Guardiolas Frühstarter: Nur Platz eins zählt
London (dpa) - Wieder London, wieder Arsenal - und wieder soll ein Sieg her: Nach einer Extra-Nacht am Ort des Champions-League-Triumphes von 2013 will der zur Zeit unschlagbar wirkende FC Bayern mit dem 13. Pflichtspielsieg in Serie den nächsten Schritt auf dem Weg zum Gruppensieg machen.
„Wir wollen aus den zwei Spielen in London und beim Rückspiel in München Punkte mitnehmen, um dann das zu holen, was wir wollen: den Tabellenplatz eins“, erklärte Karl-Heinz Rummenigge vor dem Königsklassen-Klassiker am Dienstag (20.45 Uhr) gegen den FC Arsenal. Begleitet wurde der Münchner Vorstandschef beim Flug nach England auch von einer brennenden Dauerfrage: Reist Trainer Guardiola in das Land, in dem ihn viele nach seinem Engagement beim FC Bayern sehen?
Gelassen und zuversichtlich gab sich Rummenigge bei der spannenden Thematik, bei der viel gerätselt und gemutmaßt wird - und bei der weiterhin Geduld gefragt ist. „Ich habe ja immer gesagt, es liegt viel pro Bayern München auf dem Tisch. Aber es gibt wahrscheinlich auch andere Bräute, die gut aussehen, nicht nur den FC Bayern. Wir sind da durchaus optimistisch“, erläuterte der Vorstandschef am Tag vor dem Spiel des deutschen Fußball-Rekordmeisters gegen Mesut Özil & Co.
Erneut verwies Rummenigge auf den Zeitplan beim Poker um den Starcoach, dessen Dreijahresvertrag am Saisonende ausläuft. „Das Gespräch steht noch aus, aber irgendwann wird es noch vor Jahresende geführt werden“, sagte Rummenigge. Wiederholt wurde schon über einen Wechsel Guardiolas zu Manchester City spekuliert. Der umworbene selbst hielt sich zurück. Der Verein wisse über alles Bescheid, sagte Guardiola am Montagabend. „Wir sind hier, um morgen Champions League zu spielen.“ Dabei sei der angeschlagene Gegner besonders gefährlich. „Wenn Du die letzte Chance hast, gibst Du alles“, warnte Guardiola. Wenn es dem FC Bayern so gehen würde, würde man aggressiv und wie Tiere kämpfen.
Bei der Frage nach der Trainer-Zukunft müssen sich die Münchner noch in Geduld üben. Die nach dem Sieger in Gruppe F soll dagegen im Eiltempo zugunsten des mit sechs Punkten und 8:0 Toren furios gestarteten deutschen Meisters beantwortet werden. In einem „ersten Finale“, erklärte Guardiola, „können wir fast die Qualifikation für das Achtelfinale erreichen.“ Aus Furcht vor dem Berufsverkehr in der Millionenmetropole London reiste der Spanier mit dem Team einen Tag früher als üblich an. Zu viel Zeit in Bus und Flieger vor dem Spiel sei für die Vorbereitung schlecht.
Mehr Zeit in London, Finalstadt des Münchner Triumphes gegen Borussia Dortmund 2013, finden die Stars wohl auch nicht verkehrt. Klar denke man auch an den Titelgewinn zurück, bekannte Kapitän Philipp Lahm. „Aber ich erinnere mich auch an viele erfolgreiche Spiele gegen Arsenal in den letzten Jahren. Ich glaube, insgesamt verbinden wir alle viel Positives mit London.“
Im dritten Jahr nacheinander treffen die Münchner auf das Team um Weltmeister Per Mertesacker, der die Bayern aktuell als „noch schwerer schlagbar“ ansieht. Die Zeiten, in denen der deutsche Rekordchampion mit Bauchschmerzen auf die Insel reiste, sind lange vorbei. Selbst die lange Verletztenliste von Franck Ribéry über Mario Götze bis hin zum noch nicht fitten Arjen Robben löst kein Stöhnen aus. Zumal es auch positive personelle Nachrichten gibt: Kingsley Coman ist wieder dabei. Turbo-Flügelmann Douglas Costa kehrt nach der Pause beim 1:0 in Bremen ins Team zurück, Defensivmann Javi Martínez meldete sich fit. Guardiola ließ die Einsätze der drei Profis, die beim Abschlusstraining mitwirkten, aber noch offen.
Anders als 2013 und 2014, als die Münchner das Team von Ewig-Trainer Arsène Wenger im Achtelfinale ausschalteten, geht es nun in einem Gruppenspiel zwischen Spitzenreiter und punktlosem Schlusslicht gegeneinander. „Um den Fehlstart zu korrigieren, brauchen wir eine sehr gute Leistung gegen ein Top-Team“, erklärte Wenger, dessen Team sechs der vergangenen zwölf Heimspiele in der Königsklasse verlor.
Arsenal zeigt in Liga und Königsklasse zwei Gesichter, was auch Rummenigge überrascht. „Ich weiß nicht, ob sie sich verzockt haben“, sagte der Vorstandschef, der sich ebenso wie Thomas Müller auf eine ansehnliche Partie freut. „Beide Mannschaften haben sich den Offensivgeist auf die Fahnen geschrieben“, erklärte der Torjäger, der bei den letzten zwei Siegen in London jeweils traf. „Ein gutes Gefühl.“