Die Champions League weckt Messi aus dem Winterschlaf
Barcelona (dpa) - Selten sah man Lionel Messi in einem Spiel so viel rennen wie beim 2:1-Sieg des FC Barcelona über Manchester City im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League.
Der Argentinier dribbelte, setzte die Mitspieler in Szene und half sogar in der Abwehr aus. Mit seinem Treffer zur 1:0-Führung des spanischen Fußballmeisters machte „La Pulga“ (der Floh) den Weg frei zum Einzug der Katalanen ins Viertelfinale. Barça hatte bereits das Hinspiel in Manchester 2:0 gewonnen.
„Jetzt sind wir wieder das Barça, das wir sein wollen und das die Leute sehen wollen“, meinte Messi nach seiner Glanzvorstellung am Mittwochabend im Camp-Nou-Stadion. Der frühere Barça-Stürmer Gary Lineker schrieb voller Bewunderung auf Twitter: „Messi führt mir vor Augen, was für ein Scheiß-Fußballer ich war. Er zeigt in einem einzigen Spiel mehr Klasse als ich in meiner ganzen Karriere.“
Dabei hatten sich die Fans nach den Niederlagen und lustlosen Darbietungen der Katalanen in San Sebastián und Valladolid besorgt gefragt: Was ist nur los mit Messi & Co? Die Champions League scheint den Argentinier nun aus einem Winterschlaf gerissen zu haben. Gegen die Engländer war der Torjäger von Anfang an fest entschlossen, für die enttäuschenden Vorstellungen in der spanischen Liga Wiedergutmachung zu leisten. Gleich nach dem Anpfiff sprintete er 30 Meter über den Platz, um seinem Landsmann Sergio „Kun“ Agüero den Ball abzujagen.
„Wir waren zweimal schwer gestolpert, aber noch schlimmer war der Eindruck, den wir hinterlassen haben“, räumte Messi im TV-Sender Canal+ ein. „Wir sind jedoch selbst unsere schärfsten Kritiker.“ Der Argentinier war an fast allen Angriffen der Katalanen beteiligt. Kurz vor seinem Führungstreffer war er nach einem Dribbling am Pfosten des City-Tores gescheitert. Der frühere HSV-Profi Vincent Kompany (88.) erzielte für Manchester den zwischenzeitlichen Ausgleich, aber Dani Alves (90.) gelang wenig später der Siegtreffer für die Katalanen.
„Messi peinigte City phasenweise“, meinte der „Guardian“. „Er war überall, er wollte immer den Ball und wusste stets das Richtige damit zu tun.“ Agüero war auf der Gegenseite eine einzige Enttäuschung und wurde zur Halbzeit durch den früheren Wolfsburger Edin Dzeko ersetzt.
Der FC Barcelona erreichte zum siebten Mal in Serie das Viertelfinale des europäischen Elitewettbewerbs. Dies schafften bisher nur Manchester United (1997-2003) und Real Madrid (1998-2004). Trainer Gerardo Martino wurde nach dem Spiel gefragt, ob er sich einen Finger abschneiden würde, wenn er dadurch im Viertelfinale ein Aufeinandertreffen mit Bayern München verhindern könnte. Seine Antwort: „An dem Tag, an dem ich sterbe, möchte ich gerne vollständig sein.“
Rätsel gibt bei den Katalanen weiter Jungstar Neymar auf, der Brasilien im Sommer zum Gewinn der Weltmeisterschaft schießen soll. Der Angreifer hatte auf dem ungewohnten Posten des Rechtsaußen in der ersten Halbzeit einige gute Szenen, fand nach dem Wechsel aber nicht mehr ins Spiel. Bei seiner Auswechslung gab es Beifall und Pfiffe.