Draxler nimmt Schalke in die Pflicht
Gelsenkirchen (dpa) - Verbaselt Schalke auch das dritte Spiel mit Finalcharakter, droht der Amtszeit von Trainer Jens Keller beim FC Schalke 04 ein schnelles Ende.
Nur ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen den FC Basel bringt den Fußball-Bundesligisten ins Champions-League-Achtelfinale und Keller zumindest noch ein paar Argumente für eine Weiterbeschäftigung. „Wir stehen in der Verantwortung, Gas zu geben und Spiele zu gewinnen“, sagte Nationalspieler Julian Draxler dem „Kicker“ vor der entscheidenden Heimpartie am Mittwoch gegen die Schweizer, die als Gruppenzweiter einen Punkt mehr haben.
Trotz der gefährlichen Gemengelage in Gelsenkirchen zeigte sich Hoffnungsträger Draxler zuversichtlich. „Auch weil wir beim 1:0 in Basel gezeigt haben, dass wir diesen Gegner schlagen können. Die Überzeugung ist da.“ Draxler hob die Bedeutung eines Erfolges am Ende der „wichtigsten Woche der Saison“ mit den beiden Pleiten im DFB-Pokal (1:3 gegen Hoffenheim) und in der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach (1:2) ausdrücklich hervor. „Weil es für den Verein um sehr viel Geld geht. Und für uns Spieler um die große Bühne, auf der wir uns alle unbedingt präsentieren wollen.“
Laut Manager Horst Heldt sitzt Trainer Jens Keller am Mittwoch auf der Bank. „Wir bewerten die Situation nach dem letzten Hinrundenspiel in Nürnberg“, erklärte Heldt. Angeblich aber hat der Sportvorstand, der an diesem Montag 44 Jahre alte wurde, längst einen Auftrag von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies für die Suche eines Keller-Nachfolgers erhalten. Auch wenn Tönnies am Wochenende erklärt hatte: „Die Trainerfrage stellt sich jetzt nicht - es gilt in den nächsten Tagen darum, Siege einzufahren.“
Gleichwohl werden in den Fanforen und Medien bereits Kandidaten für die Keller-Nachfolge diskutiert. Als aussichtsreichster gilt derzeit Thomas Schaaf, der nach der Trennung von Werder Bremen aber erst im nächsten Sommer ins Geschäft zurückkehren wollte. Auch Namen wie der des in Fulham beurlaubten Martin Jol oder des Ex-Schalkers Marc Wilmots, der als Nationaltrainer mit Belgien souverän die WM-Teilnahme schaffte, geistern durch Gelsenkirchen.
„Die Situation ist kritisch“, räumt Draxler ein. Das ständige Auf und Ab der Mannschaft, die eigentlich viel Qualität und Erfahrung besitzt, zerrt gehörig an den Nerven des Jungstars. „Ich kann mir das auch nicht erklären. Im Prinzip kriegen wir das ja hier schon seit Jahren nicht in den Griff“, konstatierte er. Kaum habe man einen Schritt nach vorn gemacht wie beim 3:0 gegen Stuttgart, folge ein neuerlicher Rückschlag. „Das ist auf Dauer sehr frustrierend.“
Im Gegensatz zu Kellers Kritikern machen die meisten Spieler nicht den Coach für ihre stark schwankenden Leistungen verantwortlich. „Der Trainer gibt uns einen klaren Plan. Aber wir müssen ihn auch umsetzen“, sagte Torhüter Ralf Fährmann. Draxler betonte, dass Keller sich „Tag und Nacht Gedanken“ mache, aber: „Bei solchen Fehlern, wie sie gegen Hoffenheim passiert sind, ist jeder Trainer machtlos.“ Joel Matip, der gegen Basel wegen der Gelbsperre von Jermaine Jones wohl erneut ins defensive Mittelfeld muss, schaut nach vorn. „Wir gehen mit breiter Brust und nicht mit gesenkten Köpfen in die Partie.“
Doch selbst im Erfolgsfall am Mittwoch ist Keller wohl nur noch ein Trainer auf Abruf. Es scheint unabhängig von den letzten Ergebnissen des Jahres unwahrscheinlich, dass die Königsblauen auch mit Keller als Chef in die Rückrunde gehen.