Gelddruckmaschine Königsklasse

Die Topclubs sind dank der Uefa-Millionen in den nationalen Ligen beinahe konkurrenzlos und setzen sich ab.

Düsseldorf. Sieben Spieltage hat es gedauert. Sieben Spiele, bis man auch in der Tabelle sieht, was jeder weiß: Geld schießt eben doch Tore. In Borussia Dortmund, Bayern München und Bayer Leverkusen haben sich die drei Bundesligisten an der Spitze abgesetzt, die sich seit 1992 am häufigsten an den Geldtöpfen der Champions League laben konnten.

Damit scheint sich zu manifestieren, worüber vor dem deutschen Finale zwischen FCB und BVB in London schon heftig diskutiert wurde und was in den anderen europäischen Spitzenligen längst Alltag ist: die Zwei-Klassen-Gesellschaft im Fußball.

In Spanien dominieren der FC Barcelona und Real Madrid. In England machen die großen Fünf — Manchester United, Manchester City, FC Arsenal, FC Liverpool und der FC Chelsea — dank der Millionen ihrer Mäzene und der Uefa seit Jahren die nationalen Titel unter sich aus.

Manchester United, das nach dem Ende der Ära von Trainer Alex Ferguson gerade sportlich in der Krise ist, ist mit 480 Millionen Euro Einnahmen bei 17 Teilnahmen Primus unter den Champions-League-Clubs, gefolgt vom FC Bayern (17 Teilnahmen/460 Millionen Euro), dem FC Barcelona (17/410) und Real Madrid (17/400). Borussia Dortmund war bisher neun Mal dabei, Bayer Leverkusen ist wie Werder Bremen sieben Mal dabei, gefolgt von Schalke (6).

Seit ihrem Bestehen hat sich die Champions League zu einer Gelddruckmaschine entwickelt. Von 82 Millionen Euro im ersten Jahr 1992 ist der Jahresumsatz der Königsklasse auf 1,34 Milliarden Euro angewachsen. Dreiviertel davon fließen an die Clubs, das meiste an die, die es in die K.o.-Runden schaffen.

Im WDR warnte der Sportökonom Henning Völpel kurz nach dem Londoner Finale im Mai: „Durch diese enormen Summen werden die reichen Vereine immer noch reicher. Die Champions League wird so zu einer geschlossenen Gesellschaft.“

Leidtragende sind die nationalen Konkurrenten. Die Bundesliga könnte an Reiz verlieren, wenn kleinere Vereine trotz guter Nachwuchsarbeit und solidem Management keine Chance mehr haben, mit den Topverdienern der Königsklasse mitzuhalten.

Auch das von Uefa-Präsident Michel Platini eingeführte Financial Fairplay, eine Art Schuldenbremse, die unseriöses Wirtschaften sanktionieren und mehr Chancengleichheit schaffen soll, halten Experten für nicht förderlich. Vielmehr, so sagen die Ökonomen „zementiere“ diese Regel die jetzigen Machtverhältnisse ein. Wer einen Platz an der Sonne hat bleibt dort, wer dort hin will, hat es noch schwerer, das nötige Geld aufzutreiben.

Und dass die Uefa Champions-League-Aushängeschilder wie Real Madrid tatsächlich einmal wegen Misswirtschaft ausschließen würde, ist mehr als unwahrscheinlich. Spätestens seit die Topclubs sich in den Nuller-Jahren zusammengetan und mit der Gründung einer eigenen Europa-Liga gedroht hatten ist der Kontinentalverband darauf bedacht, den lieben Frieden zu wahren. Mit den Millionen aus der Champions League.