FC Bayern-Doku: Viel Pathos auf der Road to Wembley
München (dpa) - Bei dem Hype um den neuen Startrainer Pep Guardiola ist es fast schon ein bisschen in Vergessenheit geraten: Im Frühjahr 2013 schrieb der FC Bayern Fußballgeschichte - und holte als erster deutscher Club das Triple.
Das ist die fußballerische Dreifaltigkeit.
Den wohl schwierigsten Part dieses Erfolges zeichnet nun eine Dokumentation nach, die am Montag in München Premiere feiert und anschließend auf DVD zu kaufen ist. Der Film „Mia san Champions“ von René Hiepen begleitet die Mannschaft auf der Erfolgsspur, der „Road to Wembley“. Und das tut er mit viel Pathos.
Alles beginnt erst einmal mit einem Tiefpunkt: dem schmerzlich verlorenen „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea 2012. In Schwarz-Weiß-Bildern lässt der Film die Dramatik von einst noch mal aufleben, als die Bayern sich nach einem Finalkrimi im Elfmeterschießen gegen die eigentlich deutlich schwächeren Engländer geschlagen geben mussten. Schwermütige Musik läuft im Hintergrund; die Bayern-Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger erinnern sich vor tiefschwarzem Hintergrund an den vielleicht schmerzhaftesten Rückschlag ihrer Fußballerkarrieren.
„Es gibt Mannschaften, die an so einer Niederlage zerbrechen“, sagt Lahm. Andere werden stärker. Und so sehen beide, Lahm und Schweinsteiger, den Grundstein für den Erfolg in Wembley 2013 beim verlorenen Finale in der Münchner Allianz Arena 2012 gelegt.
Es folgt ein temporeicher, emotionaler Zusammenschnitt der stärksten Bayern-Szenen aus der Vorrunde und dem Viertelfinale. Und schließlich das schon jetzt fast historische Halbfinale gegen den FC Barcelona, das - Hin- und Rückspiel zusammengeschlossen - 7:0 für die Münchner ausging. Am Schluss steht das große Finale gegen den Bundesliga-Erzrivalen Borussia Dortmund in London.
Der Film zeigt Interviewszenen nach und vor dem Spiel und lässt Lahm und Schweinsteiger das Geschehene immer wieder kommentieren. „Irgendwie hat man was gemerkt, dass heute der Tag gekommen ist“, erinnert Schweinsteiger sich an den Morgen vor dem Finale, als er in den Frühstücksraum des Hotels kam und dort seine Mannschaftskollegen sah. „Jeder war heiß.“ Auch heute noch erinnere er sich bildhaft an den 2:1-Sieg gegen Dortmund. „Ich weiß ganz genau, wie jede Sekunde auf dem Platz war.“
Der Film zeigt die große Bayern-Begeisterung auf der ganzen Welt, zeigt Fans vor dem Fernseher in einer Hütte in Nairobi, beim Shisha-Rauchen in Ramallah, bei Bier in Maßkrügen in New York. Und auch die Münchner Philharmoniker, Lorin Maazel und ihr Motivationslied verursachen ein Vierteljahr nach dem Finale immer noch Gänsehaut: „Holt den Henkelpott nach München, Stern des Südens, Mia san mia.“
Dabei verschweigt die Dokumentation geflissentlich, dass die Dortmund-Fans in London eigentlich deutlich in der Überzahl waren, zur großen, verregneten Triple-Feier nur ein Bruchteil der erwarteten Anhängerzahl kam - und auch Vereinspräsident Uli Hoeneß kommt kaum vor. Steueraffäre, war da was? Nicht in diesem Film.
Die Dokumentation bleibt an der Oberfläche. Wer Einblicke à la Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ von der Weltmeisterschaft 2006 erwartet, wird enttäuscht. Zwar sieht man einige wenige Party-Szenen nach dem Finale - und Schweinsteiger verrät immerhin, dass Franck Ribéry den Henkelpott nachts mit ins Bett nahm und er selbst ihn morgens abholte, um mit ihm frühstücken zu gehen. Das war es aber auch schon mit intimen Einblicken in die Strukturen des FC Bayern.
Trotzdem ist der Film ein emotionaler Rückblick geworden auf die erfolgreichste Saison der Bayern-Vereinsgeschichte. Er huldigt neben Trainer Jupp Heynckes vor allem Schweinsteiger und Lahm, die nach zwei verlorenen Endspielen in diesem Jahr ihr großes Ziel erreicht haben. Fans werden an diesem Film, der auf der DVD mit den stärksten Szenen aus dem Champions-League-Jahr der Bayern und dem Finale in voller Länge angereichert wird, ihre wahre Freude haben. Lahm bringt es auf den Punkt: „Es war mein schönstes Jahr.“