Fehlschütze Müller: Pechvogel statt Bayern-Held

München (dpa) - Thomas Müller schlug nach seiner Schlüsselszene sauer auf den Rasen, Pep Guardiola schaute mit weitaufgerissenen Augen von der Bank aus zu. Der verschossene Foulelfmeter schmeckte den Bayern nach dem verpassten Endspiel in der Champions League besonders bitter.

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Statt mit beim 2:1 (1:0) im Halbfinal-Rückspiel gegen Atlético Madrid für die frühe wie beruhigende 2:0-Führung zu sorgen, ebnete der Fehlschuss des Weltmeisters gegen Madrids Keeper Jan Oblak in der 34. Minute im Champions-League-Krimi den Weg der Spanier ins Finale. Denn erst nach dem Ausgleich von Antoine Griezmann (54.) schlug Robert Lewandowski (74.) zurück. Der Strafstoß hätte dem Spiel eine ganz andere Entwicklung geben können.

Müllers dritter Fehlschuss beim zehnten Versuch vom Punkt in der Königsklasse war der schwerwiegendste. Und das vom Spezialisten für die entscheidenden und nervenaufreibenden Duelle, denn in K.o.-Spielen trafen Cristiano Ronaldo (44) und Lionel Messi (36) öfter als Müller (18). „Der Fußball ist manchmal extrem gemein. Es war irgendwie nicht genug“, beklagte er hinterher. „Wir haben Madrid 90 Minuten klar beherrscht - dass man da ausscheidet, tut weh. Beim Gegentor haben wir sicherlich ein bisschen mitgeholfen. Der Stachel sitzt schon sehr tief.“

Ausgerechnet Müller! Die nach dem Hinspiel so heiß diskutierte Personalie sorgte am Dienstagabend für ein großes Thema. Anders als in Madrid vertraute Guardiola im Rückspiel den Bayern-Lieblingen. Im Gegensatz zur mit 0:1 verlorenen Partie vor einer Woche beförderte er neben Müller auch Franck Ribéry in die Startelf, wagte in der Defensive die Aufstellung des zuvor erst einmal nach über drei Monaten Wettkampfpause eingesetzten Jérôme Boateng.

„Müller ist für Bayern wie Messi für Barcelona“, hob der frühere Münchner Trainer Ottmar Hitzfeld die Bedeutung des WM-Torschützenkönigs von 2010 schon nach dem Hinspiel hervor. Aber man habe das Hinspiel nicht verloren, weil Müller nicht gespielt hätte, betonte Guardiola noch am Vorabend seines siebten Halbfinales in der Champions League. Beim Versuch, sein drittes Endspiel zu erreichen, spielte Guardiola in der Schlussphase an der Seitenlinie voller Leidenschaft fast schon mit.

Da lebte er den Fußball, den er so sehr liebt. Ganz im Gegensatz zu den immer wiederkehrenden Diskussionen um nicht die berücksichtigten Spieler. Die vielen Nachfragen und Rechtfertigungen nervten Guardiola nahezu ständig in seinen nunmehr fast drei Jahren in München. Schon beim 0:1 im Halbfinal-Hinspiel 2014 bei Real Madrid hatte Guardiola bis zur 74. Minute auf Müller verzichtet und Kritik abbekommen. Im Halbfinale 2015 in Barcelona wechselte er den Angreifer im Hinspiel beim Stand von 0:1 aus; das Spiel endete 0:3 - und wieder wurde auch gemäkelt.

Kurz vor Ende seiner Amtszeit in München traf Josep „Pep“ Guardiola nun mit seiner „letzte Patrone“, wie er es genannt hatte, nicht. Prägend ist die Zeit des 45-Jährigen in München trotz des verpassten Königsklassen-Triumphs, auch wenn die Bayern-Biographie des Katalanens vom dreimaligen Scheitern im Halbfinale gegen spanische Teams bestimmt sein wird.

Knapp 24 Stunden vor seinem „letzten Champions-League-Spiel hier in München“ hatte Guardiola schon eine ganze Menge bilanzierende Sätze über seine Amtszeit beim Mia-san-Mia-Club gesagt. „Ich wurde hier wirklich immer sehr gut behandelt. In Deutschland wird ein bisschen anders Fußball gespielt, ich habe versucht, ein paar Dinge zu verändern, das ist natürlich nicht einfach. Ich habe hier aber auch viel gelernt, was mir in meiner weiteren Karriere helfen wird“, schilderte Guardiola. Am Ende konnte er nur Madrids Coach Diego Simeone gratulieren.