Spiel für die Ewigkeit weiter auf das Endspiel in Wembley hoffen. Den Schock des frühen 0:1 durch Joaquín (25.) und des 1:2 durch den eingewechselten Eliseu aus stark abseitsverdächtiger Position (82.) steckte der BVB dank unbändiger Moral noch weg.

So dürfen sich Mannschaft, Verein und Fans nun bei der Auslosung an diesem Freitag auf mindestens zwei weitere europäische Fußball-Festtage im Halbfinale am 23./24. April und 30. April/1. Mai freuen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin fix und fertig“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unmittelbar nach dem Schlusspfiff im TV-Sender Sky. „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagte Manager Michael Zorc.

Dabei bereitete der Elf in der Anfangsviertelstunde das knifflige Hinspielergebnis reichlich Kopfzerbrechen. Wie der Gegner war auch der BVB zunächst auf Sicherheit bedacht. Die sonst so offensiv- und kombinationsfreudigen Dortmunder scheuten das Risiko. 15 Minuten lang spielte sich das Geschehen in der stimmungsvollen Arena fast ausschließlich im Mittelfeld ab. Robert Lewandowski gab nach Zuspiel von Mario Götze den ersten kleinen Warnschuss ab. Doch der gewagte Heber des polnischen Nationalspielers ging über die Latte (16.).

Nach 25 Minuten mussten die Gastgeber alle taktischen Überlegungen und das von Trainer Klopp angekündigte Geduldsspiel über den Haufen werfen. Die bis dato sicher stehende BVB-Hintermannschaft ließ sich überrumpeln. Joaquin düpierte Marcel Schmelzer, schoss aus 18 Metern Neven Subotic durch die Beine und unhaltbar für Roman Weidenfeller ins untere Eck. Das erste Tor mit dem ersten Torschuss traf die Borussia ins Mark und bescherte Málaga die erhoffte Komfortzone.

Die spanischen Defensivspezialisten konnten sich nun noch intensiver der Abwehrarbeit widmen und die Räume für die Dortmunder Angriffe noch enger machen. Lange Zeit gelang der hochgelobten Offensive der Schwarz-Gelben wenig bis nichts - bis zur 40. Minute.

Eine fantastische Kombination über Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Götze landete bei Marco Reus, der per Hacke Lewandowski auflegte. Der Stürmer verwandelte kaltschnäuzig und bewies mit seinem sechsten Königsklassen-Tor seine einmalige Wertigkeit für den entthronten deutschen Fußball-Meister. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff überstanden Team und Fans eine weitere Schrecksekunde ohne schlimmen Schaden. Nach einem Freistoß kam Joaquín frei zum Kopfball, scheiterte aber an Weidenfeller (45.+1).

„Das Beste an der ersten Halbzeit war, dass sie rum war“, sagte Klopp später. Nach dem Wechsel ging es gleich mit zwei heißen Torraumszenen los. Zunächst scheiterte Lewandowski mit einem wenig platzierten Schuss an Málaga-Schlussmann Willy (47.), nur eine Minute später rettete Weidenfeller mit einer Weltklasse-Parade nach einem Kopfball des erneut freien Joaquín. „Málaga macht uns das Leben schwer“, sagte Zorc schon zur Pause. Dies blieb auch erst einmal so.

Götze tauchte plötzlich im Strafraum auf, war aber zu überrascht und verzog klar (53.). Die Gäste agierten zwar in dem Wissen, dass ihnen das Remis zum Weiterkommen reichen würde, versteckten sich aber nicht komplett. Die Spanier erwiesen sich als der befürchtet zähe Gegner. Das Spiel wurde nun munterer als in der ersten Hälfte. Den Dortmundern allerdings fehlten die spielerische Linie und lange Zeit der Mut zum Risiko. Weidenfeller musste bei einem Distanzschuss von Jeremy Toulalan mit beiden Fäusten klären (70.).

Zwei Minuten später versuchte es Klopp mit einem Doppelwechsel. Nuri Sahin und Julian Schieber kamen, Blaszczykowski und der Platzverweis-gefährdete Sven Bender gingen. Wenig später hatte Reus die Riesen-Chance zum 2:1, scheiterte aber am glänzend reagierenden Willy. Dann überschlugen sich die Ereignisse - nach dem letzten Pfiff des schottischen Schiedsrichters Craig Thomson bebte das Stadion.